Der künftige Landrat Mario Löhr (Mitte) und Oliver Kaczmarek, SPD-Unterbezirksvorsitzender im Kreis Unna, verfolgten die Ergebnisse der Stichwahl im Kreishaus Unna. Links im Bild die Kamener Bürgermeisterin Elke Kappen.

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SPD-Parteichef Kaczmarek: „Wir hatten im Wahlkampf mit Lasten zu kämpfen“

rnKommunalwahl 2020

Das Landratsamt behalten, einige Bürgermeisterwahlen verloren: Was fängt die SPD mit diesem Wahlergebnis an? Wir haben mit dem Parteivorsitzenden im Kreis Unna gesprochen.

von Kevin Kohues

Kreis Unna

, 28.09.2020, 16:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Kreishaus in Unna bleibt in SPD-Hand, die Rathäuser in Bergkamen (erwartungsgemäß) und Fröndenberg (nicht ganz so erwartungsgemäß) auch. Außerdem verteidigten die Sozialdemokraten das Rathaus in ihrer „Herzkammer“ Dortmund und lösten in Person von Marc Herter in Hamm den dortigen Langzeit-OB Thomas Hunsteger-Petermann von der CDU ab.

Alles fraglos Erfolge, die der künftige Landrat Mario Löhr sich am Wahlabend herauspickte, als er sagte: „Man darf die SPD nie unterschätzen. Wir können Wahlkampf und wir können Wahlen gewinnen.“ Nicht unerwähnt ließ der Noch-Bürgermeister von Selm dabei auch, dass sein Genosse Thomas Orlowski die dortige Stichwahl gegen Michael Zolda (CDU) klar für sich entschied.

Löhr sah darin sowie in seinem eigenen deutlichen Sieg in der Landratswahl – sicher nicht zu Unrecht – eine Bestätigung für gute Arbeit in den vergangenen Jahren und einen engagierten Wahlkampf.

Blumen für den Wahlsieger: Der amtierende Landrat Michael Makiolla gratuliert seinem Nachfolger Mario Löhr. Rechts im Bild Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke, links Makiollas Frau Gabi und Kreisdezernent Torsten Göpfert.

Blumen für den Wahlsieger: Der amtierende Landrat Michael Makiolla gratuliert seinem Nachfolger Mario Löhr. Rechts im Bild Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke, links Makiollas Frau Gabi und Kreisdezernent Torsten Göpfert. © Udo Hennes

Die Niederlage in Unna schmerzt besonders

Nicht unerwähnt bleiben darf in der Analyse der Kommunalwahl 2020 freilich, dass die SPD in anderen einstigen Hochburgen schmerzhafte Niederlagen einstecken musste. Allen voran in der Kreisstadt Unna, wo über viele Jahre kein Weg an den Sozialdemokraten und ihrem Bürgermeister Werner Kolter vorbei führte. Katja Schuon wollte seine Nachfolge antreten, scheiterte in der Stichwahl aber knapp an CDU-Kandidat Dirk Wigant.

„In Unna haben wir im Wahlkampf gespürt, dass wir mit Lasten aus der letzten Wahlperiode zu kämpfen hatten.“
Oliver Kaczmarek

Für den SPD-Parteichef im Kreis Unna lag die Ursache nicht an einer Schwäche der Kandidatin. „In Unna“, sagte Kaczmarek am Wahlabend im Kreishaus, „haben wir im Wahlkampf gespürt, dass wir mit Lasten aus der letzten Wahlperiode zu kämpfen hatten.“ Mit anderen Worten: Die Partei war in den vergangenen Jahren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt – und das hat Stimmen gekostet.

Die als „Causa Risadelli“ bekannte Affäre um die Kündigung der damaligen Fraktionsgeschäftsführerin haben viele Wähler der SPD in Unna offenbar ebenso nachhaltig übel genommen wie den Umgang mit der maroden Eishalle, deren Schließung vor allem dem SPD-geführten Rathaus angelastet wurde.

Personelle Neu-Aufstellung reichte offenbar in Unna nicht

Kreis-Parteichef Kaczmarek sagte, die SPD habe im Wahlkampf deutlich zu machen versucht, dass sie sich in Unna komplett neu aufgestellt habe, mit Bürgermeisterkandidatin Katja Schuon, dem Stadtverbandsvorsitzenden Sebastian Laaser sowie Bernd Dreisbusch, der den umstrittenen Fraktionsvorsitzenden Volker König abgelöst hatte. Doch offenbar reichte es nicht, genügend verärgerte Wähler zurückzugewinnen.

Deutlich mehr hatte sich die SPD sicher auch in Lünen erhofft, wo Rainer Schmeltzer dem unabhängigen Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns in der Stichwahl unterlag, obwohl er im ersten Wahlgang noch vorne gelegen hatte. Und auch in Holzwickede wird weiterhin kein SPD-Bürgermeister im Rathaus sitzen, weil Amtsinhaberin Ulrike Drossel (Bürgerblock) die Stichwahl gegen den Sozialdemokraten Peter Wehlack klar gewann.

Kaczmarek lobt Löhr: „Hat als Person überzeugt“

Für Oliver Kaczmarek, der auch als Bundestagsabgeordneter den ganzen Kreis Unna im Blick hat, war es also kein Abend ungetrübter Freude. Dennoch überwog sie zunächst, als er im Wahlstudio eine Karte mit ausnahmslos roten Wahlbezirken abfotografierte. Dass Mario Löhr alle Bezirke gewann, „freut mich total für ihn“, sagte Kaczmarek darauf angesprochen.

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Es sei der Lohn für einen „sehr engagierten Wahlkampf mit wahnsinnig vielen Terminen“. Löhr habe als Person überzeugt und sei gut auf die Menschen zugegangen. Das brachte ihm letztlich auch in Städten wie Unna einen klaren Stimmen-Vorsprung ein.

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Seine Arbeit nimmt der neue Landrat offiziell am 1. November auf. Dann endet im Kreishaus die Ära von Michael Makiolla (SPD), der nach 16 Jahren nicht mehr kandidiert hatte. Die konstituierende Sitzung des am 13. September gewählten 68-köpfigen Kreistages ist für den 2. November terminiert.

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