So entwickelt sich der Ausbildungsmarkt in Lünen

Statistische Grafik

Das neue Ausbildungsjahr ist bereits in vollem Gange, und zahlreiche junge Lüner und Selmer freuen sich über die ergatterten Ausbildungsplätze. Einige warten jedoch immer noch auf eine Stelle - obwohl es noch Plätze gibt. Eine Last-Minute-Ausbildungsbörse soll da Abhilfe schaffen, doch die Zahlen der vergangenen Jahre sprechen eine deutliche Sprache.

Lünen/Selm

, 28.08.2015, 06:19 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein wiederkehrendes Bild auf dem Ausbildungsmarkt in Lünen und Selm: Jedes Jahr bleiben einige Ausbildungsplatzsuchende ohne eine Stelle, und das obwohl regelmäßig mehr als 100 Stellen unbesetzt bleiben. Die Zahlen des Jobcenters Kreis Unna zeigen: Auch wenn einzelne Werte geringfügig schwanken, hat diese Entwicklung Bestand.

Auffällig ist: Auf jede Berufsausbildungsstelle kommen im Schnitt zwei Bewerber. Die Nachfrage sollte das Angebot eigentlich decken. Selbst in zweiter Instanz bestätigt sich dieses Verhältnis. Betrachtet man nämlich die Anzahl der unbesetzten Ausbildungsstellen sowie der unversorgten Bewerber, so sieht man: Zwei Suchende, eine Stelle. 

Last-Minute-Ausbildungsbörse soll Suchende vermitteln

Die Auswahl an Berufen ist groß, die Wahl fällt da nicht leicht. Manche Berufe haben die Jugendlichen erst gar nicht auf dem Schirm. Im Jobcenter Kreis Unna, Geschäftsstelle Lünen, können sich Jugendliche jetzt über alle freien Stellen informieren – bei der Last-Minute-Ausbildungsbörse.

Zettel mit 200 freien Ausbildungsplätzen hängen im dritten Stockwerk des Lüner Jobcenters in der Kurt-Schumacher-Straße 15 aus. Bis zum 30. September haben Jugendliche Zeit, sich etwas passendes herauszusuchen und so doch noch dieses Jahr eine Ausbildung starten zu können. Die meisten wollen Kfz-Mechatroniker, medizinischer Fachangestellter oder Kauffrau/-mann im Büromanagement werden. "Diese Klassiker unter den Ausbildungsberufen sind aber meist schnell vergeben", sagt eine Jobcenter-Mitarbeiterin.

Umdenken auf beiden Seiten fördern

Ziel der Mitarbeiter des Jobcenters ist es auch, die Denkweise der Jugendlichen zu ändern. Viele beschränken sich auf einen Beruf und wollen aber unbedingt in Lünen und Umgebung bleiben. Andere Berufe, die oft erst auf den zweiten oder dritten Blick attraktiv wirken, können da häufig ein guter Kompromiss sein.

Doch auch auf Seiten der Ausbilder soll ein umdenken stattfinden. So meldete sich der SPD-Landtagsabgeordnete Rainer Schmeltzer bei einem Treffen von Vertretern aus Wirtschaft und Politik zu Wort: " Ausbilder, welche nach Persönlichkeit und Auftreten die Bewerber auswählen und erst im zweiten Schritt nach Noten schauen, würde ich mir wünschen." Wirtschaftsförderer Michael Sponhol sagte im Zuge dessen, dass "die Anforderungen von Unternehmen und die Qualifikation der Jugendlich zu weit auseinander klaffen" würden.

 

Auf Anfrage unserer Redaktion nahm Nicole Paschedag vom Jobcenter in Lünen zur Situation auf dem Ausbildungsmarkt Stellung:

Deckt sich das Angebot der Ausbildungsplätze mit der Nachfrage der Jugendlichen?

Wir haben aus allen Bereichen Ausbildungsplätze zu vergeben. Leider passt bei den Bewerbern häufig der Schulabschluss nicht. Dann müssen wir Überzeugungsarbeit leisten und die Jugendlichen für einen Job begeistern, den sie bislang nicht kennen.

Welche Ausbildungsberufe wären das konkret?

Wir haben zum Beispiel eine Stelle bei einem Hufschmied in Waltrop frei. Auch zwei Augenoptiker suchen jemanden oder eine Dortmunder Firma, die Glas- und Fenster-Fassadenbau macht. Da kommt ja keiner drauf und sagt: "Das will ich werden."

Was raten Sie denen, die keine Stelle bekommen?

Sie sollten bei der Wunschfirma fragen, ob die eine betriebliche Einstiegsqualifizierung anbietet. Das ist mehr als ein Jahrespraktikum, die Jugendlichen gehen normal zur Berufsschule. Es ist eine große Chance, nach einem Jahr als Auszubildender übernommen zu werden. 

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