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Stolzenhoff-Mitarbeiter in Existenzangst: Warten auf die Corona-Hilfe
Über 100 Betroffene
Der Catering-Bereich des Unternehmens Stolzenhoff leidet unter der Corona-Krise: Es gibt keinen einzelnen Auftrag mehr. Für viele Mitarbeiter reicht das Kurzarbeitergeld nicht zum Überleben.
Beim Unternehmer Stolzenhoff gibt es zwei Bereiche. Die Fleischerei, ansässig in Lünen, meldet kaum Probleme. Der Betrieb läuft auch in der Corona-Krise fast normal. In Castrop-Rauxel sitzt der auch international agierende Catering-Bereich.
Und seit Einführung der Corona-Maßnahmen geht dort gar nichts mehr. Wie auch? Es finden ja keinerlei Veranstaltungen mehr statt.
Darunter leidet das Unternehmen, darunter leiden aber vor allem die vielen Hundert Mitarbeiter. Lars God, Vorsitzender des Betriebsrats, schlägt deshalb Alarm: „Bald scheppert es richtig.“
750 Euro zum Überleben
Was er damit meint, kann er plastisch schildern. Viele Mitarbeiter in den unteren Lohnklassen bekommen im Kurzarbeitergeld nur noch 750 Euro. Beantragt wurde die Kurzarbeit rückwirkend zum 1. März.
Ihr Gehalt wird normalerweise durch Feiertags- und Wochenenddienste deutlich aufgebessert. Das wird beim Kurzarbeitergeld gar nicht einbezogen. Deshalb der niedrige Betrag. Und der reicht nicht zum Überleben.
Dem Unternehmen macht God keinen Vorwurf, denn er bestätigt, was Dennis Stolzenhoff aus der Geschäftsführung sagt: „Wir wissen überhaupt nicht, wie es weitergeht. Es gibt kein Licht am Ende des Tunnels, es ist noch ganz dunkel.“
Aufstockung beantragt - Bewilligungen stehen aus
Die Leistungen aus dem Sozialschutzpaket der Bundesregierungen sind extra aufgelegt worden, um in solchen Härtefällen in der Corona-Krise unkompliziert und möglichst unbürokratisch Abhilfe zu schaffen.
God hat also für mittlerweile rund 100 Mitarbeiter eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes beantragt. „Und wir haben das wirklich nur für Fälle gemacht, die in existenzieller Not sind“, sagt God. Nur: Bisher ist kein Cent überwiesen worden, stattdessen kamen vom Jobcenter neue Formulare zurück.
Vom vereinfachten Verfahren beim Jobcenter habe er sich mehr erhofft: „Erst genehmigen, dann prüfen“, so war sein Verständnis. So werde es aber nicht umgesetzt. Bis zum Bundesarbeitsministerium hat es sich schon durchtelefoniert, auf der Suche nach Hilfe.
Jetzt drängt die Zeit: Im April konnten sich viele noch mit Urlaub und Überstunden über den Monat retten. Der jedoch ist bald vorbei - und dann beginnen die Probleme erst richtig. Für einige Mitarbeiter hat God schon Termine bei der Schuldnerberatung gemacht.
Verfahren ist vereinfacht worden
Dass die Formel „Erst genehmigen, dann prüfen“ so nicht ganz stimmt, erläutern Thomas König und Antonia Mega, Pressesprecher der Jobcenter Kreis Recklinghausen und Unna.
Welches Jobcenter zuständig ist, richtet sich nach dem Wohnort des Betroffenen. „Auch im vereinfachten Verfahren müssen Sachverhalte nachgewiesen werden“, sagt König.
Nur: Beispielsweise die Kosten der Unterkunft werden jetzt nicht direkt auf die Angemessenheit überprüft. Auch die Prüfung der Vermögensverhältnisse sei stark vereinfacht worden.
Wenn die Situation im Grunde klar sei, aber ein Nachweis fehlt, dann gibt es jetzt auch die Möglichkeit einer vorläufigen Bewilligung. Der Nachweis muss dann nachgeliefert werden.
Hoffnung auf eine schnelle Lösung
König weist darauf hin, dass für die späteren Zahlungen das Datum der Antragstellung wichtig ist. Heißt: Dauert es mit der Bewilligung auch mal länger, wird das Geld auch rückwirkend überwiesen. In ganz besonderen Notlagen helfen die Jobcenter beispielsweise mit Vorauszahlungen oder Lebensmittelgutscheinen.
Antonia Mega vom Jobcenter Unna erklärt, dass Sie noch einmal Kontakt zu Lars God aufgenommen hat. Dort hofft man jetzt auf eine schnelle Lösung - im Sinne der Mitarbeiter.
Zumindest für die Mitarbeiter im Kreis Unna deutet sich das an, berichtet Dennis Stolzenhoff aus Gesprächen mit dem Jobcenter. Das Unternehmen setze sich dafür ein, dass die Anträge der Mitarbeiter zügig bearbeitet würden.
Gebürtiger und auch immer noch dort lebender Dortmunder. Der der Stadt Lünen aus der „Außensicht“ viel abgewinnen kann – und doch immer wieder erstaunt ist, wie manches hier so läuft. Lieblingsthemen: Politik, Wirtschaft, Soziales.
