So war der Schnadegang in Beckinghausen
100 Teilnehmer
Selfies, der Bürgermeister im Ornat und Westfalenschluck für alle: Die Beckinghausener waren nach 15 Jahren wieder mit dem Lüner Schnadegang dran und feierten den alten westfälischen Brauch gebührend: Die Banken stifteten Bier und Eis - und Petrus bekam die "Inkontinenz". Wir haben die Momente auf vielen Bildern festgehalten.

Jürgen Kleine-Frauns, Michael Thews und Johannes Kunze stellen dokumentieren den ordentlichen Grenzverlauf.
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Laune. Und ihre gute Laune, die ließen sich die etwa 100 Teilnehmer des 9. Lüner Schnadegangs (der Neuzeit) am Samstagnachmittag auch durch immer wieder einsetzende Regenschauer nicht verderben.
„Wir freuen uns, dass nach 15 Jahren unser Ortsteil wieder Schauplatz des traditionellen Schnadegangs ist“, freute sich Matthias Kappelhoff von der Interessengemeinschaft Beckinghausener Vereine bei der Begrüßung der Gäste am Startpunkt beim dortigen Feuerwehrgebäude.
In enger Zusammenarbeit mit Horst Störmer vom Stadtverband für Heimatpflege, der Freiwilligen Feuerwehr Beckinghausen hatte er die Veranstaltung vorbereitet und die Marschroute festgelegt. „Auch wenn seit dem Beginn Zeiten der exakten Landvermessung die Grenzkontrollen überflüssig sind, ist es doch schön, dass die alte Tradition der Grenzabschreitungen immer noch gepflegt wird“, stellte er fest.
So war es beim Schnadegang in Beckinghausen 2017
Ein alter westfälischer Brauch
Horst Störmer, Bundestagsabgeordneter Michael Thews, Kulissenchef Michael Gresch und weitere Gäste hatten ein feierliches „Ornat“ angelegt und die Rolle der Honoratioren übernommen. Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns, der zum ersten Mal als „Sekretarius“ den Zug begleitete, und aus diesem Anlass zünftig mit Gehrock, gestreifter Hose und Zylinder erschienen war, gab den Teilnehmern weitere Informationen.
„Der Schnadegang ist ein alter westfälischer Brauch, dessen Wortbedeutung etwas mit Schneiden und Beschneidung zu tun hat“, erklärte er. Doch bevor sich bei den Anwesenden Verstümmelungsängste breit machen konnten, ergänzte er: “Die Grenzen wurden nicht nur kontrolliert, sondern auch von Astwerk und Sträuchern freigeschnitten.“
Keine verrückten Grenzsteine
Mit dem von Horst Störmer angestimmten Lied „Im Frühtau zu Berge“ machten sich die Schnadegänger auf den Weg. Angeführt wurden sie von den jüngsten Teilnehmern, den 9-jährigen Zwillingen Ria und Erik als stolze Träger der Westfälischen und der Lüner Fahne. Und von Werner Menzel als „Sicherheitsbeauftragten“. An der Sparkassenfiliale Beckinghausen wurden die Gäste von Geschäftsstellenleiterin Melanie Kemper und ihrem Team mit Eis empfangen.
Matthias Laarmann als Paulinus Pompeius Pacifer und Abgesandter des Kaisers Augustus sprach die römische Geschichte des Ortsteils ein. Musikalische Grüße überbrachte Drehorgelmann Jürgen Ortlepp. Sekretarius Kleine- Frauns stellte in Anwesenheit des Oberadener Ortsvorstehers Michael Jürgens fest, dass der Kontrollgang friedlich verlaufen war und keine verrückten Grenzsteine festgestellt wurden. Danach wurde die aktuelle Schnade-Urkunde von Johannes Kunze unter den 2002 von Karl-Heinz Friedriszik gespendeten Grenzstein versenkt.
Schnadebier im Regen
Mit dem Wunsch, dass Petrus „seine Inkontinenz in den Griff bekommt“ schickte Paulinus Laarmann die Schnadegänger auf den weiteren Weg. Doch der hatte wahrscheinlich die falschen „Dichtungsmittel“ benutzt, denn kurz darauf setzte ein Starkregen ein, dem die Teilnehmer mit aufgespannten Regenschirmen trotzten.
Unter dem Schutz der hohen Bäume konnten die Teilnehmer dann am ehemaligen Uferkastell das von Gerd aus Dortmund nach neuer Rezeptur speziell gebraute und von der Volksbank Lünen spendierte Schnadebier genießen.
Westfalenschluck: Korn, Mettwurst und Meerrettich
Nachdem die korrekten Grenzen kontrolliert worden waren, wurde im Anschluss im Feuerwehrgebäude grenzüberschreitend, doch nicht grenzenlos, gefeiert. Die Feuerwehr mit ihren Helfern versorgte die Gäste mit Getränken und Grillwürstchen, Kiepenkerl Peter Gläser kredenzte den legendären Westfalenschluck mit Korn, Mettwurstscheibe und Meerrettich.
Zu dem Gesang von Michael Gresch, den musikalische Klängen der Mundharmonikagruppe „Muntermacher“, dem MGV Germania und nochmals von Jürgen Ortleb und Horst Störmer wurde bis in den frühen Abend kräftig mitgesungen und geschunkelt.
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