Thomas Posala (57) von „Taxi Thomas“ in Unna hat beim Kreis Unna eine Erhöhung der Taxitarife beantragt.

Thomas Posala (57) von „Taxi Thomas“ in Unna hat beim Kreis Unna eine Erhöhung der Taxitarife beantragt. © Udo Hennes

Taxis in Not: Thomas Posala (57) will deutlich höhere Preise im Kreis Unna

rnTaxifahren im Kreis Unna

Alles wird teurer – nur das Taxifahren nicht. Bisher ist das so im Kreis Unna, denn die Unternehmen bestimmen die Preise nicht selbst. Thomas Posala (57) fordert nun deutlich höhere Tarife.

von Kevin Kohues

Kreis Unna

, 27.05.2022, 04:50 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Taxi-Branche gehört zu den Verlierern der Corona-Pandemie. Wenn das öffentliche Leben zum Erliegen kommt und alle zuhause bleiben, braucht auch keiner ein Taxi. Das ist natürlich überspitzt formuliert, aber um bis zu 50 Prozent sei der Umsatz eingebrochen im Vergleich zu 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie.

Das sagt Thomas Posala (57), der in Unna seit 15 Jahren das Unternehmen „Taxi Thomas“ betreibt. Sieben Fahrzeuge gehören zum Fuhrpark. 20 Fahrer, Aushilfen und Zentralisten arbeiten bei ihm, auch seine Frau Judith (53). Sie sagt, dass Corona massiv geschadet habe, führt aber auch weitere Faktoren ins Feld, die dem Unternehmen das Leben immer schwerer machen: allen voran die steigenden Personalkosten in Folge des steigenden Mindestlohns und die explodierenden Dieselpreise.

Aber auch andere Nebenkosten sind gestiegen. Thomas Posala nennt als Beispiel die Werkstatt. „Als jetzt ein Auto neue Bremsen brauchte, habe ich fast 300 Euro mehr bezahlt als beim letzten Mal.“

Die Tageseinnahmen von Thomas und Judith Posala reichen oft nicht aus, um die gestiegenen Kosten im Taxigewerbe aufzufangen.

Die Tageseinnahmen von Thomas und Judith Posala reichen oft nicht aus, um die gestiegenen Kosten im Taxigewerbe aufzufangen. © Udo Hennes

Was seit 2019 nicht mehr gestiegen ist, sind indes die Taxitarife im Kreis Unna. „Viele Kunden fragen uns, warum wir unsere Preise nicht einfach erhöhen, so wie es die Supermärkte machen“, sagt Judith Posala. Doch das dürfen die Posalas ebenso wenig wie andere Taxi-Unternehmer.

Was viele nicht wissen: Taxis sind Bestandteil des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und es ist Aufgabe des Kreises Unna als zuständiger Ordnungsbehörde, die Tarife festzusetzen und über Änderungen zu entscheiden.

„Taxi Thomas“ hat beim Kreis Unna eine Tariferhöhung beantragt

Dass der zuständige Fachausschuss und der Kreistag sich in den nächsten Wochen mit dem Thema befassen, hat freilich auch mit den Posalas zu tun. Denn sie haben im Januar, noch bevor der Taxi-Verband VSPV (Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs) dies tat, eine Tariferhöhung beim Kreis Unna beantragt. Auf die politische Diskussion und Entscheidung ist man in der ganzen Branche gespannt. „Wir sitzen alle in einem Boot“, sagt Judith Posala, „wir müssen schließlich alle tanken und die Leute müssen wir auch alle bezahlen.“

Vorschläge zu höheren Taxitarifen klaffen weit auseinander

Dass der Mindestlohn zum 1. Oktober auf 12 Euro steigt, ist in ihrem Antrag schon einberechnet. Allerdings liegt ihre Forderung deutlich über dem, was die Kreisverwaltung und auch der VSPV als Erhöhung vorschlagen. Ein Beispiel verdeutlicht die Dimensionen: Aktuell kostet eine durchschnittliche Taxifahrt über fünf Kilometer im Kreis Unna in der Zeit von 6 bis 22 Uhr 13,50 Euro. Ginge es nach den Antragstellern von „Taxi Thomas“, würden zukünftig 23,70 Euro fällig. Ginge es nach dem Taxi-Verband, wären es 16,81 Euro. Und der Kreis Unna schlägt selbst eine Erhöhung auf 15,80 Euro vor.

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„Wir wissen, dass unsere Berechnung sehr hoch ist, aber es sind eben auch alle Kostensteigerungen einschließlich des Mindestlohns ab Oktober einberechnet“, sagen die Posalas. Sie würden sich wünschen, dass im Kreis Unna die Taxitarife nicht immer erst dann erhöht werden, wenn den Unternehmen das Wasser schon bis zum Hals stehe. Anderswo in Deutschland gebe es jährliche, moderate Anpassungen. „Warum geht das nicht auch im Kreis Unna?“, fragen sie.

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Und von den Politikern im Kreistag würden sie sich wünschen, „dass die auch mal auf Unternehmen zugehen, um zu hören, wo es brennt. Das müssen ja nicht wir sein, sondern kann auch jeder andere Betrieb sein.“ Wobei es manch anderen Betrieb schon nicht mehr gebe, wie Judith Posala ergänzt. Von zweien in der Umgebung wisse sie, dass sie Insolvenz anmelden mussten.