Bei einigen Hauseigentümern im Lüner Stadtteil Niederaden ist die Stimmung im Keller. Dazu zählen neben Anwohnern der Finkenstraße, der Wilhelm-Raabe-Straße, der Straße Brüderweg auch Anwohner vom Dohlenweg - namentlich Thomas Dähm (61), Werner Nitsch (64) und Ralph Winkel (66) .
Allen gemein ist, dass bei ihnen Mitte August Wasser bis zu 15 Zentimeter hoch im Keller stand. Grund dafür war tatsächlich ein Starkregenereignis und nicht etwa ein heftiger Regenguss, wie die Betroffenen jüngst bei einem Gespräch vor Ort mit Matthias Krölls und Andreas Grothusmann vom Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen (SAL) erfuhren.
In der Nacht vom 16. auf den 17. August habe es so viel Niederschlag gegeben, wie er rein statistisch gesehen etwa alle zehn Jahre vorkommt, sagte Matthias Krölls. Oberflächlich sei das viele Wasser kein Problem gewesen, die Feuerwehr habe auch keine Einsätze gehabt, sagte Krölls weiter. Vielmehr habe es wohl an der einen oder anderen Stelle im Kanalsystem Engpässe gegeben, obwohl die beiden Pumpwerke des zuständigen Lippeverbandes einwandfrei gearbeitet haben. „Das würde auch erklären, dass nicht alle, sondern nur ein Teil der Häuser an den verschiedenen Straßen betroffen waren“, sagte SAL-Experte Andreas Grothusmann. Wichtig zu wissen sei auch, ob die Hauseigentümer Rückstausicherungen eingebaut hätten oder nicht.

Rückstau-Sicherung
Bei dem Trio vom Dohlenweg war das zumindest nicht der Fall, was nach Angaben von Krolls und Grothusmann aber nicht heißen muss, dass etwa mit einer Rückstauklappe kein Wasser in den Keller gelangt wäre: „Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Gleichwohl sinkt das Risiko deutlich.“
Eine Rückstausicherung dient dazu, den Keller beziehungsweise alle Geschosse, die unter der Rückstauebene liegen, vor einer Überflutung zu schützen, wenn die Kanalisation aufgrund von Starkregen überläuft oder sich aus anderen Gründen ein Rückstau bildet, wie beispielsweise durch eine Rohrverstopfung.
Auf die Frage von Thomas Dähm, ob er zum Schutz vor Starkregen am besten einen Deckel auf sein Haus machen soll, hieß es vonseiten der SAL-Berater: „Setzen Sie sich erst mal mit uns zwecks individueller Beratung zusammen, bevor Sie eine vermeintliche Fachfirma mit der Installation von irgendeiner Rückstausicherung beauftragen: Nicht alles, was teuer ist, ist auch gut.“ Manchmal reichten auch kostengünstige Einbauten.
Der 14. Juli 2021
Um vor Extremwetterlagen wie am 14. Juli 2021, bei der nach heftigen Regenfällen teilweise ganze Straßenzüge vor allem im Lüner Süden unter Wasser standen, zu warnen, hatte SAL im Juni vergangenen Jahres eine Info-Kampagne für Hauseigentümer von besonders gefährdeten Objekten in Lünen gestartet. Zu den 7600 Haushalten, die angeschrieben wurden, zählte auch Thomas Dähm, der zwar keine Rückstauklappe hat, dafür aber nachweislich andere Maßnahmen getroffen hat. So leitet der 61-Jährige bei starken Regenfällen ablaufendes Regenwasser vom Dach auf sein Grundstück um: „Vorausgesetzt, ich bin zu Hause.“ Mitte August dieses Jahres war das nicht der Fall.
Wenngleich die SAL-Experten zu dem Informations-Gespräch mit Dähm, Nitsch und Winkel „leider ohne Geldkoffer“ gekommen waren, so hatten sie dennoch einen geldwerten Tipp für die Starkregen-Opfer im Gepäck - die Wiederaufbauhilfe des Landes für Hochwassergeschädigte vom 14. Juli 2021: „Die Hilfe wurde jüngst bis zum 30. Juni 2026 verlängert. Und ja, die Anträge sind mitunter kompliziert, dafür gibt es aber auch Förderungen bis zu 80 Prozent.“ Thomas Dähm will in Kürze einen Antrag stellen.
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