Der 18-Jährige Yusuf Ammar Kaya hat schon per Briefwahl seine Stimme abgegeben.

Der 18-Jährige Yusuf Ammar Kaya hat schon per Briefwahl seine Stimme abgegeben. © Luca Füllgraf

Schüler Yusuf Kaya hat schon gewählt - andere Erstwähler zögern noch

rnLandtagswahl

Viele 18-Jährige dürfen bei der Landtagswahl zum ersten Mal ihre Stimme abgeben. Im Garten der Stadtinsel wurde klar, welche Themen sie besonders wichtig finden: Klima, Umwelt und Bildung.

Lünen

, 12.05.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wer bekämpft den Lehrermangel? Und vor allem wie? Wie sieht es mit der Legalisierung von Cannabis aus? 90 Minuten habe sich die Landtagswahlkandidaten für den Wahlbezirk Unna II am Donnerstagabend (5. Mai) den Fragen von rund 200 Lüner Schülerinnen und Schülern gestellt.

Im Garten der Stadtinsel ging es es also um Themen, die die Jugendlichen interessieren, um erneuerbare Energien, kostenlosen ÖPNV und die Modernisierung von Schulen. Als am Ende gefragt wurde, wer überhaupt wählen darf, ging aber nur ein Bruchteil der Hände nach oben - viele der Jugendlichen waren noch zu jung. Eine der erhobenen Hände gehörte Yusuf Ammar Kaya.

Umwelt, Klima und soziale Gerechtigkeit

Der Schüler wurde Anfang des Jahres 18 Jahre alt. Bei der Landtagswahl darf er zum ersten Mal seine Stimme abgeben - und hat das auch schon per Briefwahl getan. Trotzdem fand er interessant, wie die einzelnen Kandidaten sich an dem Abend präsentiert haben.

Er sei generell politisch interessiert und auch Mitglied einer Partei, der er aber erst nach langem Zögern seine Stimme gab: „Trotz allem habe ich gehadert, ob ich die Partei wählen soll.“ Zuvor hatte sich der 18-Jährige aus Alstedde online die Wahlprogramm der SPD, FDP, der Linken, der Grünen und der CDU angeschaut und verglichen. „Ich habe mir die auch wirklich komplett durchgelesen, auch wenn es richtig viele Seiten waren“, sagt er. „Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass eher die linkeren Parteien wie SPD, die Grünen und die Linken etwas für mich wären.“

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„Bei der Wahl sind mir Themen wie Umwelt- und Klimaschutz wichtig, das sind meine Hauptthemen“. Außerdem finde er soziale Gerechtigkeit wichtig. An seiner aktuellen Schule, merke man die vielen Probleme wie mangelnde Digitalisierung und Lehrermangel nicht so stark. Seine vorherige Schule sei da aber katastrophal aufgestellt gewesen.

Abend begeistert für Demokratie

So gut informiert seinen natürlich nicht alle Schüler, sagt Sozialwissenschaftslehrer Franz-Josef Thöne von der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule, der mit seinen Klassen bei der Veranstaltung war. Er habe die Schülerinnen und Schüler zuvor schon etwas „bearbeiten“ müssen, zur Veranstaltung des Stadtjugendrings Lünen und der Mediengruppe Selm zu gehen.

Die Resonanz der Schüler sei aber sehr positiv gewesen. „Sie konnten hautnah miterleben wie die Politikerinnen und Politiker streiten und miteinander diskutieren.“ An so einem Abend könne man die Schüler mehr für Demokratie und Politik begeistern, als mit mehreren Stunden Unterricht.

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Trotzdem sieht er auch die Lehrer und die Schulen in der Pflicht. „Wir müssen die Schüler politisch bilden. Das ist unsere Aufgabe.“ Dabei würden auch Formate wie der Wahlomat, die Juniorwahl und verschiedene Kandidatenchecks helfen.

„Im Fach SoWi sprechen wir sehr viel über die Wahl und werden gut informiert“, sagt auch die 18-Jährige Aylin Soylu. Sie gibt zu, sonst nicht besonders politikinteressiert zu sein. „Wie wir miteinander umgehen“ sei ihr natürlich trotzdem wichtig.

Keine Partei passt perfekt

Am Sonntag darf sie wie ihre Mitschülerinnen Emily Schwabe und Denise Püttmann zum ersten Mal wählen. Ob die drei aber auch von ihrem Recht gebrauch machen? Da sind sie sich noch nicht sicher.

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Denise Püttmann hat ihre Wahlunterlagen schon zu Hause liegen. „Ich hab mich jetzt auch zum ersten Mal als Wahlhelferin beworben“, sagt sie. Trotzdem ist sie noch nicht sicher ob sie wählen geht und wenn ja wen. „Es ist schwer“, sagt sie über die Entscheidung. Ihre Ansichten und Ideen - auch ihr sind die Themen Klima und Bildung besonders wichtig - überschneiden sich zwar gleich mit mehreren Parteien, aber so ganz passe eben keine. Bei jeder Partei gebe es auch Punkte, die sie nicht vertrete. „Ich muss mir Gedanken machen: Wähle ich überhaupt? Weil dann nehme ich die schlechten Punkte ja auch, also für die ich nicht einstehen würde.“

Ob die drei Schülerinnen Emily Schwabe, Aylin Soylu und Denise Püttmann bei der Landtagswahl zum ersten Mal ihre Stimme abgeben, wissen sie noch nicht.

Ob die drei Schülerinnen Emily Schwabe, Aylin Soylu und Denise Püttmann bei der Landtagswahl zum ersten Mal ihre Stimme abgeben, wissen sie noch nicht. © Luca Füllgraf

Nach der Veranstaltung fühlen sich alle drei besser informiert als zuvor und das Interesse an der Wahl stieg bei ihnen. Allerdings hätten sich sich noch klarere Aussagen von den Kandidaten gewünscht. „Die wollten nichts falsches sagen“, findet Denise Püttmann. Das habe sie gewundert, „weil man ja eigentlich da ist um seine Meinung darzulegen“.

Politiker sollten sich nicht verstellen

„Ich mag es nicht, wenn Leute sich verstellen um uns Jugendlichen zu gefallen. Ich möchte, dass du mir zeigst, was dich interessiert und dann vertrete ich das, oder ich vertrete es eben nicht. Aber du musst nicht so tun als wenn wir gleich sind oder als würdest du meine Interessen vertreten, wenn du es gar nicht tust“, sagt Emily Schwabe.

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Ein besonderes Lob hatte sie an diesem Abend für Jens Röppenack von „die Partei“, auch wenn sie inhaltlich nicht mit allen Punkten übereinstimme: „Er hat seine Meinung, er vertritt seine Meinung, er hat seine Sachen die er lustig findet und er ist einfach er selbst.“