Schulleiter verabschiedet Reinhold Bauhus (66): „KKG ist Leuchtturm der Bildungslandschaft“

Schulleiter verabschiedet: Bauhus: „KKG ist Leuchtturm der Bildungslandschaft“
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Anderthalb Stunden lang hagelte es nur Lob: Dann ergriff Reinhold Bauhus (66) nach zehnjähriger Tätigkeit als Schulleiter der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule (KKG) bei seiner offiziellen Verabschiedung in den Ruhestand das Wort - in der für ihn typischen direkten Art und Weise. Rund 150 Gäste der Abschlussfeier am Montag (19. Mai) im Foyer der Gesamtschule hörten interessiert zu und spendeten dem „Ausnahmeschulleiter“, wie ihn Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns zuvor in seiner Rede bezeichnet hatte, stehend Applaus.

Neuntklässer bedankten sich beim Schulleiter für seine Zeit an der KKG.
Auch die Schüler – in dem Fall die Neuntklässer – bedankten sich beim Schulleiter für seine Zeit an der KKG. © Sophia Wibbeke

„Vielen Dank für das ganze Lob. Natürlich weiß ich auch, dass es etwas übertrieben ist. Trotzdem tut es gut, das Lob zu hören“, sagte Reinhold Bauhus. Dann blickte der 66-jährige Pädagoge und Manager, Ehemann und dreifache Familienvater, begeisterter Radsportler und Hundefreund vornehmlich auf seine Zeit an der KKG zurück: „Als ich 2013 gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könnte, hier Schulleiter zu werden, musste ich nicht überlegen.“ Schließlich habe er die Schule auch von der Schulzeit seiner Tochter Johanna her gekannt und schätzen gelernt. Dabei habe die Schule bei seinem Amtsantritt nach außen hin einen desolaten Eindruck in der Öffentlichkeit vermittelt. Das habe sich auch in den schwachen Anmeldezahlen von nur 48 Anmeldungen widergespiegelt, sagte Reinhold Bauhus.

Schule als Lebensraum

Vom ersten Tag seiner Amtszeit an der KKG sei es sein Ziel gewesen, die Schule als Stadtteilschule zu positionieren - als Lern- und Lebensraum. „Das ist dank der Unterstützung zahlreicher Kräfte innerhalb als auch außerhalb der Schule gelungen. Die KKG ist heute ein Leuchtturm in der Bildungslandschaft.“ Seinem Nachfolger Bodo Gundelach (kommissarische Oberstufenleitung) und dem Kollegium gab Bauhus mit auf den Weg, auch in Zukunft die „Dinge einfach anzupacken und auszuprobieren“. Es mache keinen Sinn, alles bis ins kleinste Detail auszudiskutieren: „Es gibt immer Argumente für oder gegen eine Sache.“

Reinhold Bauhus (l.) und sein Nachfolger Bodo Gundelach.
Reinhold Bauhus übergibt seinem Nachfolger Bodo Gundelach den Hirtenstab als symbolische Geste. Mit dem solle er sich nun auf den ‚Schulmeisterweg‘ machen (siehe Foto auf der Leinwand). © Sophia Wibbeke

Der Stadtspitze, auf der Feier vertreten durch Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns, Axel Tschersich (Erster Beigeordneter) und Arnold Reeker (Technischer Beigeordneter) schrieb Reinhold Bauhus ins Stammbuch, trotz schwieriger Haushaltslage Kürzungen in der Bildungspolitik zu vermeiden: „Jede Kürzung im Bildungsbereich ist eine Negativ-Investition.“

Tödliche Messerattacke

Wie wichtig Bildung ist, hatte Bauhus zuvor schon erklärt, habe der 23. Januar 2018 gezeigt. Das war der Tag, an dem Alex M. (15) auf seinen Mitschüler Leon H. (†14) an der KKG einstach. Kurz vor dem Unterricht, traf Leon auf Alex, der in der Gesamtschule mit seiner Mutter auf die Sozialarbeiterin wartete.

Der Täter sagte später aus, das Opfer habe seine Mutter mehrfach provozierend angeschaut. Ein Polizeisprecher damals: „Dadurch fühlte sich der 15-Jährige derart gereizt, dass er seinem Mitschüler mit einem Messer in den Hals gestochen hat.“ Leon H. starb noch auf dem Schulgelände. Laut Polizei galt der Täter als aggressiv und „unbeschulbar“.

Alex M. wurde am 2. November 2018 von Richtern des Dortmunder Landgerichts wegen Körperverletzung mit Todesfolge - nicht wegen Mordes oder Totschlags - zu sechs Jahren Haft verurteilt.

„Das Gespräch mit Leons Eltern nach der tödlichen Messerattacke werde ich nie vergessen, es hat mich an meine persönlichen Grenzen gebracht“, sagte Reinhold Bauhus am Montag. Die Tat sei auch der Grund gewesen, seine Pläne vom Campus-Lünen-Süd schnellstmöglich umzusetzen. Was in den vergangenen Jahren ja auch - für jedermann sichtbar - gelang.

Radsport-Stützpunkt

Rund 40 Millionen Euro seien bislang in die Entwicklung des Campus-Lünen-Süd geflossen, sagte Bauhus - und mit einem Augenzwinkern fügte er an: „Von den zehn Jahren meiner Amtszeit als Schulleiter der KKG haben wir hier sieben Jahre auf einer Baustelle gelebt.“

Als „Höhepunkt des Wirkens“ von Reinhold Bauhus hatte Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns zu Beginn der Abschiedsfeier die Anerkennung des Campus-Geländes als „NRW Radsport Leistungsstützpunkt ‚Westfalen‘“ Anfang Juni durch den Radsportverband NRW bezeichnet. Diese Auszeichnung, von der ganz Lünen profitiere, sei ausschließlich der „unverwechselbaren und einzigartigen Art“ von Bauhus zu verdanken.

Die Schulleitungen von Lüner Schulen sind gemeinsam zum Abschied von Reinhold Bauhus gekommen, um ihm ein paar Worte zum Abschied mitzugeben.
Die Schulleitungen von Lüner Schulen sind gemeinsam zum Abschied von Reinhold Bauhus gekommen, um ihm ein paar Worte zum Abschied mitzugeben. © Sophia Wibbeke

Dank und Anerkennung für sein Wirken erhielt Bauhus außerdem von der Bezirksregierung Arnsberg, von der Schülervertretung sowie von 14 Schulleiterinnen und Schulleitern von Lüner Grundschulen und weiterführenden Schulen, die sich eigens auf der Bühne versammelten und sich mit anerkennenden Worten von ihrem „geschätzten Kollegen“ verabschiedeten und ihm ebenso wie die anderen Redner alles Gute für seinen künftigen „Unruhestand“ wünschten. Nicht ohne Grund vermutlich: Denn mit der Anerkennung als „Radsport Leistungsstützpunkt ‚Westfalen‘“ ist für den verabschiedeten Schulleiter und Initiator des rund 40 Millionen Euro schweren Campusprojektes sowie seiner Mitstreiter noch lange nicht Schluss: „Wir gründen gerade einen Trägerverein für den Stützpunkt zur Organisation und Verwaltung, zur Fördermittelbeantragung, zur Spenden- und Drittmittelbeschaffung, zur Vergütung von Trainern etc.“, hatte Reinhold Bauhus erst Ende Mai im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt. Der Trägerverein soll „BCW BikeCampus Westfalen“ heißen und Bauhus dessen Vorsitzender werden: „Die Unterlagen sind beim Notar.“

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