Syrische Kinder lernen Arabisch Dr. Kazkaz gründet neuen islamischen Kulturverein in Lünen

Dr. Kazkaz gründete neuen islamischen Kulturverein in Lünen
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Eigentlich ist Dr. Samir Kazkaz schon seit einigen Jahren in Rente. Doch nichts mehr zu tun, das bekommt dem 73-jährigen Neurochirurgen aus Lünen nicht. Deshalb arbeitet der aus Syrien stammende Mediziner auch in einer Dortmunder Gemeinschaftspraxis. Freizeit als Rentner hielt er nur drei Monate aus und hat nun in seiner Wahlheimat Lünen einen neuen islamischem Kulturverein gegründet. „Wir haben dafür Räume an der Fichtestraße gemietet“, sagt Kazkat.

Ein Hauptziel des Vereins ist es, dass Kinder, die aus arabischen Ländern kommen und nun in Lünen leben, Arabisch lernen. „Damit sie sich mit ihren Angehörigen verständigen können, wenn sie ihre Heimatländer besuchen.“ Dass die Kinder und Jugendlichen ihre Muttersprache lernen, um wieder ganz in ihre Heimatländer zurückzukehren, sieht er nicht als Motivation für den Arabisch-Unterricht. Sieben Lehrerinnen kümmern sich derzeit um die Schüler und unterrichten sie. Die erste Prüfung haben die Kinder schon hinter sich. „Es ist alles sehr gut gelaufen“, weiß Kazkaz.

Notfallklinik in Syrien

Die Idee, einen syrischen Kulturverein zu gründen, fand ihren Anfang schon vor 20 Jahren. „Damals kamen Leute zu mir, die etwas für Kinder tun wollen, die hier leben. Sie wollten, dass die Kinder Arabisch lernen. Aber das zu realisieren, kostet viel Geld und wir hatten damals keine Möglichkeit gesehen“, so der gebürtige Syrer. Viele Jahre verbrachte Kazkaz seine Urlaube in Palästina. Dort operierte er Menschen, die schwer verletzt waren, in Krankenhäusern, brachte auch Instrumente und Medikamente dorthin. Für sein Engagement wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Heinrich-Bußmann-Preis.

Seit drei Jahren war er nicht mehr im Nahen Osten. Mittlerweile unterstützt Kazkaz eine Notfallklinik im vom Krieg schwer zerstörten Syrien. In Zelten gibt es 70 Betten und einen Operationssaal. 15.000 Euro hat der neue islamische Kulturverein dafür gesammelt. „Es fehlen noch medizinische Instrumente für die Klinik, die seit dem 20. Februar in Betrieb ist.“ Gerne möchte Kazkaz vor Ort sehen, wie alles läuft. Selbst dort zu operieren, macht aber noch keinen Sinn: „Es gibt da keine neurochirurgischen Instrumente und die meisten Patienten sind auch nicht auf einen Neurochirurgen angewiesen, sondern haben andere Verletzungen.“

Kinder aus Syrien lernen im neuen islamischen Kulturverein in Lünen ihre Muttersprache Arabisch.
Kinder aus Syrien lernen im neuen islamischen Kulturverein in Lünen ihre Muttersprache Arabisch. © Günther Goldstein

Als 2015 syrische Flüchtlinge nach Deutschland kamen, geriet die Idee, dass syrische Kinder ihre Muttersprache lernen sollten, wieder in den Fokus. „Wir haben mit mehreren Leuten zusammengesessen und überlegt, welche Aktivitäten möglich wären. Sprache lernen, über den Islam reden, waren Ideen.“ Doch mehr wurde dann nicht daraus. Bis vor zwei Jahren dann neun Wahl-Lüner beschlossen, einen neuen islamischen Kulturverein zu gründen, darunter auch Kazkaz. Am Amtsgericht wurde die Vereinsgründung beantragt. Doch dann gab es ein paar bürokratische Probleme.

„Wir sind zum Bürgermeister gegangen, hatten ein sehr nettes Gespräch mit ihm.“ Anfang 2023 waren dann alle bürokratischen Hürden überwunden, der Verein konnte an den Start gehen. 150 Mädchen und Jungen aus Syrien lernen nun in dem Verein Arabisch. Im derzeit laufenden Fastenmonat Ramadan treffen sie sich auch abends zu gemeinsamen Gebeten.

Jetzt soll das Angebot erweitert werden. „Wir denken auch daran, dass interessierte deutsche Muttersprachler bei uns Arabisch lernen können. Meine Frau würde sie gerne unterrichten“, so Kazkaz. Um alle Sprachkurse zu finanzieren, akquirierte er 2022 in Saudi-Arabien Spenden und will in diesem Jahr noch nach Qatar reisen, um dort ebenfalls Spenden zu sammeln. Dazu, dass beide Länder wegen ihres Umgangs mit den Menschenrechten in der westlichen Welt umstritten sind, nimmt er nicht Stellung.

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Das Sprachangebot im islamischen Kulturverein soll für Menschen erweitert werden, die nicht aus dem arabischen Raum stammen.
Das Sprachangebot im islamischen Kulturverein soll für Menschen erweitert werden, die nicht aus dem arabischen Raum stammen. © Günther Goldstein