Die drei Stolzenhoff-Brüder setzen auf Familiensinn und gemeinsame Entscheidungen

© Beate Rottgardt

Die drei Stolzenhoff-Brüder setzen auf Familiensinn und gemeinsame Entscheidungen

rnSerie Familiensache

In die beruflichen Fußstapfen der Eltern treten - das ist heute nicht mehr selbstverständlich. Doch in Lünen gibt es erfolgreiche Beispiele der Firmenübernahme. Wie die Stolzenhoff-Brüder.

Brambauer

, 14.08.2019, 16:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

Aller guten Dinge sind beim Catering-Unternehmen Stolzenhoff drei - denn alle drei Söhne von Helmut und Anette Stolzenhoff sind im Familienbetrieb tätig, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiert.

Familie wird groß geschrieben, denn nicht nur Verwandte der Chefs wie Tante und Schwägerin sind mit im Betrieb, auch bei den Mitarbeitern gibt es viele Kinder, die in die beruflichen Fußstapfen der Eltern getreten sind.

Anette und Helmut Stolzenhoff.

Anette und Helmut Stolzenhoff. © Martina Niehaus

„Wo die Väter schon bei uns arbeiten, sind mittlerweile auch Söhne und Töchter dabei“, sagt Helmut Christian Stolzenhoff (40). Auch seine Frau ist nach der Babypause wieder mit dabei. Sie war früher auch schon in den Teams dabei, die Buffets zu den Kunden geliefert haben.

„Wir haben insgesamt rund 800 Mitarbeiter mit Festangestellten und Aushilfen“, so Dennis Stolzenhoff (34). Er hat 2002 im Familienunternehmen angefangen und dort eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann gemacht: „Man wächst quasi hinein, außerdem hab ich öfter hier und da ausgeholfen, hatte also schon vor Ausbildungsbeginn einen Bezug zur Firma.“ 2006 kam dann als „Meisterstück“ die Organisation der WM-Party am Cappenberger See. An die tolle Stimmung dort erinnert sich Dennis Stolzenhoff noch gerne, glaubt aber auch: „Das kann man heute nicht mehr wiederholen, weil sich die Freizeitgewohnheiten geändert haben.“

Der mittlere Sohn probiert gerne Gerichte am heimischen Herd aus

Ursprünglich wollte der 34-Jährige mal Koch oder Konditor werden, entschied sich dann aber doch für einen kaufmännischen Beruf. „Ich koche noch viel und gerne zuhause, probiere da auch Sachen aus, die wir dann mit ins Angebot nehmen.“

Sieben Jahre vor ihm stieg sein älterer Bruder Helmut Christian als erster der dritten Stolzenhoff-Generation ins Unternehmen ein. „Die Firma hat einen guten Ruf und eine gute Entwicklung, unser Job hat Zukunft“, so der heute 40-Jährige. Eigentlich sei es für ihn auch immer klar gewesen, in die Firma einzusteigen: „Unser Vater hat uns schon entsprechend erzogen.“

Helmut-Christian Stolzenhoff hat seine Ausbildung zum Metzger im väterlichen Betrieb absolviert Der Fleischermeister kümmert sich zwar vor allem um das Catering für Großveranstaltungen, aber er sagt auch: „Hier machen alle alles.“

1949 begann Unternehmensgeschichte

Start war in der Garage

  • 1949 eröffneten Helmut und Susanne Stolzenhoff ihre Metzgerei in Brambauer.
  • Drei Jahre später erblickte Sohn Helmut, der heutige Seniorchef, das Licht der Welt.
  • 1959 zog die Familie mit Metzgerei und Wohnung an die Königsheide.
  • Nach Lehre und früher Meisterprüfung - er war der Jüngste und Jahrgangsbeste - startete Helmut Stolzenhoff 1973 in der Garage mit einem Partyservice. Übrigens eher zum Unmut der Eltern.
  • Aus dem anfänglichen Verkauf von Grillschinken oder Schinken im Brotteig wurde im Laufe der Jahre ein Catering-Unternehmen, das mittlerweile deutschlandweit und auch im Ausland tätig ist.

Das Catering-Geschäft macht mittlerweile 90 Prozent des Stolzenhoff-Umsatzes aus, zehn Prozent die Metzgerei, die 1949 die Basis des Unternehmens war.

„Wir haben 22 Locations, die immer gut gebucht sind. Wir haben Catering-Aufträge deutschlandweit, aber 95 Prozent im Umkreis von 100 Kilometern“, so Helmut-Christian Stolzenhoff.

Feierten das 70-Jährige ihres Familienunternehmens mit zwei Tagen der offenen Tür: (v.r.) Helmut, Anette, Helmut Christian, Dennis und Jan Stolzenhoff.

Feierten das 70-Jährige ihres Familienunternehmens mit zwei Tagen der offenen Tür: (v.r.) Helmut, Anette, Helmut Christian, Dennis und Jan Stolzenhoff. © Beate Rottgardt

„Mittlerweile kommen die Leute zu uns, wir haben uns in der langen Zeit einen Namen gemacht“, so der älteste der drei Brüder. Sein jüngster Bruder Jan (26) ergänzt: „Wir wissen aber auch, dass wir uns nicht darauf ausruhen dürfen.“ So sieht es auch Helmut-Christian: „Unser Name verpflichtet, deshalb sind wir auch meistens bei den größeren Veranstaltungen vor Ort.“

Ein Familienfoto aus früheren Tagen mit (v.l.) Jan, Helmut-Christian, Helmut, Anette und Dennis Stolzenhoff.

Ein Familienfoto aus früheren Tagen mit (v.l.) Jan, Helmut-Christian, Helmut, Anette und Dennis Stolzenhoff. © Stolzenhoff

Seit 2013 gehört der jüngste Bruder mit zum Team. „Ich hab schon vorher neben der Schule ausgeholfen. Nach dem Abi hab ich dann ein Dualstudium begonnen - eine kaufmännische Ausbildung zum Industriekaufmann und ein Betriebswirtschaftsstudium.“ Das hat er vor zwei Jahren abgeschlossen.

„Im Großen und Ganzen sehr angenehm“ findet es Jan Stolzenhoff, mit den älteren Brüdern zusammen zu arbeiten. „Als ,kleiner Bruder‘ kann man auch mal einen Älteren vorschieben, wenn man sich bei einer Entscheidung rückversichern will.“

Aus der Metzgerei seiner Eltern ist längst ein großes Unternehmen mit hunderten Mitarbeitern geworden.

Aus der Metzgerei seiner Eltern ist längst ein großes Unternehmen mit hunderten Mitarbeitern geworden. © Martina Niehaus

Gemeinsam entscheiden - das ist, so Dennis Stolzenhoff, üblich in der Familie, egal ob mit den Eltern oder den Brüdern untereinander. „Man wird herangeführt ans Unternehmen und mit einbezogen“, so die Erfahrung von Jan Stolzenhoff.

Dass man als Teil der Geschäftsführung keine normale Arbeitszeit hat, ist den drei Brüdern bewusst. „Durchschnittlich sind es 70 bis 80 Wochenstunden“, so Dennis. Schließlich gibt es Aufträge an sieben Tagen in der Woche. Auch oder gerade an Wochenenden und Feiertagen muss für Buffets und Events produziert werden, denn das Wenigste kann vorproduziert werden. Helmut Christian Stolzenhoff: „Auch wenn es einfacher wäre, bei uns gibt es nichts von der Stange.“ Kunden können sich auch ihr Lieblingsgericht kochen lassen. Auch auf Allergiker werde Rücksicht genommen.

Familie Stolzenhoff mit Sänger Michael Wendler (3.v.l.) bei einem Tag der offenen Tür auf dem Firmengelände. Mit dabei waren: (v.l.) Helmut, Helmut Christian, Annette, Jan und Dennis Stolzenhoff.

Familie Stolzenhoff mit Sänger Michael Wendler (3.v.l.) bei einem Tag der offenen Tür auf dem Firmengelände. Mit dabei waren: (v.l.) Helmut, Helmut Christian, Annette, Jan und Dennis Stolzenhoff. © Michael Blandowski

„Dazu kommen die Logistik, Auf- und Abbau, Einteilung der Kellner und Fahrzeuge - nicht nur die Speisen“, so Helmut-Christian Stolzenhoff. „Ich stelle mir häufig die Frage, wie es Firmen machen, die kein Familien-Unternehmen sind“, meint Dennis Stolzenhoff. Dann wäre wohl auch nicht die alljährliche Oster-Veranstaltung mit Schlagerstars und Tag der offenen Tür nicht möglich.

Neubau soll in zwei Jahren eröffnet werden

Mit dem Neubau in der Wethmarheide will die Familie einen nächsten Schritt nach vorn gehen, erhofft sich, so die Abläufe zu optimieren. Helmut-Christian Stolzenhoff glaubt, dass es noch zwei Jahre dauern wird, bis der Neubau eröffnet wird: „Dann wird alles einfacher zu händeln sein als derzeit.“