Seit 75 Jahren schreibt die Firma Siba in Lünen Erfolgsgeschichte. Sie ist am Standort Borker Straße stetig gewachsen. Der weiße Quader in der Mitte ist das neue Hochregallager, das 2019 gebaut wurde.

© SIBA GmbH/Barajas

Strahlkraft seit 75 Jahren: Sicherungen von SIBA gehen in die ganze Welt

rnJubiläum

Als Spezialist für Sicherungen ist die Lüner Firma SIBA weltweit gefragt. Sie hat trotz Corona-Krise mehr Aufträge als zuvor. Innovative Ideen haben SIBA nach vorne gebracht, seit 75 Jahren.

Lünen

, 27.05.2021, 12:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Anfangs waren es alte Bergbau-Sicherungen, die Firmengründer Carl Linz verwertete und wieder brauchbar machte. In modernen Zeiten entwickelte das Unternehmen SIBA als eines der ersten Sicherungen speziell für Photovoltaik-Anlagen. Damals wie heute sind es neue Ideen, Pioniergeist und Ingenieurskunst, die die Unternehmensgeschichte der SIBA an der Borker Straße prägen: Seit 75 Jahren sorgen die Sicherungen aus Lünen für den Schutz wichtiger Anlagen und Geräte in der ganzen Welt.

Über 10.000 verschiedene Produkte werden in Lünen hergestellt. Von neun Kilo schweren Sicherungen, die sich in Trafos von Hochspannungsleitungen befinden, über winzig kleine in Elektrogeräten. Jeden Monat bringt SIBA um die 20 neue Sicherungen heraus. Damit reagiert das Unternehmen auf die Anforderungen des Marktes. Immer mehr Leistung, immer kleinere Geräte, da müssen Sicherungen mithalten. Auch beim Thema Klimaschutz sind sie gefragt. Wird Energie in Batterieanlagen gespeichert wird, kommen Sicherungen ins Spiel.

Einziger Sicherungen-Produzent in Deutschland

Die SIBA in Lünen ist das einzige Unternehmen, das noch in Deutschland Sicherungen produziert. Mitbewerber wurden entweder verkauft oder ins Ausland verlagert.. „Bodenständig“, so sieht sich Seniorchef Bernd Schwegmann und das Familienunternehmen SIBA. In Lünen fühle er sich gut aufgehoben. Schwegmann, der in diesem Jahr genauso alt wird wie SIBA, kam als Textilkaufmann und Betriebswirt 1970 in die Firma. Die Liebe zu seiner Frau Helga hatte ihn nach Lünen geführt. Ihr Vater Otto Linz war SIBA-Geschäftsführer. Er hatte 1964 die Leitung von seinem Bruder, Firmengründer Carl Linz, übernommen.

75 Jahre Siba-Firmengeschichte auf einem Bild: die Gründer Carl (Foto l.) und Otto Linz (Foto r.) bauten das Unternehmen auf, das der heutige Seniorchef Bernd Schwegmann später übernahm. 2010 reichte er den Schlüssel an seinen Sohn Bernd Schwegmann junior weiter (Foto Mitte). Michael Schröer (l.)ist seit 2017 als zweiter Geschäftsführer bei SIBA tätig.

75 Jahre Siba-Firmengeschichte auf einem Bild: die Gründer Carl (Foto l.) und Otto Linz (Foto r.) bauten das Unternehmen auf, das der heutige Seniorchef Bernd Schwegmann (r.) später übernahm. 2010 reichte er den Schlüssel an seinen Sohn Bernd Schwegmann junior weiter (Foto Mitte). Michael Schröer (l.)ist seit 2017 als zweiter Geschäftsführer bei SIBA tätig. © Quiring-Lategahn

Bernd Schwegmann arbeitete zunächst in der Buchhaltung, absolvierte aber gleichzeitig eine elektrotechnische Ausbildung an einer Fachschule. Er lernte das Unternehmen intensiv kennen und stieg knapp zehn Jahre später zum Geschäftsführer auf. Schwegmann führte die EDV ein und legt Wert auf einen vertrauensvollen Umgang mit seinen Mitarbeitern.

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Wichtig: Mitarbeiter und Unabhängigkeit

Deren Zahl ist seit 1970 von 160 Beschäftigten auf heute 400 gestiegen. „Niemand soll mit Bauchschmerzen zur Arbeit kommen. Das war mir immer wichtig“, sagt Schwegmann, der als Familienmensch auch das Unternehmen als Familie sieht. Wichtig war ihm auch, als Unternehmer unabhängig zu sein. SIBA hat eine eigene Entwicklungsabteilung mit eigenen Ingenieuren. Der Vorteil habe sich in Corona-Zeiten gezeigt. SIBA hatte im Lockdown 2020 um Ostern herum den Betrieb 14 Tage geschlossen, war danach aber sofort lieferfähig. Der Auftragseingang zurzeit sei der beste seit fünf Jahren.

Ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte war 1990 die Übernahme der Dortmund ELU. Das Unternehmen stellte kleine und kleinste Sicherungen für die Industrielektronik her. Dafür mussten in Lünen komplett neue Herstellungslinien aufgebaut werden. Ebenso von Bedeutung war der Schritt ins Ausland. Carl Linz hatte damit begonnen, Bernd Schwegmann gründete 1987 in Südafrika die erste Tochtergesellschaft im Ausland. Heute ist die SIBA in elf Ländern mit Vertriebsgesellschaften vertreten. „Dort sind eigene Leute für uns tätig“, betont Schwegmann. Sie kennen die SIBA-Produkte am besten.

Nachhaltigkeit ist seit mehr als 25 Jahren ein Thema bei SIBA. Das Unternehmen gehört zu den Gründungsmitgliedern des NH-HH-Recyclingvereins. Der sammelt abgeschaltete Sicherungseinsätze und verwertet vor allem das darin enthaltene Kupfer und Silber.

Schlüsselübergabe bei der Firma SIBA 2010: Bernd Schwegmann senior (l.) legte die Geschäftsführung in die Hände von Bernd Schwegmann junior. Der Neubau der Halle ermöglichte die Erweiterung der Produktion.

Schlüsselübergabe bei der Firma SIBA 2010: Bernd Schwegmann senior (l.) legte die Geschäftsführung in die Hände von Bernd Schwegmann junior. Der Neubau der Halle ermöglichte die Erweiterung der Produktion. © Foto: Quiring-Lategahn (A)

Schlüsselübergabe an den Sohn

2010 überreicht Bernd Schwegmann den Schlüssel des Unternehmens an seinen Sohn Bernd. Der setzte sieben Jahre später erstmals einen zweiten Geschäftsführer ein. Gemeinsam mit Michael Schröer hat Bernd Schwegmann junior auch die Digitalisierung vorangetrieben. Inzwischen sind Industrieroboter bei der Fertigung eingesetzt, ein halbautomatisches Hochregallager und eine neue Software optimieren die Prozesse. Als Bernd Schwegmann senior 1970 einstieg, erwirtschaftete SIBA einen Jahresumsatz von 3,3 Millionen Euro. Heute bringt es die Unternehmensgruppe auf 75 Millionen Euro. 60 Prozent der Sicherungen gehen in den Export.

Zurzeit führt Michael Schröer die SIBA-Geschäfte alleine. Bernd Schwegmann junior ist schwer erkrankt und muss sich länger erholen.

Unternehmen in Familienhand

Was wünscht Bernd Schwegmann senior dem Unternehmen für die Zukunft? „Dass es weiterhin als große Familien zusammenhält wie jetzt.“ Auch Michael Schröer schließt sich dem an. Es sei etwas anderes, wenn man sich in einem Familienunternehmen langfristig Gedanken machen könne und nicht in Quartalsberichten denken müsse. Hier sei in einem vertrauensvollen Verhältnis über Generationen etwas weiterentwickelt worden. Das sei eine andere Art der Betrachtung.

Eine Jubiläums-Feier ist in Corona-Zeiten nicht möglich. Die soll aber nachgeholt werden. Dass bei SIBA zünftig gefeiert werden könne, hätten so manche Feste schon bewiesen. Die Mitarbeiter haben zum Jubiläum eine Sonderzahlung bekommen. Ein Zeichen der Wertschätzung, die der Geschäftsführung wichtig ist.

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