Stadtwerke und RAG wollen große Solarparks bauen

Anträge für Lüner Flächen

Wo jetzt noch grüne Wiesen und Gleise sind, könnte bald schon ein Meer aus dunklen Solarzellen stehen. Die Hürden für diese Anlagen sind allerdings ziemlich hoch – auch deshalb ist der Weg dahin noch lang.

Lünen

, 16.11.2017, 18:29 Uhr / Lesedauer: 3 min
Die alten Schienen südlich des Geistviertels. Hier wollen die Stadtwerke eine Photovoltaik-Anlage bauen.

Die alten Schienen südlich des Geistviertels. Hier wollen die Stadtwerke eine Photovoltaik-Anlage bauen. © Foto: Fröhling

Die Energiewende macht auch vor Lünen nicht halt – und wird wohl auch hier das Landschaftsbild verändern. Die Energiehandel Lünen, eine Stadtwerke-Tochter, und eine Tochter des Bergbaukonzerns RAG Montan Immobilien wollen jetzt sogenannte „Photovoltaik-Freiflächenanlagen“ (PV-Anlagen) bauen. Das geht aus einer Vorlage für den Stadtentwicklungsausschuss (28. November) hervor. Die Hintergründe.

Was genau sind diese PV-Anlagen überhaupt?

Es handelt sich dabei um Solarzellen, die nicht auf Häuserdächern, sondern auf Freiflächen installiert werden. Dort werden sie im optimalen Winkel zur Sonne hin ausgerichtet. Die Module stehen im Regelfall dicht über dem Boden, sodass eine Nutzung des Bodens darunter nicht mehr möglich ist.

Und warum jetzt auf einmal diese „Solarparks“?

Das hat offenbar mehrere Gründe. Die Stadtwerke hätten ein „natürliches Interesse an der Förderung regenerativer Energien“, erklärt dazu am Mittwoch eine Stadtwerke-Sprecherin auf Anfrage. Es gebe außerdem klare Vorgaben der Bundesregierung, um die Energiewende voranzubringen. Weitere Windrad-Flächen stünden allerdings nicht zur Verfügung, auch Flächen für weitere Anlagen auf Dächern seien „weitgehend ausgeschöpft“. Bisher gebe es 33 Anlagen auf Dächern. Deshalb, so heißt es weiter, böten sich diese Freiflächen-Anlagen als Alternativen an.

RAG-Sprecher Stephan Conrad berichtet am Donnerstag auf Anfrage, dass der Konzern überlegt habe, wie die Flächen im Besitz noch gewinnbringend genutzt werden können. Genau das sei häufig mit Solar-Energie der Fall und deshalb habe die RAG Montan Immobilien ihre Tochter „montanSolar“ gegründet. Weil deren gewünschte Fläche mit relativ wenig Aufwand für solche Solar-Anlage genutzt werden könnten, sei der Betrieb dort auch wirtschaftlich.

Apropos wirtschaftlich: Lohnen sich PV-Anlagen finanziell überhaupt?

In der Verwaltungsvorlage heißt es dazu: Solche Anlagen seien nur rentabel, wenn sie öffentlich gefördert werden nach Freiflächenausschreibungsverordnung. Die Stadtwerke weisen auf besondere Förderungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz hin für Anlagen, die sich entlang von Autobahnen oder Gleisanlagen befinden.

Wo sollen die Anlagen denn überhaupt entstehen?

An besagten Autobahnen und Gleisen. Die Stadtwerke wollen auf zwei Flächen nördlich und südlich der A2 in Niederaden bauen sowie an den alten, nicht mehr genutzten Gleisen südlich des Geistviertels. Die RAG plant eine solche Anlage nördlich der A2 in Lünen-Süd (siehe Karte).

Die Stadtwerke berichten auf Anfrage, jeweils die kompletten Flächen mit Solarmodulen vollbauen zu wollen. Das wären insgesamt, wenn alles klappt, 13,1 Hektar, also 131.000 Quadratmeter.

Eine Übersicht zeigt diese Karte:

Können Stadtwerke und RAG die Solar-Anlagen denn einfach bauen?

Nein, dazu gibt es ziemlich komplizierte planungsrechtliche Voraussetzungen, laut Vorlage müssen Bebauungsplan und Bauleitplan geändert werden, möglicherweise muss auch der Regionalplan angepasst werden. Der Landesentwicklungsplan NRW legt sogar fest, dass Freiflächen-Anlagen nur in Ausnahmen erlaubt werden dürfen. Speziell soll darauf geachtet werden, dass Flächen genutzt werden, auf denen schon einmal gebaut wurde und nicht solche „die isoliert im Freiraum liegen“, wie es in der Vorlage heißt.

Was heißt das für die vier beantragten Standorte?

„Weniger geeignet“ sind laut Verwaltung die beiden Flächen in Niederaden. Grund: Beide liegen im „Allgemeinen Freiraum- und Agrarbereich“. Gut geeignet sind die ehemaligen Gleise südlich des Geistviertels, eben weil dort schon einmal etwas gebaut wurde. Auch die RAG-Fläche nördlich der A2 in Lünen-Süd hält die Stadt für geeignet.

Wann könnten die ersten Anlagen entstehen und was kostet das?

Beides ist noch unklar. Die Stadtwerke rechnen damit, dass es noch „gut ein bis zwei Jahre“ dauern wird, bis sie das nötige Planungsrecht für die Flächen haben. Auch erst dann ließe sich sagen, wie teuer die Anlagen werden.

Was passiert eigentlich mit dem dort produzierten Strom?

Der Stadtwerke-Strom werde in das öffentliche Netz eingespeist, erklärt die Sprecherin. Laut RAG-Sprecher Conrad soll auf der Fläche in Lünen-Süd eine 1,7 MWp-Anlage entstehen. „MWp“ steht für Megawatt-Peak und bezeichnet die Leistungsfähigkeit der Anlage. Umgerechnet heißt das: Von dem Ertrag, erklärt Conrad, könnten 567 Vier-Personen-Haushalte mit einem 3000-Kilowatt-Verbrauch kontinuierlich versorgt werden.

Was sagen Umweltschützer zu den Plänen?

Die seien besser, als weiter auf Kohlekraftwerke zu setzen, sagt Fritz Angerstein, Vorsitzender des Arbeitskreises Umwelt und Natur. Er spielt damit darauf an, dass die Stadtwerke auch am Trianel-Kohlekraftwerk beteiligt sind. Zu den konkreten Flächen könne er sich derzeit noch nicht äußern. Aber: „Besser wäre, wenn für so etwas zuerst alte Bergbau-Brachen genutzt werden und keine Freiflächen, die ökologisch oder als Erholungsgebiet wertvoll sind.