Bei der Weltmeisterschaft des Verbands IFBB Elite Pro Frauen Physique belegte die Lünerin Kerstin Telker den dritten Platz. Einer von vielen Erfolgen der Bodybuilderin, aber der größte bislang.

© Privat / Telker

Stärkste Frau Lünens: Negative Kommentare sind zusätzliche Motivation

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Als Bodybuilderin feiert Kerstin Telker Erfolge. 2021 bei den Profis auf einer Weltmeisterschaft. Dass ihr muskulöser Körper polarisiert, ist für die wohl stärkste Frau Lünens ein Motivationsschub.

Lünen

, 09.02.2022, 16:45 Uhr

Dass Kerstin Telker ihre Kunden schwitzen lässt, kommt mit dem Beruf als Personal Trainer im Lüner Fitnessstudio „T-Flex Boot Camp“ automatisch. Dort gibt es einen Trainingsraum mit einschlägiger Aufschrift: „Kerstins Folterkeller“. Extrem hart arbeitet die Lüner Bodybuilderin aber auch an sich selbst. Mit Erfolg. Die Liste ihrer Titel und Platzierungen bei landes- und bundesweiten Wettbewerben ist lang. „Wie viele es sind, weiß ich selbst schon nicht mehr so genau“, sagt die 43-Jährige und lacht dabei.

Seit September 2021 sind aber noch drei Auszeichnungen mehr dabei, die sich sehen lassen können. Zweimal wurde Telker Vizemeisterin bei Europameisterschaften der Amateure, den „Arnold Classics Sevilla Frauen Physique IFBB“ und in der Masterklasse. Damit nicht genug: Bei der Weltmeisterschaft des Verbands IFBB Elite Pro belegte Telker tags darauf den dritten Platz in der höchsten Klasse „Frauen Physique“.

Die Auszeichnung für den dritten Platz auf der Weltmeisterschaft ist einer der kleineren Pokale von Bodybuilderin Kerstin Telker. Für die Lünerin ist es die erste Platzierung in einem Profi-Wettbewerb.

Die Auszeichnung für den dritten Platz auf der Weltmeisterschaft ist einer der kleineren Pokale von Bodybuilderin Kerstin Telker. Für die Lünerin ist es die erste Platzierung in einem Profi-Wettbewerb. © Matthias Stachelhaus

„Ich hatte erst gar nicht so richtig auf dem Schirm, dass das eine Weltmeisterschaft war, zu der ich da eingeladen worden bin. Erst nach der Preisverleihung habe ich auf die Rückseite der Medaille geschaut. Das war schon der Wahnsinn.“

Sprung zu den Profis mit Preisgeld

Unter den weltbesten ihrer Klasse zu sein und quasi zufällig noch eine Profi-Lizenz zu bekommen, war für Kerstin Telker eine doppelt positive Überraschung. „Das Preisgeld betrug 800 Dollar (rund 700 Euro, Anm. d. Red.). Um davon zu leben reicht das also nicht.“

Aber es ist eine Anerkennung für die harte Arbeit, die sie seit über 20 Jahren in ihren Körper und die Muskeln steck. Vier bis fünf Trainingseinheiten pro Woche gehören dazu und ein strikter Ernährungsplan, den sie mit Unterstützung von Trainer Dennis Wolf - einem in der Szene bekannte Profi-Bodybuilder - durchzieht.

Aufwärmen mit 80 Kilogramm beim Kreuzheben.

Aufwärmen mit 80 Kilogramm beim Kreuzheben. © Matthias Stachelhaus

„Besonders die Diät in der Wettkampfzeit ist hart. Da kann die Laune schon mal runtergehen.“ Spontan eine Pizza mit Freunden essen ist für Kerstin Telker nicht drin. „Das stört mich aber nicht.“ Auf der Speisekarte stehen stattdessen Reis, Gemüse, Hühnchen, Fisch oder auch Rind. Möglichst wenig Fett und viele Proteine.

Lästereien in Motivation umwandeln

Dass ihr Aussehen polarisiert und es häufig auch negative Reaktionen gibt, störe sie schon lange nicht mehr. „Die sieht doch aus wie ein Kerl“, gehöre noch zu den harmlosen Sprüchen. Telker nimmt es als Motivation: „Ich liebe den Sport. Ich mag die Muskulösität. Ich finde mich schön.“

Vier- bis fünfmal die Woche trainiert Kerstin Telker. Bei Kniebeugen mit der Langhantel stemmt die Lünerin bis zu 130 Kilogramm.

Vier- bis fünfmal die Woche trainiert Kerstin Telker. Bei Kniebeugen mit der Langhantel stemmt die Lünerin bis zu 130 Kilogramm. © Matthias Stachelhaus

Außerdem gibt es auch Unterstützung: „Als ich noch Schützenkönigin von Bork war (2018/2019, Anm. d. Red.), wurde mal über mich gelästert. Da haben sich die Schützen ganz toll für mich eingesetzt. Jeder der mich kennt, weiß, dass ich kein Haudegen bin. Ich habe auch eine Seele“, sagt Telker, die beim Bankdrücken bis zu 80 Kilogramm stemmt und beim Kreuzheben mit der Langhantel nochmal das doppelte.

„Halte nichts davon, sich mit Steroiden vollzupumpen“

Kritik am Bodybuilding gibt es häufig auch im Kontext von Doping. „Jeder muss natürlich selbst wissen, was er oder sie tut. Ich persönlich halte gar nichts davon, sich mit Steroiden vollzupumpen um eine Abkürzung zu nehmen.“ Von den körperlichen Folgen abgesehen sei Doping für Kerstin Telker auch keine Option. Während der Wettkämpfe werde sie getestet. „Wenn ich dope, werde ich rausgeschmissen, so einfach ist das.“

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An ein Ende ihrer Karriere will Kerstin Telker, die vor dem Kraftsport in ihrer Jugend als Leichtathletin Leistungssport betrieb, nicht denken. „Ich habe damit angefangen, um meine Beinmuskulatur aufzubauen, weil meine Knie Probleme gemacht haben.“ Die Belastung spüre sie auch heute noch, Schmerzen habe sie nicht. „Wenn es um meine Gesundheit ging würde ich aber kürzertreten, wenn es sein muss. Da bin ich schon realistisch eingestellt.“

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