Montage: Kohleschiff im Stummhafen Lünen, Stadtgrenze Waltrop/ Kraftwerksleiter Stefan Paul Trianel

Die Kapazitäten des Hafens seien erschöpft, sagt Trianel-Kraftwerksleiter Stefan Paul. Ist die Industriefläche am Kraftwerk weniger attraktiv als man in Waltrop denket? © Goldstein / Montage: Forytta

Trianel: Es gibt deutlich bessere Gewerbeflächen als das Stummhafen-Areal

rn„Filetstück“ am Kraftwerk

Das Stadtwerke-Netz Trianel wird deutlich: Die Industriefläche am Stummhafen auf Waltroper Grund an der Stadtgrenze zu Lünen sei nicht annähernd so attraktiv, wie in Waltrop behauptet wird.

Waltrop, Lünen

, 21.10.2022, 08:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Während man sich in Waltrop weiter viel davon verspricht, auf der ehemaligen Bauvorbereitungsfläche des Lüner Kraftwerks auf Waltroper Boden (Stummhafen) Gewerbe oder Industrie anzusiedeln und damit Arbeitsplätze zu schaffen, sagt der Kraftwerksbetreiber Trianel in überraschender Deutlichkeit: Die Fläche ist bei Weitem nicht so attraktiv, wie es gemeinhin dargestellt wird.

„Die Industriefläche Trianel (Stummhafen) hat eine exponierte Lage. Sie besitzt einen Anschluss an dem Datteln-Hamm-Kanal, sowie die Möglichkeit, einen Anschluss an das Schienennetz herzustellen. Zudem ist auch eine Straßenanbindung vorhanden“, heißt es in dem gemeinsamen Antrag aller Waltroper Fraktionen, die Trianel-Geschäftsführung in den Rats-Fachausschuss einzuladen. „Aufgrund dieser Gegebenheiten ist es für die Antragsteller von hohem Interesse, zu erfahren, was die Geschäftsführung von Trianel mit dieser Fläche in Zukunft machen möchte.“

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Von unserer Redaktion nach der Wertigkeit der Zwölf-Hektar-Fläche gefragt, relativiert Trianel die vermeintlichen Vorzüge überraschend deutlich: „Nicht zuletzt durch die Stilllegung einiger Kraftwerke in der Region gibt es weitere interessante Standorte, die für die Ansiedlung von Industrie- oder Gewerbeunternehmen deutlich besser geeignet sind. Die Zugänglichkeit zu der Fläche am Trianel- Kraftwerk ist äußerst begrenzt für Unternehmen, die einen Anschluss an Verkehrswege benötigen: Die Kapazitäten im Stummhafen am Datteln-Hamm-Kanal sind begrenzt und bereits erschöpft. Andere Industrieflächen in der Region verfügen über bessere Konditionen. Die Bahnanbindung ist zeitlich deutlich eingeschränkt und die Straßenanbindung führt über schmale, bereits heute hoch ausgelastete Straßen im Lüner Stadtgebiet. Diese Bedingungen schmälern die Attraktivität der Fläche für bestimmte Unternehmen offensichtlich massiv“, heißt es in der Antwort.

Betriebe, die Schadstoffe ausstoßen, kommen kaum infrage

Und: „Aufgrund einer hohen Dichte an ‚emittierenden‘ Industrien in der Region sind einer weiteren Ansiedlung ,emittierender‘ Betriebe unseres Erachtens enge Grenzen gesetzt.“ Heißt: Betriebe, die Schadstoffe in größerer Menge ausstoßen, kommen für die Fläche kaum infrage, weil die Vorbelastung der Region dafür schon zu hoch ist.

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Die Frage, „was Trianel mit der Fläche machen will“, spielt das Stadtwerke-Netz zurück: „Zunächst sollte geklärt werden, welche Unternehmen Interesse an der Nutzung der Fläche haben. Jedes Unternehmen hat andere Anforderungen an die erforderliche Infrastruktur. Dem sollte Rechnung getragen werden, insbesondere vor dem Hintergrund der notwendigen Investitionen. Sobald dies geklärt ist, treten wir gern in den Dialog mit der Stadt Waltrop und auch dem potenziellen Flächennutzer.“ Das war auch in der Vergangenheit schon die Haltung von Trianel. Zwar besteht aus einem Vertrag von 2007 die Verpflichtung für den Kraftwerks-Betreiber, die Infrastruktur für eine Nachnutzung herzurichten, wenn das Kraftwerk in Betrieb ist. Das ist seit 2013 der Fall. Auf diese Verpflichtung pochte zuletzt besonders Waltrops SPD-Fraktionschef Detlev Dick. Aber Trianel entgegnet sinngemäß: Wir wissen doch gar nicht, was ein ansiedlungswilliges Unternehmen an Infrastruktur braucht.

„Keine konkreten Ideen für Nachnutzung“

Also ist es Aufgabe der Stadt Waltrop, zunächst einen Interessenten zu präsentieren. Stadtsprecherin Andrea Middendorf sagt, man sei weiterhin mit Trianel im Gespräch und an einem Einvernehmen mit dem Unternehmen interessiert. Andeutungen, wonach das Stadtwerke-Netz einen Interessenten vermitteln könnte, kann Trianel jedenfalls nicht bestätigen: „Soweit uns bekannt ist, gibt es von externen Interessenten keine konkreten Ideen für eine Nachnutzung. Hier sehen wir aber auch die Stadt Waltrop in der Pflicht, da sie das Baurecht schafft und damit über die Nutzung der Fläche entscheidet.“

Offiziell ist Trianel übrigens noch nicht in eine Waltroper Gremiensitzung eingeladen worden - die Sitzung, in der das beschlossen werden sollte, ist ausgefallen. Aber man stehe natürlich für einen Austausch zur Verfügung, lässt Trianel wissen.