Dr. Christian Lüdke: Feste Strukturen sorgen dafür, dass die Zeit schneller vergeht. © Lüdke
Dr. Christian Lüdke
Tipps nach drei Wochen zuhause: Wie überstehe ich die Osterferien?
Drei Wochen ohne Schule, dafür Homeoffice - das ständige Zusammensein geht in der Corona-Krise an niemandem spurlos vorbei. Alleinstehende würden sich mehr Nähe wünschen. Ein Lüner Psychologe gibt Tipps.
Kinder vermissen ihre Klassenkameraden, Eltern sehnen sich langsam nach dem ganz normalen Büroalltag und Senioren, die alleine leben, wünschen sich, dass sie endlich wieder ihre Kinder und Enkel besuchen können. Die Zeit der Kontaktsperre wegen des Coronavirus ist nicht einfach. Jetzt sind schon mehrere Wochen vorbei, und manchen Familien graust es schon vor den Osterferien, die keine Abwechslung bieten können, weil Reisen unmöglich sind.
Mit festen Strukturen vergeht die Zeit schneller
Damit uns die Wochen der Kontaktsperre weniger lang vorkommen, gibt es einen Trick, verrät der Lüner Psychologe Dr. Christian Lüdke. Wenn es viele Veränderungen gibt, man im Urlaub also täglich neue Ausflüge macht oder in Corona-Zeiten jeden Tag einen neuen Spazierweg ausprobiert, dann vergeht die Zeit gefühlt viel langsamer. Hat man jedoch täglich feste Strukturen und Regelmäßigkeiten, verfliegt die Zeit gefühlt schneller.
„Das ist das Ergebnis einer internationalen Studie von Hirnforschern, die vor zwei Jahren herausgefunden haben, warum bei einem 14-tägigen Urlaub die erste Woche gefühlt langsam und die zweite viel schneller vergeht“, erklärt Lüdke. In der ersten Woche sei alles neu - Umgebung, Menschen, Aktionen. Wenn man in der zweiten Woche dann alles schon kennt, vergeht die Zeit schneller.
Kein normaler Urlaub wie sonst an Ostern
Das Ergebnis der Studie ist auch der Tipp von Lüdke für Familien. Auch in den Ferien, die sich diesmal womöglich gar nicht so anfühlen wie normaler Urlaub, sollte man sich an tägliche Strukturen halten, durchaus auch versuchen, Wissenslücken in Schulfächern zu schließen oder auch mit einem Instrument zu üben, das man an der Musikschule lernt.
„Wichtig ist es auch, nicht den ganzen Tag im Schlaf- oder Jogginganzug zu verbringen, sondern sich ganz normal anzuziehen, als ob man zur Schule oder zur Arbeit ginge. Das hilft auch, dem Tag Struktur zu geben.“
Lüdke hat auch einige Tage im Homeoffice gearbeitet, nun hat er den Arbeitsplatz daheim an seine Frau abgegeben, die auch von zuhause aus arbeiten kann. In seinem Essener Büro hat er dafür einen Tipp für Familien bekommen. Dort gibt es ein Autokino, das man auch während der Corona-Zeiten besuchen kann. Die Tickets werden online gekauft und bezahlt. Die Kontrolleure können die Tickets dann auch durch die geschlossene Autoscheibe scannen.
Für Paare eine Chance, an der Beziehung zu arbeiten
Auch für Paare ist es derzeit ungewohnt, wenn beide den ganzen Tag zuhause sind. Aber auch, so Lüdke, eine Chance, an der Beziehung zu arbeiten. „Aus 30 Jahren Psychotherapie kenne ich die beiden Hauptgründe für Trennungen: Zeitmangel und Missverständnisse.“
Zeit zu zweit gibt es momentan mehr als genug. Und die, so Lüdke, sollten Paare auch nutzen, um die gemeinsame Lebensplanung zu besprechen, die Beziehung upzudaten (was auch für Freundschaften gilt). „Das kann auch unangenehm sein, aber man hat nun Gelegenheit, Missverständnisse auszuräumen“, so Lüdke. Es sei durchaus ein Stresstest für viele Partnerschaften, aber auch die Chance, dass die Beziehung intensiver und enger werde.
Telefonate und Briefe gegen die Einsamkeit
Menschen, die alleine leben, würden sich derzeit wünschen, dass sie bald wieder Kontakte pflegen dürfen. Hier könnten neue Medien helfen, aber genauso gut auch der gute alte Brief - von den Enkeln an die Großeltern, von Freunden an Freunde.
Und auch Telefon und Handy spielen momentan eine große Rolle, um die Einsamkeit nicht zu groß werden zu lassen. „Auch da ist die Regelmäßigkeit wichtig und die Freude, wenn man zum Briefkasten geht und liebe Post herausnehmen kann.“ Auch und vielleicht gerade zu Ostern - denn dieses Jahr ist es kein so großes Familienfest wie sonst immer.
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