Als der Anruf aus Lünen kam, war Jazz-Trompeter Nico Wellers gerade auf dem Sprung. Er dachte, es ging um die musikalische Begleitung einer Veranstaltung. Dass er dort selbst geehrt werden soll, habe er zunächst gar nicht verstanden. Doch es ist so: Der Kulturförderpreis 2022 der Stadt Lünen geht an den 22-jährigen Nachwuchsmusiker, dessen musikalischer Lebenslauf atemberaubend klingt.
Zurzeit studiert Nico Wellers an der Essener „Folkwang Universität der Künste“ Jazztrompete im Studiengang „Bachelor of Arts – Performing Artist“. Im Juni bestand er seine Zwischenprüfung mit Bestnote. Gleichzeitig unterrichtet er als Honorarkraft an den Musikschulen in Lünen und Gladbeck und arbeitet auch in dem Projekt Jekits mit, dem kulturellen NRW-Bildungsprogramm „Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen“ an Grund- und Förderschulen.
Eltern sind Trompeter
Mit dem Blechblasinstrument ist Nico Wellers quasi groß geworden. Seine Eltern, Guido Wellers und Sandra Horn, sind beide Trompeter und haben Klassik studiert. Von klein auf war Nico Wellers von Musik umgeben, schon als Kind wollte auch er Trompete spielen. Anders als bei Geiger David Garrett lief bei ihm alles ohne Zwang. „Man kann das gar nicht genug wertschätzen“, sagt er und auch, dass ihm früh viele Türen geöffnet wurden. Eigentlich gehöre der Preis seinen Eltern, so das Trompeter-Talent.
Doch er ist für ihn bestimmt. Sein musikalischer Wirkungskreis ist immer größer geworden. Nico Wellers spielt bei Theaterproduktionen und wirkt bei diversen überregionalen Rock- und Salsabands mit. Er ist damit kultureller Botschafter für Lünen.
Von Klassik bis Rammstein
Nico Wellers bezeichnet sich selbst als Allround-Trompeter. Klassik mache ihm genauso viel Spaß wie Jazz. Er mag Barock, aber auch Musik der Band Rammstein, genauso wie Bigband-Swing, elektronische Musik, Heavy Metal oder neuere Musik. Weil er so vielseitig ist, will er sich nicht auf einen Lieblingsmusiker oder eine spezielle Richtung festlegen. Wieder nennt er seine Eltern. Die hätten ihm diese Offenheit immer vorgelebt.
Schon im Grundschulalter sammelte Nico Wellers erste musikalische Erfahrungen, etwa in der Jazzubis-Bigband und dem sinfonischen Bläserensemble der Musikschule Lünen, der Brass Connection der Geschwister-Scholl-Gesamtschule und dem Posaunenchor Bergkamen. Am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium kamen Schulbigband und Schulorchester hinzu.
Nico Wellers wurde mit zwölf Jahren Trompeter im Jugend-Jazz-Orchester Münsterland „Unijazzity“. Er nahm bis zum 18. Lebensjahr im Rahmen von musikalischen Projekten diverse CDs auf. In der Kategorie Nachwuchs gewann er den WDR Jazzpreis.

Beruf und Hobby zugleich
Als Trompeter war er in Lünen bei vielen Veranstaltungen dabei. Er ist mehrfacher Preisträger von „Jugend musiziert“ und „Jugend jazzt“, 2017 holte er den ersten Platz auf Bundesebene. Ein Jahr später wurde er Mitglied des „Landes-Jugend-Jazzorchester NRW“, mit dem er eine Konzertreihe in die USA unternahm.
Nico Wellers ist überglücklich, wenn er viel spielen kann. Zurzeit genießt er, unbeschwert das machen zu können, was ihm Spaß mache. Zu Weihnachten wird im Hause Wellers traditionell musiziert - zunächst im Gottesdienst an Heilig Abend mit dem Posaunenchor Bergkamen und dann zuhause mit Nachbarn auf der Straße, wo Glühwein und Bier die Runde machen. „Das ist unfassbar schön“, sagt Nico Wellers.
Für ihn sei Musizieren Hobby und Beruf zugleich. Besonders gerne spielt er mit anderen zusammen. Dass er jetzt den mit 500 Euro dotierten Förderpreis der Stadt Lünen bekommt „kann ich noch gar nicht richtig realisieren“, meint er.
Autor Dirk Husemann ist Lüner Kulturpreisträger 2022: Werke über Lünen, Krimis und Romane
Jazz-Club Lünen verkauft nach Schließung Inventar: Vieles ging weg, das Beste ist noch da
Queen-Begeisterung in Lünen: Fünf Sänger ersetzen Freddie Mercury