Sparkassen-Fusionspläne: Das sagen die Politiker

Stimmen aus Lünen und Selm

Die angedachte Sparkassen-Fusion zwischen den Geldinstituten aus Lünen/Selm und Werne beschäftigt die Politik. Während die Fraktionsvorsitzenden aus Lünen sich überwiegend positiv äußern, übt die FDP aus Selm auch heftige Kritik am Vorstand der Sparkasse. Die Stimmen im Überblick.

LÜNEN/SELM

, 13.04.2015, 14:20 Uhr / Lesedauer: 1 min

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Selmer Politiker zu den Fusionsplänen der Sparkasse

Die angedachte Sparkassen-Fusion zwischen den Geldinstituten aus Lünen/Selm und Werne beschäftigt die Politik in Selm. Viele halten das Zusammenrücken für notwendig und sinnvoll – aber beim Blick zurück kommt auch Groll auf. Die FDP meint: „Der Vorstand der Sparkasse hat bei der Schließung in Cappenberg und Gahmen schon das Gesetz missachtet. Bei der Fusion sollte man jetzt auch an die Positionen in einem neuen Vorstand denken.“ Die Stimmen im Überblick.
13.04.2015
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„Wir sind Anhänger des Subsidiaritätsprinzips – eine Einheit sollte so klein sein wie möglich. Das sieht auch das Sparkassengesetz vor, nach dem die Sparkasse vor allem für die Geldversorgung und die Bürger da ist. Aber in Zeiten von Basel I bis III sind die Dokumentationskosten so hoch geworden, dass es so kleinteilig einfach nicht mehr geht. Da bietet sich der Zusammenschluss mit Werne geografisch an, das ist dann ein sinnvolles Dreistädteeck. Ein Zusammenschluss wird auf Dauer nicht zu umgehen sein. Ich hoffe, dass auch die größere Einheit noch so klein ist, dass sie beweglich und am Puls der Bevölkerung bleibt. Der Vorstand hat schon einmal deutlich das, was das Sparkassengesetz vorsieht, nämlich die Volksnähe, missachtet, wenn man an die Schließung der Standorte in Cappenberg und Gahmen denkt. Der Vorstand hat sich damals vom Gesetz entfernt, schlimmer kann es nicht kommen. Bei der Fusion sollte man bei den Positionen auch an den Vorstand denken: Denn es kann nicht Sinn der Sache sein, den Vorstand nominell zu verdoppeln und dann wegen der größeren Einheit sogar noch die Gehälter zu erhöhen. Damals hieß es, wenn man den Automatenstandort halten wolle, müsse man Ausbildungsplätze streichen. Man hätte aus unserer Sicht überlegen müssen: Wie viel Prozent vom Vorstandsgehalt muss man kürzen, um Cappenberg und Gahmen zu erhalten? Auch der Verwaltungsrat hat hier seine Möglichkeiten nicht wahrgenommen: Die kommunalen Vertreter hatten ja die Mehrheit dort, doch sie haben schön geschwiegen, um das Thema nicht in den Wahlkampf zu ziehen. Das fand ich nicht sehr volksnah.
Ob die Selmer Vertreter mehr oder weniger Einfluss haben werden, darauf kommt es also im Klaus Schmidtmann (FDP): Verwaltungsrat nicht an – das hat die Vergangenheit gezeigt.“© Foto: Jessica Bader
Dieter Kleinwächter, CDU, stellvertretender Verwaltungsrats-Vorsitzender:: „Die Träger haben sich Gedanken gemacht, wie es weiter gehen soll. Und zwar agieren sie aus der Stärke heraus, die beide Institute haben, und nicht aus einer Notsituation. Die Sparkasse macht eine Mittelfrist-Planung. Wenn die Zinssituation so bleibt, wie sie ist, dann wird es auf der Ertragsseite schwierig. Diese Prüfung einer Fusion macht man am besten in Ruhe und nicht unter Zwang. Ich hoffe, bei uns wird das eine Liebes-Heirat.“© Foto: Karim Laouari
Maria Lipke (UWG): „Die Kunden sind das wichtigste, nicht die Städte. Ich hoffe, dass es nicht zum Schaden der Kunden geht und dass so etwas wie der Abbau des Geldautomaten in Cappenberg nie wieder passiert.“© Foto: Tobias Weckenbrock
Marion Küpper (Die Grünen): „Wir meinen, dass die Fusion nur dann von Interesse ist, wenn dadurch Mitwirkung, Transparenz und Beteiligung erhöht wird. Denn es werden neue Gesellschafterverträge gemacht – und da muss die Politik stärker eingebunden werden, da die Stadt ja auch das Geldinstitut trägt. Wir sehen das als sehr gute Chance, damit in Zukunft nicht mehr so etwas herauskommt wie die Automatenschließung in Cappenberg.“© Foto: Tobias Weckenbrock
Werner Sell (Die Linke): „Ich finde die Fusion positiv. Normalerweise sollte gelten: Ein Kreis – eine Kreissparkasse. Weil die kleinen Institute nicht überlebensfähig sind. Auch die Aussage des Bürgermeisters, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen gibt, unterstützen wir. Sollte die Fusion zustande kommen, sollten mittelfristig die Anzahl der Vorstandsposten von vier auf zwei verringert werden. Vorstandsmitglieder haben ja in der Regel Verträge von fünf Jahren. Vielleicht so wie in Unna und Kamen, wo es bei der Fusion hieß, dass bei Vertragsablauf von den vieren zwei ausscheiden werden.“© Foto: Tobias Weckenbrock
Wolfgang Jeske, SPD: „Der Nordkreis im Kreis Unna braucht eine gemeinsame Sparkasse. Das ist für die Kunden, für die regionale Wirtschaft und den Mittelstand entscheidend. Wichtig ist, die Präsenz in der Fläche zu erhalten, betriebsbedingte Kündigungen zu unterlassen und einfache und klare Strukturen zu schaffen.“© Foto: Tobias Weckenbrock
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Lüner Politiker zu den Fusionsplänen der Sparkasse

Die angedachte Sparkassen-Fusion zwischen den Geldinstituten aus Lünen/Selm und Werne beschäftigt die Politik in Lünen. Überwiegend positiv sind die Reaktionen der Ratsfraktionen. Die Stimmen im Überblick.
13.04.2015
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Annette Droege-Middel (CDU): "Wir tragen die Pläne zur Fusion mit. Für die Sparkasse werden sich neue Geschäftsfelder auftun. Unsere Sparkasse hat so viel mehr Möglichkeiten in der Region. Wir begrüßen das auch, weil die Sparkasse Lünen-Selm aus der Stärke heraus mit Werne fusioniert. Und so noch stärker wird, was für die Sparkasse gerade in der Konkurrenz zu den privaten Banken wichtig ist."© Foto: Günther Goldstein (Archiv)
Dr. Johannes Hofnagel (GFL): "Die Fusion stellt einen unausweichlichen Weg zur Zukunftssicherung unserer Sparkasse dar – gerade vor dem Hintergrund der sich stark verschlechternden Rahmenbedingungen.
Ganz entscheidend ist jetzt unter anderem die konsequente Hebung von Effizienzsteigerungen vom Vorstandsbereich bis zum Back-Office-Bereich der beiden Sparkassen unter Interessenswahrung der Mitarbeiter. Durch diese Effizienzsteigerungen könnte Freiraum geschaffen werden, um zusätzliche Vorteile durch eine gezielt kundenorientierte Ausrichtung mit einem entsprechenden Zweigstellen- und Geldautomatenangebot zu realisieren. Leider wurden in den letzten Jahren einige Verbesserungsmöglichkeiten nicht genutzt und organisatorische Fehlentscheidungen getroffen."© Foto: Günther Goldstein (Archiv)
Michael Haustein (SPD): "Wir betrachten das erst mal sehr positiv. Interkommunale Zusammenarbeit ist in allen Bereichen gut. Auch bei den Tochtergesellschaften der Kommunen. Ich glaube, dass es nicht zu Qualitätseinbußen kommt. Ich glaube eher, dass es zur Stärkung der Sparkasse kommt auf dem gesamten Kapitalmarkt. Fusionen sind gerade für kleine Sparkassen sehr von Vorteil. Und davon haben wir einige bei uns im Kreis. Für unsere Mittelständler kann eine Fusion von Lünen-Selm mit Werne nur gut sein."© Foto: Julian Beimdiecke (Archiv)
Dr. Roland Giller (r.,FDP): „Wir sind schon für eine Fusion, weil die Zersplitterung mit separatem Vorstand, separater EDV doch ein überholtes Modell ist. Da wir als Stadt von den Erfolgen der Sparkasse partizipieren, haben wir natürlich ein Interesse daran, dass sich deren Ertragslage positiv entwickelt. Ich sehe die Sache auch positiv, weil die Sparkasse Werne ja kein lahmer Hund ist, dem man erst auf die Beine helfen müsste. Von der Ertragslage sind beide Sparkassen auf Augenhöhe.“© Foto: Günther Goldstein (Archiv)
Eckhard Kneisel (r., Bündnis 90/ Die Grünen): „Wir hoffen, dass die Fusionsgespräche vielleicht auch eine neue Standortbestimmung über die Rolle der Sparkassen ergeben: Sie sollten als öffentliches kommunales Unternehmen in erste Linie den Bürgern und den Unternehmen verpflichtet sein. Wir halten es für erforderlich, dass auch die Bürger in die Gespräche einbezogen werden."© Foto: (Archiv)
Ralf Schaefer (r., Piraten): „Eine Fusion ist zunächst ein ganz legitimes Vorgehen, was unsere Partei an sich nicht verurteilt. Was die Auswirkungen auf Lünen, Werne und Selm angeht, heißt es abwarten. Nach den Sommerferien steht hoffentlich das endgültige Konzept und dann sehen wir weiter.“© Foto: Piratenpartei (Archiv)
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Auch die Bürgermeister haben Einfluss darauf, ob es zu einer Fusion der Sparkassen kommen kann, so wie es derzeit geprüft wird. Mario Löhr (Selm) und Lothar Christ (Werne) haben uns die Pläne, Hintergründe und ihre Ansichten erläutert. Lothar Christ (Werne) ist zugleich auch Vorsitzender des Sparkassen-Verwaltungsrates.

 

 

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