
Vorsitzender Götz Hartmann (l.) und sein Stellvertreter Knut Thamm diskutieren mit den Mitgliedern über die Zukunft des Jazz-Clubs. © Goldstein
Traurige Töne im Jazz-Club Lünen: Vorstand stellt die Existenzfrage
Mitgliederversammlung
Jazzgenuss vom Feinsten und immer ausverkauft, dafür steht der Jazz-Club Lünen. Corona hat allerdings alles verändert. Die Mitgliederversammlung entscheidet jetzt, ob die Lichter ausgehen.
Das 25. Club-Jubiläum vor zwei Jahren hätte ein großes Jazz-Ereignis werden können. Doch es fiel genau in die Coronazeit. Die Pandemie hat dem Jazz-Club zugesetzt. Konzerte im fensterlosen Kellerraum ohne Belüftung, das konnten sich viele Jazzfreunde nicht vorstellen. Abstandhalten wäre in dem engen Jazztempel ohnehin kaum möglich gewesen. Was einst den Charme des Jazz-Clubs ausgemacht hat, wurde ihm in der Pandemie zum Verhängnis. „Die Atmosphäre wurde erst geschätzt und dann gefürchtet“, fasst es Vorsitzender Götz Hartmann zusammen.
Während vor Corona die Abende immer ausverkauft waren, sei in den vergangenen zwei Jahren so ziemlich alles in die Hose gegangen, so Hartmann. Erst verzichtete der Club auf Konzerte. Dann gab es Versuche der Wiederbelebung. Doch Bands sagten ab, weil die Musiker an Corona erkrankt waren. Mitunter fiel dann auch noch die Ersatzgruppe aus. Vor der Urlaubszeit hatten Jazzfreunde Sorge sich anzustecken und blieben weg. Statt früher 100 kamen nur noch 20 oder 30 Leute. „Dafür lohnt sich die ganze Arbeit nicht“, sagt Götz Hartmann.
Jetzt zieht er die Notbremse. Bei der Mitgliederversammlung am Dienstag, 13. September, stellt er mit Stellvertreter Knut Thamm die Existenzfrage: Soll der Jazz-Club vorläufig schließen, bis die Pandemie endgültig vorbei ist und dann Konzerte wieder ohne Einschränkung möglich sind, oder sollen im Jazz-Keller endgültig die Lichter ausgehen?
Arbeit mit viel Herzblut
Keine einfache Frage. Auch für Götz Hartmann nicht. Schließlich steckt viel Herzblut in dem seinerzeit von Dieter Hirsch gegründeten Verein. Der Rückhalt der Mitglieder ist auch während der Coronazeit geblieben. „Es ist sind kaum welche abgesprungen und auch neue dazugekommen“, weiß der Vorsitzende. Viele junge Leute gehörten zum Club.

Eng und gemütlich im Jazz-Keller: Die Tino Gonzales Band bei ihrem Auftritt in Lünen. © Goldstein (A)
Gerade sie wollen die Jazzfreunde für ihren Verein gewinnen. Mit Rap, Funk, Rhytm and Blues habe man das ansonsten bunt gemischte Programm auf sie eingestellt. Weil sich das noch nicht überall herumgesprochen hat, ist der Club auf allen Kanälen, auch in den Sozialen Medien, präsent. Nicht nur Musiker von auswärts, auch heimische Jazzer haben im Club immer wieder eine Plattform bekommen.
Zukunft steht in den Sternen
Zwischenzeitlich schaute man mal optimistisch in die Zukunft. Das Kulturbüro hatte im November den Jazzfreunden den Hansesaal als Ausweichort angeboten. „Das Konzert war auch gut besucht“, sagt Hartmann. Doch dauerhaft wolle man schon die Club-Atmosphäre beibehalten.
Ob das gelingt, steht momentan in den Sternen. Jetzt haben die Mitglieder das letzte Wort. Sie treffen sich am 13. September um 20 Uhr im Club. Es geht um die Existenz.
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
