Thomas Stachowitz betreibt eine Spedition in Lünen-Wethmar. Die aktuellen Spritpreise schlagen heftig ins Kontor.

© Stephanie Tatenhorst

Spritpreise für Lüner Spediteure „wirtschaftlich der absolute Worstcase“

rnSpritpreise

Ein Anstieg der Spritpreise war für die Spediteure keine große Überraschung. „Aber das jetzt ist Wahnsinn“, sagte Daniel Herzog, Verkehrsleiter der SLV. Und da war der Dieselpreis noch bei 1,78 Euro.

Lünen

, 09.03.2022, 13:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Innerhalb von sechs Monaten stieg der Dieselpreis von 1,15 Euro auf 1,78 Euro. „Das ist Wahnsinn“, sagte da Daniel Herzog, Verkehrsleiter der SLV - Schifffahrt–Logistik–Verfrachtung GmbH im Lüner Stadthafen. Das war vor einer Woche. Inzwischen wurde die 2-Euro-Marke überschritten - und viele Spediteure wissen nicht mehr ein noch aus.

Erfahrene Spediteure, so erklärt Thomas Stachowitz von der gleichnamigen Spedition in Lünen-Wethmar, hätten sogenannte Dieselfloater mit ihren Kunden vereinbart. Das bedeutet, dass die Frachtkosten proportional zum Spritpreis steigen oder sinken. In der Regel funktioniert das auch gut. „Aber aktuell geht das eindeutig zu Lasten des Kunden.“ Wie lange die das mittragen, steht in den Sternen.

In zwei Jahren von 80 Cent auf mehr als 2 Euro

„Vor zwei Jahren in der Coronazeit kostete der Liter Diesel noch 80 Cent“, weiß Stachowitz auch von guten Zeiten zu berichten. Dass es nun ein deutliches Plus von mehr als einem Euro gibt, muss kompensiert werden. „Da hat es Vorteile, mit Großkunden zu arbeiten. Die wissen, dass ein Auto nunmal nur mit Sprit fährt“, sagt der Spediteur, der mit 14 Fahrzeugen am Markt tätig ist.

Lastwagen fahren nur mit Sprit. Eine Weisheit, die aktuell viel Geld kostet.

Lastwagen fahren nur mit Sprit. Eine Weisheit, die aktuell viel Geld kostet. © dpa

„Aber die Reifenpreise steigen, die Fahrerlöhne steigen, irgendwann ist der Punkt erreicht, wo wir das alles nicht auffangen können“, und dieser Punkt ist in greifbare Nähe gerückt. Für viele kleine Speditionen ist er schon erreicht. „Denn auch die Autos sind so unglaublich teuer geworden.“ Hinzu kommen lange Lieferzeiten bei den Neuwagen. „Wir warten im Moment ein Jahr auf einen Lastwagen“, sagt Stachowitz. „Der fährt dann sechs bis sieben Jahre. Das heißt, man muss früh genug einen Ersatz bestellen.“

Preise werden durchgereicht - soweit es geht

Weitestgehend versuchen die Spediteure, ihre Kosten an die Kunden weiterzugeben. Bei der Preiskalkulation machen die Spritkosten rund 25 Prozent der Gesamtsumme aus. „Wenn ein Privatmann Pflastersteine bestellt und einen Transport benötigt, dann fällt dem die Preissteigerung nicht sofort auf. Unseren Stamm- oder Großkunden hingegen schon“, sagt Stachowitz. Doch bei seinen Kunden stößt er aktuell noch auf viel Verständnis. „Aber bald werden wir das alles nicht mehr auffangen können“, blickt Stachowitz sorgenvoll auf die Zukunft - oder auf die Frage, wie lange diese hohen Preise Bestand haben werden.

Umgeschlagen werden Preisentwicklungen weitestgehend auch von der SLV auf die Kunden. „Aber das ist ja jetzt zum Teil so gravierend, dass man es nicht mehr umlegen kann“, sagt Daniel Herzog. „Die Dieselklausel greift oft nur bis zu einem gewissen Rahmen. Bei langfristigen Verträgen gibt es auch Preisbindungen.“

Eigene Tankstelle hilft der SLV deutlich

Herzog und die SLV sind nur noch insofern froh, als dass sie eine eigene Tankstelle besitzen. „Unsere Einkaufspreise liegen rund zehn Cent unter dem Preis an der Tankstelle“, sagt Herzog. Zwar müssen auch die Kosten für Tankstelle betrachtet werden, aber im Moment lohnt sich deren Nutzung trotzdem.

Mehr als 2 Euro für den Liter Diesel. Der Kraftstoff, auf den der Güterverkehr angewiesen ist, ist damit teurer als Benzin.

Mehr als 2 Euro für den Liter Diesel. Der Kraftstoff, auf den der Güterverkehr angewiesen ist, ist damit teurer als Benzin. © dpa

„Wirtschaftlich gesehen ist das gerade der absolute Worstcase“, sagt Herzog. Denn ein Durchreichen der Kosten käme letztlich beim Endverbraucher an - „und das sind wir ja am Ende auch selbst“, sagt Herzog, der schon bei 1,78 Euro „das Ende der Fahnenstange erreicht“ sah. Jetzt, bei mehr als 2 Euro pro Liter Diesel, fehlen ihm die Worte.

Mit 35 Lastwagen ist die SLV aktuell am Markt unterwegs. 20 neue sollen mittelfristig hinzukommen. „Ende des Jahres sollen es schon 40 Lastwagen sein“, erklärt Herzog. Doch in die Zukunft mag in Moment niemand gucken.

Politik müsste Unternehmer unterstützen

„Die Politik müsste die Unternehmer ein stückweit unterstützen“, sagt Herzog, und meint damit vor allem die starke Versteuerung des Kraftstoffs. „Umweltsteuer, Mineralölsteuer, Mehrwertsteuer“, zählt Herzog auf. Hinzu kommt die Mautausweitung auf die Bundesstraßen, die es für Speditionen richtig teuer macht.

Da würde er sich stückweit eine Entlastung wünschen. „An uns hängen ja Lieferketten“, sagt Herzog. Speditionen, die aufgeben, werden nicht durch andere ersetzt. „Wir sind eine stark regelmentierte Branche“, erklärt Herzog. „Heute traut sich niemand mehr, sich da selbstständig zu machen. Die Zugangsvoraussetzungen zum Güterverkehr sind enorm.“ Hinzu kommt, dass gute Fahrer fehlen. Und allein in diesem Jahr 30.000 von ihnen in den Ruhestand gehen. Nachwuchs: Fehlanzeige.

„Wir schauen mit rot entzündeten Augen in die Zukunft“, sagt Herzog. Denn auch der technische Fortschritt lässt auf sich warten.

Schlagworte: