Strahlentherapie in Lünen Neuer Linearbeschleuniger berücksichtigt sogar das Atmen

Neuer Linearbeschleuniger berücksichtigt sogar das Atmen
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Mit Beklemmungen sehen viele Patienten einem Termin in der Strahlentherapie entgegen. Groß ist die Sorge, dass auch gesundes Gewebe geschädigt werden kann. Dem wirkt modernste Technik entgegen. Ein neuer Linearbeschleuniger ermöglicht eine besonders exakte Bestrahlung. Er berücksichtigt sogar Atemphasen.

Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Prof. Dr. Uhlenbrock und Partner im Facharztzentrum am St. Marien Hospital setzt zusätzlich ein solches Hightech-Gerät ein. Kombiniert mit Computertomografie und Scan-Technik kann erkranktes Gewebe gezielt und durch die Genauigkeit auch mit höheren Dosen bestrahlt werden. „Damit bieten wir den Patienten eine Behandlung auf technisch höchstem Niveau, die zudem besonders schonend für das umliegende gesunde Gewebe ist“, sagt der ärztliche Leiter Dr. Klaus Schönekäs, der mit seinen Kolleginnen Elena Fitis und Vera Ashykhmina am MVZ tätig ist. Ein weiterer Vorteil: Durch höhere Strahlendosen verringern sich oft Anzahl und Dauer der Behandlung.

Tageslicht in vielen Räumen

Obwohl der tonnenschwere Linearbeschleuniger Infinity der Firma Elekta im Keller steht, umgeben von meterdicken Betonwänden, wirkt das MVZ in Lünen hell und freundlich. In vielen Räumen gibt es Tageslicht. Warme Holztöne dominieren. Vor dem Bestrahlungsgerät befindet sich ein Schaltraum. Er ist mit Monitoren, Mikrofonen, Videokamera und Scanner ausgestattet.

So haben neben den im MVZ arbeitenden Ärzten und Physikern mindestens zwei Mitarbeitende den Patienten genau im Blick. Die installierte Scanner-Technik überwacht den Patienten millimetergenau. Sollte der Patient auf der Liege des Linearbeschleunigers seine vorgesehene Position nur minimal verlassen, wird die Bestrahlung automatisch abgebrochen.

Dr. Klaus Schönekäs vor einem Linearbescheluniger
Dr. Klaus Schönekäs ist ärztlicher Leiter des MVZ Prof. Dr. Uhlenbrock und Partner am Facharztzentrum neben dem St. Marien Hospital. © Quiring-Lategahn

Drei Betten im Krankenhaus

Großteils aus dem St. Marien Hospital, aber auch von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten werden dem MVZ die Patienten zugewiesen. Die meisten Patientinnen und Patienten werden ambulant behandelt. Sie kommen täglich.

Bei Brustkrebs werden zwischen 15 und 28 Bestrahlungen angesetzt, bei Prostatakrebs um die 33. Für den Fall, dass jemand stationär versorgt werden muss, gibt es drei eigene Betten im Krankenhaus.

Farbe zeigt optimale Position

Die Tumorkonferenz im Krankenhaus, an der auch MVZ-Ärzte teilnehmen, legt die Therapie individuell für jeden Patienten fest. Steht eine Bestrahlung an, folgt dem Aufklärungsgespräch ein Planungs-CT. Dabei wird genau festgelegt, was bestrahlt wird und was nicht. Unterschiedliche Farben zeigen die Energiestufen an. Auch sehr kleinvolumige Tumore können so gezielt bestrahlt werden, sagt Klaus Schönekäs. Das Planungs-CT wird virtuell auf den Patienten übertragen. Anzeichnungen auf dem Körper, wie sie früher vorgenommen wurden, sind nicht mehr erforderlich.

Über computergesteuerte Signale kann der Patient in dem Linearbeschleuniger perfekt positioniert werden. Durch farbiges Licht, das auf den Körper projiziert wird, sehen Arzt und medizinische Assistenten, ob der Patient die optimale Lage einnimmt. Das Gerät merkt sich die richtige Positionierung des Patienten für die nächste Bestrahlung.

Bei Behandlungen an Gesicht oder Hals tragen die Patienten Masken, die individuell für sie angefertigt werden.

Gerät umkreist den Patienten

Während der Bestrahlung umkreist das Gerät den Patienten. So kann der Tumor aus verschiedenen Winkeln bekämpft werden. Vor jeder Behandlung wird wieder ein Kontroll-CT gefertigt und die Lagerung des Patienten mittels Farblicht überprüft. Registriert werden dabei auch kleinste Bewegungen wie die Atmung. Bei jedem Atemzug verschieben sich die Organe im Brust- und Oberbauchbereich ein wenig. Damit kann sich auch ein Tumor minimal bewegen und gesundes Gewebe in den vorgesehenen Bestrahlungsbereich gelangen.

Die atemgesteuerte Strahlentherapie berücksichtigt das Atmen, in der Fachsprache wird das Atemgating genannt. Ein Computer berechnet, wann genau der beste Moment für die Bestrahlung eintritt. Kommt es zu einer Verschiebung, stoppt die Bestrahlung automatisch. Auf diese Weise können Bereiche in der Brustregion exakt bestrahlt werden, ohne gesunde Organe wie Herz oder Lungen einer Strahlenbelastung auszusetzen.

Dazu müssen im Vorfeld die genaue Lage der Organe und die Atembewegungen des Patienten exakt vermessen werden. Mit Hilfe der modernen 4D-Computertomographie kann der individuelle Atemverlauf in allen Phasen dargestellt werden, so dass die spätere Bestrahlung nur in bestimmten Atemphasen durchgeführt wird.

Patient, Mitarbeiter und Linearbeschleuniger
Durch hochmoderne 4D-Bildgebung und eine virtuelle Oberflächenabtastung gehören innovative Behandlungen nun zum Standardangebot im Facharztzentrum am St. Marien Hospital. © MVZ Prof. Dr. Uhlenbrock und Partner

Zwei Beschleuniger im Einsatz

Mit dem neuen Linearbeschleuniger hat das MVZ das Leistungsspektrum der Strahlentherapie am Standort Lünen weiter ausgebaut, „Wir verfügen nun über zwei Beschleuniger auf absolutem Topniveau“, freut sich Klaus Schönekäs. „Beide Geräte verbinden moderne Technik mit innovativen Behandlungsmethoden für höchsten Patientenkomfort. Zudem verringern wir unsere Ausfallquote auf ein Minimum, sollte eines der empfindlichen Geräte nicht zur Verfügung stehen.“ Beide sind täglich von 7.30 bis 17 Uhr permanent im Einsatz.

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