
© Matthias Stachelhaus
Personal Trainer aus Lünen in der Pandemie: „Sehr enttäuscht vom Staat“
Fitnessstudio
Eigentlich kämpfen die Kunden im T-Flex in Lünen für einen stählernen Körper. Unter Anleitung von Personal Trainer Malte Ströhlein. In der Pandemie ringt der ums wirtschaftliche Überleben.
Das Fitness-Studio „T-Flex Boot Camp“ in Lünen ist anders, als vergleichbare Einrichtungen, etwa von großen Ketten. Das zeigt sich sofort wenn man die Räume an der Dortmunder Straße 33b betritt. Lange Reihen von Indoor-Fahrrädern, Steppern oder Kraftsportgeräten suchen Kunden hier vergeblich.
„Wir haben die Geräte jeweils nur einmal“, erklärt Malte Ströhlein. „Wir machen nur Einzelbetreuung. Dabei geht es in erster Linie um spektakuläre Körper-Transformationen.“
Wie das aussehen kann ist an der „Wall of Fame“ im T-Flex auf dutzenden von Vorher-Nachher-Fotos zu sehen. Von starken Gewichtsabnahmen bis zu dünnen Männern und Frauen, die sportlich Muskeln aufbauen, alles dabei.
Die Kunden setzen sich dabei ein persönliches Ziel. Nach einer Körperfett- und einer Wesensanalyse, gibt es dann einen individuellen Trainings- und Ernährungsplan, erklärt der Personal Trainer. „Das ist deutschlandweit unser Alleinstellungsmerkmal“, sagt Ströhlein.

Auf dem Weg in die Umkleiden gibt es eine „Hall of Fame". Hier zeigen Kunden von Ströhlein ihre Erfolge auf Vorher-Nachher-Fotos. © Matthias Stachelhaus
Lockdowns: Als erste dicht, als letzte wieder auf
Und genau davon hat Ströhlein aber in den letzten beiden Jahren viel weniger gemacht, als er gerne würde und auch könnte. Corona kam und die Lockdowns. „Wir waren - zusammen mit der Gastronomie - immer die ersten, die schließen mussten. Und auch die letzten die wieder öffnen durften.“ Unterstützung vom Staat sei, wenn überhaupt, nur sehr spät gekommen. Das Ausfüllen der Formulare sehr kompliziert. Mehraufwände für Plexiglasscheiben, Desinfektionsmittel und mittlerweile auch Selbsttests, die für Kunden angeboten werden - und wegen 2G-Plus auch zwingend notwendig sind -, belasten den Unternehmer zusätzlich.
Häufig hat Ströhlein abends im Fernsehen erfahren, dass Fitnessstudios am nächsten Tag wieder geschlossen bleiben müssen. „Das ist natürlich tödlich fürs Geschäft.“ Aufgegeben habe er trotzdem nicht. „Auch wenn man solche Gedanken natürlich immer wieder hat.“

Das komplette Konzept im T-Flex basiert auf Einzelbetreuung der Kunden. Ohne Corona-Test geht hier nichts. © Matthias Stachelhaus
Hilflos den Maßnahmen ausgesetzt und enttäuscht
Als Selbstständiger fühle er sich oft „hilflos den Maßnahmen ausgesetzt“. Auch mit personellen Konsequenzen. Beschäftigte Ströhlein im T-Flex vor der Pandemie zwei Vollzeitangestellte, zwei 450 Euro-Kräfte und einen Auszubildenden, ist mittlerweile nur noch eine weitere Trainerin, die Bodybuilderin Kerstin Telker, mit dabei. „Mehr ist wirtschaftlich einfach nicht darstellbar.“
Nutzten vor der Pandemie durchschnittlich 70 bis 80 Kunden das Angebot des T-Flex, sind es mittlerweile noch 20 bis 30 erklärt Ströhlein. „Wir arbeiten doppelt so viel wie vor Corona, verdienen aber nur die Hälfte.“
Hinzu kam, dass das T-Flex kurz nach dem ersten Lockdown 2020 umziehen musste. Die Vermieter der Räume in Waltrop hatten dem Studio gekündigt.
Ärgerlich findet Ströhlein auch, dass er trotz seines Konzeptes, das auf Einzelbetreuung setzt, wie alle andere Fitness-Studios schließen musste.
„Ich habe mehrfach Gespräche mit den Behörden geführt. Eine Genehmigung habe ich nicht bekommen. Das sei nicht für Einzelfälle möglich, hieß es. Ich kann es ja verstehen, für uns macht es das aber nicht besser.“ Er fühle sich vom Staat „veräppelt“ und als Unternehmer rücksichtslos behandelt. „Ich bin sehr enttäuscht und wünsche mir hier deutlich bessere Hilfen von der Politik.“ Schließlich leiste die Fitnessbranche auch einen Anteil daran, ein gesünderes Leben zu ermöglichen.

Das Training lohnt sich, sagt Judith P. (vorne). Sie macht gerade im T-Flex das Programm für eine Körpertransformation mit. Betreuung und Unterstützung leistet Kerstin Telker. © Matthias Stachelhaus
Menschen gehen psychisch auf dem Zahnfleisch
Zuletzt wird es auch immer schwerer noch neue Kunden für das straffe Programm zu gewinnen. 111 Tage Vollgas geben, die Ernährung umstellen, sich in Trainingsstunden an die Leistungsgrenze bringen lassen, ist ein großer Schritt. „Die psychische Belastung ist mittlerweile sehr hoch, das merke ich ja auch an mir selbst. Auch ich greife mittlerweile schonmal zur Pizza.“
Dass sich die harte Arbeit am eigenen Körper lohnt weiß Sara D., die seit März 2021 im T-Flex trainiert. 12 Kilo hat sie abgenommen, jetzt soll das auch so bleiben. „Alleine hätte ich solche Erfolge nicht erzielt“, ist sie sicher. Judith P. trainiert gerade für ihr eigenes Ziel: Ein bis zwei Kleidergrößen kleiner. Das Programm sei sehr anstrengend, „aber ich bin glücklich diesen Schritt gegangen zu sein.“
Preise und weitere Studios
- Ausgelegt ist die Körpertransformation im T-Flex auf 111 Tage. Wie lange das Programm dauert, bestimmen die Kunden aber selbst.
- Eine Trainingsstunde kostet 20 Euro. Ein komplettes Programm kostet rund 2000 Euro. Ernährungsplan, Trainingsstunden und 24 Stunden Erreichbarkeit inklusive.
- Neben dem T-Flex in Lünen, betreibt Ströhlein noch das Fitnessstudio nur für Frauen, das „In Shape“ in Castrop-Rauxel und den „T-Flex Fight Club“, eine Kampfsport Schule in Lünen-Brambauer, Schulenkampstraße 2a. (Kickboxen, MMA, Kung Fu, Judo, Selbstverteidigung für Frauen und Kinder)
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.
