So wurden fünf Spechtküken vor dem Tod bewahrt
Baumfällarbeiten in Lünen
Die Stadt Lünen fällt vier Bäume - und eine Buntspecht-Familie verliert ihre sichere Höhle. Für die Tiere hätte dramatisch ausgehen können, was in dieser Woche in einem Park in Alstedde passierte. Wir erklären, warum die Stadt so handeln musste. Und wie die Jungvögel dann gerettet wurden.

Jaqueline Sonntag hat Spechte in ihrer Wildtierstation aufgenommen.
Fünf Buntspechtküken hat Jaqueline Sonntag in dieser Woche von der Wildtierhilfe Waltrop aus Lünen bekommen. Im Heideblümchenpark hatte die Stadt Lünen vier Bäume gefällt - in einem war die Buntspechtfamilie zu Hause. Für die nächsten Tage ist Sonntag erst einmal Ersatzmama. Der ständige Hunger der Küken hält sie auf Trab.
Sie geben gequälte Laute von sich. Einer nach dem anderen bekommt Futter in seinen hungrigen Schnabel gesteckt. Nach 30 bis 45 Minuten schreien sie wieder nach mehr, die fünf Buntspechtküken. Mit kleinen Insekten füttert Tierfreundin Jaqueline Sonntag die zwei Wochen alten Vögel und versucht sie durchzubringen. "Ich denke, die Überlebenschancen liegen bei 50:50", sagt sie.
Stadt Lünen, Feuerwehr und Tierschutzorganisation reagierten schnell
Doch wie war sie überhaupt an die Tiere gekommen? Am Dienstag hatte Klaus Peter Waldner die Spechte im Heideblümchenpark in Alstedde entdeckt. Die Wirtschaftsbetriebe Lünen (WBL) hatten zuvor drei Birken und eine Robinie im Park gefällt. In einer der Birken hatte sich die Buntspechtfamilie eine Höhle gebaut und die Jungvögel ausgebrütet. Waldner informierte die Stadt und auch die Tierschutzorganisation "Arche 90".
Arche-Mitglieder kamen nach Alstedde und holten dann die Feuerwehr dazu. "Die Einsatzkräfte haben dann den Teil mit der Spechthöhle aus dem Baumstamm gesägt", teilte ein Sprecher der Feuerwehr mit. Die Tierschützer der Arche brachten die Jungvögel dann nach Waltrop, denn sie brauchen viel Pflege.
Aber warum mussten die Bäume überhaupt gefällt werden? Dazu sagte Stadtgrün-Mitarbeiter Hans-Rudolf Tintelott gestern: „Die Bäume waren tot und drohten bei der nächsten kleinen Gewitterböe umzufallen. Da sie direkt an den Wegen standen und die Parkbesucher gefährdeten, mussten sie weg.“ Die Sicherheit für die Menschen müsse immer vorgehen, so Tintelott.
Vogelhöhle war vom Boden aus nicht zu sehen
Die Vogelhöhle hoch oben in der Birke hatte Tintelott, der vor der Baumfällung selbst vor Ort war, nicht gesehen. "Ansonsten hätten wir anders reagiert und versucht die Spechthöhle herauszuschneiden und an einem anderen Baum anzubringen." Dann hätten die Altvögel ihre Jungen weiter versorgen können.
So kümmert sich also Jaqueline Sonntag nun um die Buntspechtküken. Sie sagt: "Ich hoffe aber, dass ich sie zeitnah an einen Experten abgeben kann. Und mit etwas Glück schaffen sie es in vier Wochen flügge zu werden." Können die Vögel dann sicher und gut fliegen und sich selbst Nahrung besorgen, werden sie zurück in die Natur entlassen.