So war der Schnadegang in Beckinghausen

100 Teilnehmer

Selfies, der Bürgermeister im Ornat und Westfalenschluck für alle: Die Beckinghausener waren nach 15 Jahren wieder mit dem Lüner Schnadegang dran und feierten den alten westfälischen Brauch gebührend: Die Banken stifteten Bier und Eis - und Petrus bekam die "Inkontinenz". Wir haben die Momente auf vielen Bildern festgehalten.

LÜNEN

, 02.07.2017, 15:12 Uhr / Lesedauer: 2 min
Jürgen Kleine-Frauns, Michael Thews und Johannes Kunze stellen dokumentieren den ordentlichen Grenzverlauf.

Jürgen Kleine-Frauns, Michael Thews und Johannes Kunze stellen dokumentieren den ordentlichen Grenzverlauf.

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Laune. Und ihre gute Laune, die ließen sich die etwa 100 Teilnehmer des 9. Lüner Schnadegangs (der Neuzeit) am Samstagnachmittag auch durch immer wieder einsetzende Regenschauer nicht verderben.

„Wir freuen uns, dass nach 15 Jahren unser Ortsteil wieder Schauplatz des traditionellen Schnadegangs ist“, freute sich Matthias Kappelhoff von der Interessengemeinschaft Beckinghausener Vereine bei der Begrüßung der Gäste am Startpunkt beim dortigen Feuerwehrgebäude.

In enger Zusammenarbeit mit Horst Störmer vom Stadtverband für Heimatpflege, der Freiwilligen Feuerwehr Beckinghausen hatte er die Veranstaltung vorbereitet und die Marschroute festgelegt. „Auch wenn seit dem Beginn Zeiten der exakten Landvermessung die Grenzkontrollen überflüssig sind, ist es doch schön, dass die alte Tradition der Grenzabschreitungen immer noch gepflegt wird“, stellte er fest.

FOTOSTRECKE
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So war es beim Schnadegang in Beckinghausen 2017

Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns, der zum ersten Mal als „Sekretarius“ den Zug begleitete, und aus diesem Anlass zünftig mit Gehrock, gestreifter Hose und Zylinder erschienen war, gab den Teilnehmern weitere Informationen. „Der Schnadegang ist ein alter westfälischer Brauch, dessen Wortbedeutung etwas mit Schneiden und Beschneidung zu tun hat“, erklärte er. Doch bevor sich bei den Anwesenden Verstümmelungsängste breit machen konnten, ergänzte er: “Die Grenzen wurden nicht nur kontrolliert, sondern auch von Astwerk und Sträuchern freigeschnitten.“
02.07.2017
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"Ungestelltes" Selfie von Michael Thews und Horst Störmer.© Foto: Diethelm Textoris
Der von Karl-Heinz Fridriszek gespendete Grenzstein.© Foto: Diethelm Textoris
Die "Muntermacher" machen ihrem Namen alle Ehre.© Foto: Diethelm Textoris
Die 9-jährigen Zwillinge Ria und Erik führen als Fahnenträger die Schnadegänger an.© Foto: Diethelm Textoris
Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Beckinghausener Vereine Matthias Kappelhoff begrüßt die Teilnehmer des Schnadegangs.© Foto: Diethelm Textoris
Bundestagsabgeordneter Michael Thews und Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns erschienen im "Ornat".© Foto: Diethelm Textoris
Teilnehmer des Schnadegangs verfolgen die Rede des "Sekretarius".© Foto: Diethelm Textoris
Der Weg der Schnadegänger führte am Datteln-Hamm-Kanal entlang, der Beckinghausen in zwei Hälften teilt.© Foto: Diethelm Textoris
Der Weg der Schnadegänger führte am Datteln-Hamm-Kanal entlang, der Beckinghausen in zwei Hälften teilt.© Foto: Diethelm Textoris
Kleiner Stau am Datteln-Hamm-Kanal.© Foto: Diethelm Textoris
Kleiner Stau am Datteln-Hamm-Kanal.© Foto: Diethelm Textoris
Paulinus Pompeius Pacifer grüßt die Schnadegänger Abgesandter des Kaisers Augustus.© Foto: Diethelm Textoris
Drehorgelspieler Jürgen Ortlepp sammelt für den Kinderhospizverein.© Foto: Diethelm Textoris
Waren schon 2002 dabei: Das Ehepaar Fridiszik.© Foto: Diethelm Textoris
Immer wieder kamen die Regenschirme zum Einsatz.© Foto: Diethelm Textoris
Ein inbrünstig geschmettertes Lied von Michael Gresch (li) und Horst Störmer: "Avec la Marmotte."© Foto: Diethelm Textoris
Oberadens Ortsvorsteher Michael Jürgens(li) und Jürgen Kleine-Fraun dokumentieren, dass es keine verrückten Grenzsteine gibt.© Foto: Diethelm Textoris
Jürgen Kleine-Frauns, Michael Thews und Johannes Kunze stellen dokumentieren den ordentlichen Grenzverlauf.© Foto: Diethelm Textoris
Johannes Kunze versenkt die Schnadegangurkunde.© Foto: Diethelm Textoris
Immer wieder kamen die Regenschirme zum Einsatz.© Foto: Diethelm Textoris
Blick zum Himmel: Ist Petrus nicht mehr ganz dicht?© Foto: Diethelm Textoris
Selbst Starkregen trübte die Stimmung nicht.© Foto: Diethelm Textoris
Brauer Gerd aus Dortmund zapfte das "Schnadegang Spezialbier" mit 6 % Alkoholgehalt.© Foto: Diethelm Textoris
Ein Bier, das es in sich hat. Das "Schnadegang-Spezialbier" mit 6% Alkoholgehalt.© Foto: Diethelm Textoris
Die "Lippe-Römer" lieferten Information aus der Römerzeit.© Foto: Diethelm Textoris
Kiepenkerl Peter Gläser bietet den Westfalenschluck an: Klarer Korn mit lufttrockener Mettwurst und Meerrettich.© Foto: Diethelm Textoris
Die "Muntermacher" machen ihrem Namen alle Ehre.© Foto: Diethelm Textoris
Bis zum frühen Abend wurde "grenzübergreifend" mitgesungen, geschunkelt und gefeiert.© Foto: Diethelm Textoris
Bis zum frühen Abend wurde "grenzübergreifend" mitgesungen, geschunkelt und gefeiert.© Foto: Diethelm Textoris
Bis zum frühen Abend wurde "grenzübergreifend" mitgesungen, geschunkelt und gefeiert.© Foto: Diethelm Textoris
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Ein alter westfälischer Brauch

Horst Störmer, Bundestagsabgeordneter Michael Thews, Kulissenchef  Michael Gresch und weitere Gäste hatten ein feierliches „Ornat“ angelegt und die Rolle der Honoratioren übernommen. Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns, der zum ersten Mal als „Sekretarius“ den Zug begleitete, und aus diesem Anlass zünftig mit Gehrock, gestreifter Hose und Zylinder erschienen war, gab den Teilnehmern weitere Informationen.

„Der Schnadegang ist ein alter westfälischer Brauch, dessen Wortbedeutung etwas mit Schneiden und Beschneidung zu tun hat“, erklärte er. Doch bevor sich bei den Anwesenden Verstümmelungsängste breit machen konnten, ergänzte er: “Die Grenzen wurden nicht nur kontrolliert, sondern auch von Astwerk und Sträuchern freigeschnitten.“  

Keine verrückten Grenzsteine          

Mit dem von Horst Störmer angestimmten Lied „Im Frühtau zu Berge“ machten sich die Schnadegänger auf den Weg. Angeführt wurden sie von den jüngsten Teilnehmern, den 9-jährigen Zwillingen Ria und Erik als stolze Träger der Westfälischen und der Lüner Fahne. Und von Werner Menzel als „Sicherheitsbeauftragten“. An der Sparkassenfiliale Beckinghausen wurden die Gäste von Geschäftsstellenleiterin Melanie Kemper und ihrem Team mit Eis empfangen.

Matthias Laarmann als Paulinus Pompeius Pacifer und Abgesandter des Kaisers Augustus sprach die römische Geschichte des Ortsteils ein. Musikalische Grüße überbrachte Drehorgelmann Jürgen Ortlepp. Sekretarius Kleine- Frauns stellte in Anwesenheit des Oberadener Ortsvorstehers Michael Jürgens fest, dass der Kontrollgang friedlich verlaufen war und keine verrückten Grenzsteine festgestellt wurden. Danach wurde die aktuelle Schnade-Urkunde von Johannes Kunze unter den 2002 von Karl-Heinz Friedriszik gespendeten Grenzstein versenkt.

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Schnadebier im Regen

Mit dem Wunsch, dass Petrus „seine Inkontinenz in den Griff bekommt“ schickte Paulinus Laarmann die Schnadegänger auf den weiteren Weg. Doch der hatte wahrscheinlich die falschen „Dichtungsmittel“ benutzt, denn kurz darauf setzte ein Starkregen ein, dem die Teilnehmer mit aufgespannten Regenschirmen trotzten.

Unter dem Schutz der hohen Bäume konnten die Teilnehmer dann am ehemaligen Uferkastell das von Gerd aus Dortmund nach neuer Rezeptur speziell gebraute und von der Volksbank Lünen spendierte Schnadebier genießen.   

Westfalenschluck: Korn, Mettwurst und Meerrettich

Nachdem die korrekten Grenzen kontrolliert worden waren, wurde im Anschluss im Feuerwehrgebäude grenzüberschreitend, doch nicht grenzenlos, gefeiert. Die Feuerwehr mit ihren Helfern versorgte die Gäste mit Getränken und Grillwürstchen, Kiepenkerl Peter Gläser kredenzte den legendären Westfalenschluck mit Korn, Mettwurstscheibe und Meerrettich.

Zu dem Gesang von Michael Gresch, den musikalische Klängen der Mundharmonikagruppe „Muntermacher“, dem MGV Germania und nochmals von Jürgen Ortleb und Horst Störmer wurde bis in den frühen Abend kräftig mitgesungen und geschunkelt.