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Seepark: 24-jähriger Besucher beleidigt Sicherheitsdienst: „Das war halt meine Empfindung“
Amtsgericht Lünen
Er fuhr mit dem Auto zur Grillwiese und beschimpfte den Sicherheitsdienst. Die Polizei kann den 24-Jährigen nicht beeindrucken, das Gericht auch nicht. Bis der Richter das Urteil fällt.
Die Auseinandersetzung mit dem Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes nutzte ein 24-Jähriger in Lünen für einige verbale Tiefschläge. Wegen Beleidigung stand er nun vor dem Amtsgericht. Einsicht zeigte er dort noch nicht einmal im Ansatz.
Trotz strengsten Verbots fuhr eine Gruppe junger Leute am 18. Mai mit dem Auto auf das Gelände des Seeparks Horstmar, um direkt am Grillplatz auszuladen. Eine Sicherheitskraft sprach die Truppe an und wies sie auf ihr Fehlverhalten hin. Das brachte den 24-Jährigen aus Dortmund, der an sich nur Beifahrer war, auf den Plan. Er beschimpfte den Mann unter anderem als „Penner“ und forderte ihn auf, er solle „die Fresse halten“. Die Polizei kam dazu und das Ganze endete mit einer Anzeige.
„Aus Mücke einen Elefanten gemacht“
Im Prozess verstand er die ganze Aufregung nun nicht. „Wir wollten einfach grillen, Fußball spielen.“ Das Tor sei offen gewesen und sie hätten ihre Sachen abstellen wollen. Dabei seien sie auch nicht über den Rasen gefahren, betonte er und verstand nicht, dass der Gehweg als Fahrstrecke nicht viel besser war. Überhaupt sei er ja auch gar nicht gefahren. Das sei der Kevin gewesen. Der Sicherheitsdienstmitarbeiter habe gepfiffen, geschrien, seinen Ausweis sehen wollen und aus einer Mücke einen Elefanten gemacht. Ja, er habe den Mann „Spasti“ genannt, aber das sei halt seine Empfindung gewesen.
„Absolute Uneinsichtigkeit und Respektlosigkeit“
Eine Polizeibeamtin, die an dem Einsatz beteiligt war, erinnerte sich nachdrücklich an den Vorfall, sprach von absoluter Uneinsichtigkeit und Respektlosigkeit. Sogar in ihrem Beisein habe der Angeklagte den Anderen noch beleidigt, habe ihn unter anderem als „Spinner“ bezeichnet. Passend dazu redete der 24-Jährige immer wieder dazwischen. Richter Ulrich Oehrle wurde deutlich: „Sie haben noch nicht einmal vor dem Gericht Respekt. Was ist bei Ihnen schiefgelaufen?“
Eine zielführende Antwort erhielt er nicht. Zuletzt verwies der Dortmunder noch einmal darauf, dass er sich doch bereits vor Ort bei dem Mann entschuldigt habe. Und, immer noch nicht begreifend, dass es in dieser Verhandlung nur nebenbei um die Fahrt in den Park ging, versicherte er, dass sie das künftig nicht mehr tun würden.
Sein Verhalten, auch im Prozess, bezeichnete Richter Ulrich Oehrle schließlich als erschütternd. Er verurteilte den jungen Mann, dem er jegliche Erziehung absprach, zu 750 Euro Geldstrafe. Und genau das brachte den wieder in Rage. „Das ist viel zu viel“, beschwerte der sich und kündigte die Einlegung von Rechtsmitteln gegen die Entscheidung an. Bevor er den Gerichtssaal verließ, kommentierte er noch mit sichtlichem Trotz und regelrecht greifbarer Wut: „Wir sind in einem freien Land.“
Lebt im Sauerland und fühlt sich dort überaus wohl. Saß vor über 20 Jahren zum ersten Mal in einem Gerichtssaal, um über einen Prozess zu berichten und hat dabei ihren Traumjob gefunden.
