Telekommunikationsanbieter Helinet meldet Insolvenz an

Breitbandausbau

Die regionale Stadtwerke-Tochter Helinet steckt in einer tiefen Krise. Das Gemeinschaftsunternehmen hat am Dienstag Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet.

Kamen, Bergkamen

, 01.02.2022, 16:45 Uhr / Lesedauer: 2 min
Helinet ist die Marke, die hinter dem Ausbau des Glasfasernetzes im Nordkreis Unna steht.

Helinet ist die Marke, die hinter dem Ausbau des Glasfasernetzes im Nordkreis Unna steht. © Stefan Milk/Archiv

Der bekannte Internet- und Telefonanbieter Helinet hat nach anhaltenden Verlustgeschäften Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Das Gemeinschaftsunternehmen mehrerer Stadtwerke für den Breitband-Netzausbau könne seinen Zahlungsverpflichtungen weiter nachkommen, teilte der beauftragte Generalbevollmächtigte Dr. Yorck T. Streitbörger von der gleichnamigen Kanzlei in Bielefeld am Dienstag mit. Das Verfahren diene allein dazu, den Betrieb „auch auf Dauer finanziell solide“ abzusichern. Für Kunden und Lieferanten ändere sich mit der Restrukturierung nichts.

Der Antrag der HeLi NET Telekommunikation GmbH & Co. KG wurde am Dienstag beim Amtsgericht Dortmund eingereicht. Der Rechtsanwalt Dr. Christoph Schulte-Kaubrügger von der Anwaltskanzlei White & Case wurde zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Helinet-Geschäftsführer Dr. Thomas Vollert bleibt im Amt.

Ein Insolvenzplan ist laut einer Mitteilung in Arbeit. Die Sanierung solle die Verluste deutlich reduzieren. Dafür werde es notwendig sein, Arbeitsplätze abzubauen, um zu einem „branchenüblichen, wettbewerbsfähigen Personalstand“ zu gelangen, wie es heißt.

Sozialplan und Arbeitsplatzabbau

Die Geschäftsführung, der Generalbevollmächtigte und der Sachwalter wollen laut der Mitteilung mit den Gläubigern verhandeln sowie mit dem Betriebsrat über den Arbeitsplatzabbau mit einem Sozialplan sprechen. Helinet beschäftigt laut den vorliegenden Angaben 95 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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Helinet ist das gemeinsame Telekommunikationsunternehmen der Stadtwerke Hamm, der Gemeinschaftsstadtwerke (GSW) Kamen, Bönen und Bergkamen sowie der Stadtwerke Ahlen und Soest. Zu ihren wichtigsten Aufgaben zählt „der laufende, bisher schon sehr erfolgreiche Breitbandausbau von Telekommunikationsnetzen in der Region“ mittels Glasfasertechnologie. Der Jahresumsatz belief sich 2021 nach eigenen Angaben auf etwa 17 Millionen Euro, die Bilanzsumme auf 7,2 Millionen Euro. Laufende Ausbauprojekte werden teilweise durch öffentliche Mittel gefördert. „Viele Kunden konnten bereits mit modernen Diensten – meist auf Glasfaserbasis – versorgt werden“ heißt es.

Soest und Ahlen klinken sich aus

Der Auslöser des finanziellen Engpasses liegt in der Kündigung der Stadtwerke Ahlen und Stadtwerke Soest zum Ende 2022, wie es heißt. Die beiden verbleibenden Gesellschafter Stadtwerke Hamm und Gemeinschaftsstadtwerke (GSW) Kamen, Bönen, Bergkamen seien zwar bereit, die Gesellschaft – notfalls auch defizitär – für die Dauer der Neuausrichtung fortzuführen und die notwendige Finanzierung sicherzustellen. Sie könnten aber nicht auf Dauer die Verlustanteile der ausscheidenden Gesellschafter übernehmen.

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Helinet fuhr im vorigen Jahr 2021 einen Verlust von 1,5 Millionen Euro ein und rutschte nach steigenden Vorjahresverlusten im sechsstelligen Bereich noch tiefer in die roten Zahlen. Der Geschäftsbetrieb gehe in vollem Umfang weiter. „Der Ausbau der Netze wird auch zukünftig für unterversorgte Gebiete vorangetrieben“, heißt es.

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