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Stadtverwaltung zu langsam? Wirtschaft beklagt in Lünen geringes Tempo
Wirtschaft
Arbeitet die Stadtverwaltung zu langsam? Beim IHK-Wirtschaftsgespräch hat Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns ordentlich Gegenwind bekommen vom Vertreter des größten Arbeitgebers der Stadt.
Raus aus der Nutzung fossiler Energieträger, hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung: Das ist beschlossene Sache. Die Klimaschützer lässt das zumindest etwas aufatmen. Der Industrie bereitet das dagegen Sorgen.
„Wind und Sonne reichen noch nicht aus“, um die deutsche Produktion in der Industrie zu sichern, sagte Dr. Ansgar Fendel am Montagnachmittag während des Lüner Wirtschaftsgesprächs bei der Late Night Concepts GmbH & Co. KG auf dem ehemaligen Westfalia-Gelände. Fendel ist IHK-Vizepräsident und Geschäftsführer von Remondis Assets und Services, der zentralen Verwaltungseinheit der großen Remondis-Gruppe, die bundesweit an mehr als 600 Standorten vor allem Reststoffe verwertet und aufbereitet sowie Recyclingstoffe produziert.
Fendel sorgt sich um Energieversorgung
Fendel fordert, „sicherzustellen, dass die Industrie bleibt“. Wenn keine auskömmliche, von Schwankungen sichere Energieversorgung für die Betriebe sichergestellt wird, hat er da seine Zweifel. Daran können die Kommunen nichts ändern. In einem anderen Bereich sieht Fendel die Städte aber durchaus in der Verantwortung.
Genehmigungsverfahren dauern seiner Meinung nach viel zu lange. Das sagte der Remondis-Manager auch in Richtung Jürgen Kleine-Frauns, dem Bürgermeister von Lünen, der heftig widersprach.
„Wir müssen bei Genehmigungsverfahren Bundesrecht anwenden“, sagte Kleine-Frauns. Die Erstattung dafür bleibe weit hinter dem damit einhergehenden Aufwand zurück: ein echtes Problem zumal für so hochverschuldete Städte wie Lünen. Außerdem, sagte der Bürgermeister, habe er „noch kein Unternehmen getroffen, das sagt: ,Das dauert mir zu lange in Lünen‘“: ein Satz, der während der Veranstaltung mit rund 80 Vertretern aus der heimischen Wirtschaft unwidersprochen blieb. Fendels Ruf nach mehr Tempo im Wandel fand aber durchaus ein Echo.
„Die Mühlen der Verwaltung mahlen langsam“
Ingo Kaiser, der Geschäftsführer von Late Night Concepts, appellierte allgemein, „die Umsetzungsgeschwindigkeit zu erhöhen“. Nur ein Beispiel dafür, dass es zu langsam vorangehe in Deutschland, sei die Versorgung mit schnellem Internet. „Die Mühlen der Verwaltung mahlen zu langsam.“
An der anschließenden Podiumsdiskussion mit den örtlichen Kandidaten für die Bundestagswahl am 26. Septembern nahmen nur die Vertreter von SPD (Michael Thews), CDU (Arnd Hilwig) und FDP (Lucas Slunjski) teil. Die Kandidaten der Grünen (Martin Kesztyüs) und der Partei Die Linke (Rebecca Kämpfe) hatten sich kurzfristig entschuldigt aus gesundheitlichen und familiären Gründen. Der AfD-Kandidat hat laut Stefan Peltzer, dem neuen Regionalbetreuer der IHK, gar nicht auf die Einladung reagiert. Den Appell, Tempo zu machen beim Wandel, teilten alle drei Politiker auf dem Podium. Der FDP-Mann machte den weitreichendsten Vorschlag. Wenn eine Stadtverwaltung nicht in einem festgelegten Zeitraum schaffe, einen Antrag zu genehmigen, „dann gilt er als genehmigt“.
Wahlarena der Ruhr Nachrichten am Donnerstag
Die Ruhr Nachrichten haben am Donnerstag (26. 8.) die fünf Kandidaten und die eine Kandidatin für den Bundestag zu Gast in ihrer Wahlarena im Selmer Bürgerhaus. Beginn der Diskussionsrunde, die RN-Chefredakteur Dr. Wolfram Kiwit und Redaktionsleiterin Sylvia vom Hofe moderieren, wird um 19 Uhr sein. Wir streamen die Veranstaltung live. Der Link dazu ist am Donnerstag auf der RN-Homepage zu finden. Fragen an die Runde - gerne auch an einzelne Kandidaten - können Sie schon im Vorfeld stellen unter wahl-selm@ruhrnachrichten.de.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
