SPD-Kandidaten für den Landtag: Schmeltzer, Ganzke – und eine Frau?

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SPD-Kandidaten für den Landtag: Schmeltzer, Ganzke – und eine Frau?

rnLandtagswahl 2022

Tage der Entscheidung bei der SPD: Die Genossen küren ihre Landtagskandidaten. Um ein Ticket tobt ein Dreikampf. Die Jusos haben eine klare Favoritin.

von Kevin Kohues

Kreis Unna

, 05.11.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

In den nächsten Tagen entscheidet sich, wen die SPD bei der Landtagswahl im Kreis Unna ins Rennen schickt. Drei Wahlkreise gibt es zu besetzen, und in einem ist die Nominierung spannend wie selten zuvor. Denn im Wahlkreis Unna III – Hamm II, der die Städte Bergkamen und Kamen sowie die Gemeinde Bönen und den Hammer Stadtbezirk Herringen umfasst, buhlen gleich zwei Männer und eine Frau um das begehrte Ticket, das in der Vergangenheit immer zum direkten Einzug in den Düsseldorfer Landtag führte.

Die Genossen aus Bönen wollen Silvia Gosewinkel aufstellen, die Bergkamener setzen auf ihren Stadtverbandsvorsitzenden André Rocholl und die Herringer auf Oliver Schmidt-Formann, der Chef des Hammer Umweltamtes ist.

Es ist ein Zweikampf zwischen Rocholl und Gosewinkel zu erwarten

Wer das Rennen um die Kandidatur macht, entscheidet sich am kommenden Mittwoch, 10. November, bei einer Delegiertenkonferenz in der Kamener Stadthalle. Als Favorit geht der 41-jährige Rocholl in die Abstimmung, stellt der Stadtverband Bergkamen mit 16 doch die meisten der insgesamt 39 Delegierten.

André Rocholl soll Landtagskandidat werden, wenn es nach der SPD aus Bergkamen geht.

André Rocholl soll Landtagskandidat werden, wenn es nach der SPD aus Bergkamen geht. © Archiv

Eine Mehrheit ist dies aber freilich nicht. Und es gibt durchaus Anzeichen dafür, dass Silvia Gosewinkel, deren Gemeindeverband Bönen nur über sechs Delegierte verfügt, mehr als nur Außenseiter-Chancen besitzt. Viele Sozialdemokraten wünschen sich nach der Briefkopf-Affäre um den zurückgetretenen Abgeordneten Rüdiger Weiß einen Neuanfang mit einer Frau, auch wenn es nicht alle offen sagen. Der Kamener Stadtverband hatte diesen Wunsch im Zuge einer Rücktrittsforderung an Rüdiger Weiß im Mai auch öffentlich so formuliert, hielt sich zuletzt allerdings bedeckt. Mit 13 Delegierten spielen die Kamener das Zünglein an der Waage. Hamm-Herringen hat nur vier Delegierte.

Kamener SPD-Chef: Delegierte sollen frei entscheiden

Absprachen und Vor-Festlegungen solle es nicht geben, sagte der Kamener SPD-Chef Denis Aschhoff unserer Redaktion im Oktober und verwies auf Vorstellungsrunden mit allen drei Kandidaten vor der Delegiertenkonferenz.

Diese haben inzwischen stattgefunden – und zumindest aus Sicht der Jusos im Kreis Unna eine klare Siegerin hervorgebracht: Silvia Gosewinkel.

Jusos im Kreis Unna sprechen sich für Silvia Gosewinkel aus

Am Donnerstag verkündete der Parteinachwuchs, die Kandidatur der 35-Jährigen zu unterstützen. „Mit ihrem starken Auftritt bei unserer parteiinternen Kandidatenvorstellung hat Silvia Gosewinkel uns absolut überzeugt“, sagte Philipp Kaczmarek, Juso-Chef im Kreis Unna. Gosewinkel ist beruflich als Logopädin und in der Bönener Kommunalpolitik als Vorsitzende des Schulausschusses tätig.

Silvia Gosewinkel aus Bönen will bei der Landtagswahl für die SPD antreten.

Silvia Gosewinkel aus Bönen will bei der Landtagswahl für die SPD antreten. © Archiv/Alexander Heine

Sie stehe für einen transparenten und offenen Umgang mit Menschen, sowohl in der Partei als auch mit den Menschen vor Ort, loben die Jusos die Kandidatin. „Genau das brauchen wir jetzt“, so Kaczmarek. Die stellvertretende Juso-Vorsitzende Pelin Sentürk ergänzt, dass es sie sehr freue, „dass sich eine junge, engagierte und gut qualifizierte Frau um das Landtagsmandat bewirbt und damit den frischen Wind der Jusos in den Wahlkreis und nach Düsseldorf trägt“.

Ob es dazu kommt, bleibt freilich abzuwarten. Immerhin weiß der Bergkamener Favorit André Rocholl, der als Firmenkundenberater bei der Sparkasse arbeitet, zumindest auf dem Papier zehn Delegierte mehr hinter sich.

Schmeltzer und Ganzke ohne Gegenkandidaten

Deutlich klarer ist die Situation unterdessen im Nordkreis und Südkreis – denn dort gibt es jeweils nur einen Kandidaten. Im Wahlkreis Unna II (Lünen, Selm und Werne) will es Rainer Schmeltzer (60) noch einmal wissen. Der Lüner gehört dem Landtag bereits seit 21 Jahren an, war unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft bis 2017 zwei Jahre lang Arbeitsminister.

Dass die Delegierten Schmeltzer erneut als Kandidaten aufstellen, gilt ebenso als sicher wie eine weitere Nominierung von Hartmut Ganzke (55) im Wahlkreis Unna I (Unna, Schwerte, Holzwickede und Fröndenberg). Der Rechtsanwalt aus Unna-Massen gehört dem Landtag seit 2012 an und ist seit 2017 innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

Die Entscheidung im Nordkreis fällt bei einer Delegiertenkonferenz am Donnerstag, 11. November, während die Genossen im Südkreis ihren Kandidaten am Dienstag, 16. November, aufstellen.