Tricks der Diebe: So informierte die Polizei in Lünen

Spezielle Aktion

Kurz nicht aufgepasst und schon ist die Geldbörse weg: Taschendiebe haben ihre eigenen Tricks, um Opfer zu beklauen - diese bemerken das oft erst, wenn es zu spät ist. Damit das nicht den Besuchern der Lüner Innenstadt passiert, hat die Polizei auf das Thema aufmerksam gemacht. Wir waren mit der Kamera dabei.

LÜNEN

, 24.03.2017, 18:35 Uhr / Lesedauer: 2 min

In aller Ruhe steht Ute Chavenetidis an einem Marktstand mit Stoffen und Nähzubehör an der Münsterstraße. Während sie sich beraten lässt, nähert sich ihr ein Mann. Es scheint so, als interessiere er sich ebenfalls für die Waren. Doch dann gleitet seine Hand plötzlich in Richtung Tragetasche der Kundin.

Wäre Jörg Stenczl nicht Kriminalhauptkommissar, sondern ein Taschendieb, dann hätte er Chavenetidis in dieser Situation wahrscheinlich um einige Wertsachen erleichtert. Und die Kundin hätte gar nichts davon mitbekommen. „Ich habe zwar gemerkt, dass da jemand dicht neben mir steht, aber ich dachte, er würde auch nur etwas am Stand suchen“, sagt sie.

"Situation wie auf dem Marktplatz ist ideal"

Der Hauptkommissar der Dortmunder Polizei und seine Kollegen informieren in der Innenstadt über das Thema Taschendiebstahl, erläutern den Passanten, wie die Täter vorgehen und geben Tipps, wie man sich vor den Langfingern schützen kann. „Eine Situation wie hier auf dem Markt ist für Taschendiebe ideal. Menschen drängen sich an den Ständen und sind abgelenkt“, erklärt Stenczl.

Chavenetidis bekommt von ihm ein kleines Glöckchen fürs Smartphone und den Handtaschenreißverschluss sowie eine Sicherheitshalterung. Damit kann sie ihre Tasche beispielsweise an einem Tisch befestigen, wenn sie mit Bekannten im Café sitzt. Denn auf dem Boden abgestellte oder über die Stuhllehne gehängte Taschen sind ebenfalls eine Einladung für Diebe. „Und denken Sie daran, den Reißverschluss der Tasche wieder zu schließen“, sagt Stenczl. Dann geht es weiter durch die Fußgängerzone und der Blick des Hauptkommissars fällt auf zwei junge Damen. Auch sie bekommen das kleine Sicherheitsequipment und Tipps zum Schutz vor Diebstahl.

Zielgruppe der Polizeibeamten sind an diesem Tag schließlich nicht nur Senioren mit Rollator oder Mütter mit Kinderwagen – beides beliebte Opfer von Taschendieben –, sondern auch jüngere Menschen. Denn die führen laut Stenczl meist noch mehr Wertgegenstände mit sich. „Im Zug wurde mir schon mal das Portemonnaie gestohlen. Ich habe es aber sofort gemerkt, weil der Mann sich so komisch hingesetzt hatte. Dann habe ich ihn angeschrien und er ist geflüchtet. Mein Portemonnaie hat er zum Glück wieder fallen lassen“, erzählt Melissa Nguyen dem Beamten.

Diebe suchen körperliche Nähe, sind aufdringlich

Und der nickt zustimmend. Nicht nur, weil sich die 21-Jährige in dieser Situation gut verhalten hat, sondern auch, weil der Fall eine typische Vorgehensweise der Täter darstellt. Sie suchen körperliche Nähe, sind regelrecht aufdringlich, rempeln ihre Opfer vielleicht sogar an, sorgen für Ablenkung und nutzen dann den Moment.

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Taschendiebe beobachten die Personen, bevor sie tätig werden. Sie achten darauf, wo die Geldbörse nach dem Bezahlen verstaut wird, wo das Smartphone hingesteckt wird“, sagt Stenczl.

Nach seiner Einschätzung ist Taschendiebstahl gerade in Großstädten ein weit unterschätztes Phänomen: „Dabei kommt es vor, dass Menschen, die bestohlen wurden, auch Wochen nach der Tat noch zutiefst verunsichert sind. Und das gilt nicht nur für Personen, denen neben Portemonnaie und Smartphone auch Dokumente und Schlüssel gestohlen wurden.“

Tipps der Polizei zum Schutz vor Taschendiebstahl
Die Polizei rät dazu, Wertsachen wie Bargeld, EC-Karten und Smartphones immer eng am Körper mit sich zu führen, beispielsweise in Jackeninnentaschen, Gürteltaschen oder Brustbeuteln.
Die Reißverschlüsse von Handtaschen sollten stets wieder geschlossen werden. Die Taschen nie unbeaufsichtigt lassen.
Wer das Haus verlässt, sollte nur das Nötigste mit sich führen, auf große Mengen Bargeld oder nicht immer benötigte Dokumente verzichten und in Situationen wie bei Großveranstaltungen, in Geschäften oder im Bus besonders achtsam sein.
Wer bemerkt, dass er bestohlen wurde, sollte unverzüglich Anzeige bei der Polizei erstatten und EC-Karten über die Sperrnotrufnummer 116116 sperren lassen.
Auch bei Taschendiebstahl ist die Polizei auf Zeugenhinweise angewiesen. Weitere Informationen gibt es auf der Website der Polizei unter 

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