Theaterstück nach Recherchen in Lünen „Tod eines Einzelhändlers“ sorgt für Diskussionsstoff

Theaterstück „Tod eines Einzelhändlers“ sorgt für Diskussionsstoff
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Die Idee hatte der Lüner Geschäftsmann Ludger Auferoth. Nachdem Susanne Hocke und Jürgen Larys seit einigen Jahren erfolgreich beim „Parktheater“ am Hotel an der Persiluhr gastierten, fragte Auferoth die beiden Theatermacher, ob sie auch eine Auftragsarbeit übernehmen würden. Als er im Stau stand, hörte er im Radio eine Sendung über Arthur Millers Stück „Tod eines Handlungsreisenden“ und hatte den Impuls, dies auf den Einzelhandel in Lünen zu übertragen. Damit stand der durchaus provokante Name des neuen Stücks fest - „Tod eines Einzelhändlers“. Am 28. und 29. März wird es auf der Studiobühne des Hilpert-Theaters gezeigt. Am 29. März als spezielle Aufführung für Schülerinnen und Schüler.

Da das Miller-Stück eines der absoluten Lieblings-Werke von Jürgen Larys ist, sagten er und Hocke zu. Und hatten die Idee, den Hof des Hotels mit einem Catwalk auszustatten, auf dem sie das Stück spielen wollten. „Ursprünglich hieß Millers Stück 'Inside his head', was darauf hinwies, dass alles im Kopf des Protagonisten stattfindet“, so Larys. So sollte auch die Ehefrau des Handlungsreisenden ursprünglich nur eine Stimme im Kopf sein. Doch dann wurde ihre Rolle doch zur realen Person.

Szene aus der Premiere: Linda (Susanne Hocke) entwickelt ihre Utopien für die Zukunft. Kann sie Willie (Jürgen Larys) damit von seinen düsteren Suizidgedanken abbringen?
Szene aus der Premiere: Linda (Susanne Hocke) entwickelt ihre Utopien für die Zukunft. Kann sie Willie (Jürgen Larys) damit von seinen düsteren Suizidgedanken abbringen? © Diethelm Textoris

Als Larys das Stück im englischen Original las, schrieb er Zitate auf, die Susanne Hocke im neuen Werk spricht. Darauf reagiert Larys und daraus entstehen die Themen von „Tod eines Einzelhändlers“. Der Kampf um Freiflächen und Natur und das Scheitern des amerikanischen Traums, dass jeder, der tüchtig ist, belohnt und reich wird. Darum geht es unter anderem. Der Titel des Stücks sorgt dafür, dass „die Leute schon zucken, wenn ich die Plakate in die Läden bringe“, so Larys.

Carola Deinhart-Auferoth vermittelte den Theaterleuten Gesprächspartner im Lüner Einzelhandel. Hocke und Larys sprachen mit Menschen, die einen Familienbetrieb übernommen haben, aber auch mit solchen Idealisten wie den Betreibern des neuen Unverpacktladens. „Es war interessant zu erfahren, dass die meisten Geschäftsleute nicht unbedingt andere Ladenbetreiber als Konkurrenz ansehen. Konkurrenz besteht eher zwischen dem Präsenzhandel und dem Internethandel. Corona hat das noch verstärkt, aber das Problem bestand schon vor der Pandemie“, erfuhr Larys.

Diskussionen

Auch an der Bochumer Ruhr-Uni wurde recherchiert - zum Thema Nachhaltigkeit. „Das große Thema ist, wie wir unsere Zukunft gestalten wollen. Möchten wir nur daheim auf dem Sofa sitzen, in einer kaputten Welt und nur noch virtuell leben. Und wir stellen die Frage, ob wir das beeinflussen können, indem wir wieder mehr im Präsenzhandel einkaufen“, so der Schauspieler und Regisseur. Bei den Gesprächen erfuhr er, dass die meisten Einzelhändler in Lünen durchaus eine positive Stimmung spüren. Auch mit Vertretern der Stadt redeten die Theatermacher im Vorfeld.

Nun laden Larys und Hocke nicht nur zur Aufführung ein. Im Anschluss gibt es noch Gespräche. Am 28. März sind Astrid Linn von der Lüner Stadtentwicklung und Einzelhändler Ralf Blomenkemper die Gesprächspartner, am 29. März diskutiert Reiner Hohl (Grüne), Schulleiter und stellvertretender Bürgermeister, mit den Schauspielern. Dass Gespräche gut zum 50 Minuten langen Stück passen, zeigte sich nach der Premiere beim Parktheater bei der Aufführung in Bochum.

Willie (Jürgen Larys) in dem Theaterstück bei der Premiere in Lünen.
Willie (Jürgen Larys) in dem Theaterstück bei der Premiere in Lünen. © Diethelm Textoris

Dass das Stück offenbar gerade bei Schülern großes Interesse weckt, liegt wohl auch am Lehrerstammtisch, den Susanne Hocke und Jan N. Schmitt, die Organisatoren des Jugend-Theaterfestivals, noch vor Corona ins Leben riefen. Dabei wird den interessierten Pädagogen aus Lünen, Bergkamen und Hamm auch ein spezieller Spielplan aus dem Angebot des Hilpert-Theaters präsentiert, mit Stücken, die für die unterschiedlichsten Fächer und Altersgruppen besonders geeignet sind.

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