Seit dem Sommer liegt der kleine Theo in der Uniklinik Münster. Der Krebs war zurückgekehrt, man hoffte auf eine Stammzellenspende. Der Spender war relativ schnell gefunden. Ende Oktober bekam Theo die Knochenmarkspende eines Österreichers. Dann ging es dem tapferen Dreijährigen sogar richtig gut. Die Familie war sicher, dass der Kleine in der Adventszeit nach Hause kommen kann. Nun wird Theo tatsächlich aus der Uniklinik entlassen, darf zu seiner Mama Nathalie, Papa Daniel und seiner ein Jahr jüngeren Schwester. Aber eine Woche vorher ertastete Theos Mama, als sie ihren Kleinen vorsichtig streichelte, einen Knubbel an seinem Hals. „Mein Bauchgefühl sagte mir schon, dass das nichts Gutes bedeutet“, sagt Nathalie Link.
Dabei schien nach der Knochenmarkspende alles in die erhofften Bahnen zu laufen. Theo war so gut drauf wie lange nicht mehr, auch das Blutbild zeigte keine Auffälligkeiten. Die Hoffnung, dass die Spenderzellen den Krebs als Feind ansehen und bekämpfen, schien sich erfüllt zu haben. „Theo hat ganz friedlich geschlafen, als ich ihn gestreichelt habe. Wir planten schon, ihn nach Hause zu holen.“ Als Nathalie Link den Ärzten von ihrer Entdeckung erzählte, wollten sie erst keine Prognose abgeben, sie mussten erst eine Ultraschall-Untersuchung machen. „Aber mir war eigentlich direkt klar, was dieser Knubbel bedeutet, angesichts von Theos Krankheit.“

„Wir haben gar nicht mehr daran gedacht, dass die Stammzellen nicht helfen. Auch wenn wir vor der Transplantation von den Ärzten erfahren haben, dass die Wahrscheinlichkeit nur bei elf Prozent liegt, dass es funktioniert.“ Aber dann war der Krebs nicht mehr nachzuweisen, Theo erholte sich. Doch nun ist es traurige Gewissheit, dass nicht nur die eigenen Zellen, sondern auch die Spenderzellen den bösartigen Krebs als „Freund“ statt als „Feind“ ansehen und ihn nicht, wie gehofft, bekämpfen. „Das Schlimme ist, dass bei Kindern die Zellteilung schneller erfolgt als bei Erwachsenen.“
Mittlerweile haben die Ärzte in Münster Theo einen Port gelegt und den Knoten, den seine Mama ertastet hatte, entfernt. „Er soll noch untersucht werden, aber es ist nur eine Formsache.“ Am Mittwoch (13.12.) oder Donnerstag wird Theo nun entlassen - erst einmal nach Hause. „Das Schlimmste ist, dass er so gut drauf ist, dass man ihn ansieht und nicht glauben kann, dass der Krebs zurück ist.“
Theo soll palliativ behandelt werden. Doch in Münster gibt es keine Kinder-Palliativstation: „Man hat uns aber geraten, in ein Krankenhaus zu gehen, wenn es ihm schlechter geht und er Hilfe gegen die Schmerzen braucht.“ Auch wenn die Familie mittlerweile im Uniklinikum Münster alle Mitarbeitenden kennt, mache es mehr Sinn, in ein spezielles Kinderpalliativzentrum zu gehen. Das gibt es in Datteln.

Aber erst einmal wird es für den tapferen kleinen Jungen eine besondere Überraschung geben. Daniel Magalski von der Lüner Feuerwehr will organisieren, dass er Theo mit einem Fahrzeug der Jugend-Feuerwehr von Münster nach Hause holen kann. Magalski kennt die Familie, seit er mit und für den Verein „Lüner helfen Lünern“ den Rücktransport Theos aus Kreta nach Münster ermöglicht hatte. „Theo liebt die Feuerwehr.“ Schon einmal hatte die Lüner Feuerwehr den Kleinen mit dem Besuch eines Fahrzeugs überrascht. Zunächst soll Theo daheim in der gewohnten Umgebung bleiben. Betreut wird er vom ambulanten Palliativteam der Kinderklinik Datteln. Wenn es ihm schlechter geht, wird die ganze Familie ins Kinderpalliativzentrum nach Datteln gehen. „Wir müssen für Theo das Beste daraus machen, ihm alle Wünsche erfüllen.“ Theo will schwimmen gehen, in den Zoo, Karussell fahren und eine Bratwurst im Brötchen essen. „In Datteln ist es auch möglich, Ausflüge zu machen.“
Seit eineinhalb Jahren drehen sich Nathalie Links Gedanken um Theos Krankheit. Und manchmal fragt sie sich verzweifelt, warum sich ihr Kleiner immer wieder so quälen muss. „Wenn der liebe Gott ihn so früh haben will, warum lässt er ihn so lange leiden?“ Auch wenn sie es rational verstehen muss, dass der Krebs zurück ist, wenn sie Theo ansieht, dem es scheinbar so gut geht, kann sie es nicht glauben: „Man denkt immer, es stimmt doch alles.“ Nein, sie weine nicht den ganzen Tag, denn da ist ja auch noch ihre zweijährige Tochter, die das alles noch nicht verstehen kann. Aber wenn Nathalie Link vom erneuten Rückschlag erzählt, dann ist es um ihre Fassung geschehen. Theos Mama versucht, sehr tapfer zu sein, doch auch bei diesem Gespräch fließen auf beiden Seiten Tränen. Wir hätten uns beide gewünscht, dass die Knochenmarkspende das Wunder ist, das Theo rettet. Dass es ein Happy-End für Theo und seine Familie gibt. Dass es nun anders kommt, ist für die junge Familie im Alltag nicht zu begreifen.
Angst vor Erstickungsanfällen
Die größte Angst von Nathalie Link ist es, dass Theo sich quält. „Wenn er, wie ganz am Anfang auf Kreta Erstickungsanfälle bekommt, das wäre ganz furchtbar.“ Immer wieder fragt sie sich, warum gerade ihr Kleiner an dieser Krankheit leiden muss: „Nicht falsch verstehen, das wünscht man natürlich niemandem. Aber trotzdem fragt man sich, warum es uns trifft. Wir sind doch nur ganz normale Leute, nichts Besonderes.“ Jetzt aber will sie mit ihrem Partner und der kleinen Schwester Theo daheim eine schöne Zeit bereiten, ihm seine kleinen, bescheidenen Wünsche erfüllen und dafür sorgen, dass der Kleine seine Krankheit, so gut es geht, vergisst.
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