
Die Wände der Bahnhofshalle in Preußen waren am Sonntag (29. Mai) massiv mit Graffiti beschmiert. © Deutsche Bahn
Schmierereien am Bahnhof Preußen – Reinigung „zeitintensiv und mühsam“
Graffiti
Massiv mit Graffiti beschmiert wurde der Bahnhof Preußen am Sonntag (29. Mai). Die Deutsche Bahn klagt über Graffiti-Schäden in Millionenhöhe – und geht konsequent dagegen vor.
Viele Fahrgäste dürften verwundert gewesen sein, als sie den Bahnhof in Preußen in den vergangenen Tagen betreten haben. Denn etwas hatte sich verändert: die Bahnhofshalle sah anders aus als sonst. „Am 29. Mai ist der Bahnhof Lünen Preußen massiv mit Graffiti beschmiert worden“, berichtet Stefan Deffner, Sprecher der Deutschen Bahn (DB).
„Diverse Schmierereien ziehen sich von der Bahnhofshalle aus über die Treppen bis hin zu den Wartehäuschen am Bahnsteig“, so Deffner weiter. Die Deutsche Bahn habe die Entfernung der Schmierereien veranlasst und werde auch Strafanzeige erstatten – bei einer Verurteilung wegen Sachbeschädigung drohen bis zu zwei Jahren Haft.
3,6 Millionen Euro Schaden
Um das Erfolgserlebnis der Sprayer zu schmälern, beseitigt die DB die Schäden möglichst innerhalb kürzester Zeit, teilt Deffner mit. Innerhalb von 24 bis 72 Stunden sollen die Graffiti wieder verschwunden sein. Die Hoffnung: Die meisten Sprayer verlieren die Lust, wenn ihr „Kunstwerk“ schnell wieder verschwindet und suchen sich Flächen, an denen ihr Werk länger zu sehen ist.

Auf dem Weg zu den Gleisen waren die Graffiti nicht zu übersehen. © Deutsche Bahn
Bei Hinweisschildern, Informationstafeln oder –vitrinen mit Fahrplanaushängen sei die schnelle Entfernung der Graffiti besonders wichtig. „Die Entfernung von Graffiti erfordert Erfahrung und Fachwissen. Speziell geschulte Mitarbeiter der DB müssen die einzelnen Farbschichten in häufig zeitintensiver und mühsamer Handarbeit Schicht um Schicht abtragen“, erklärt Deffner.
Vandalismus- und Graffitischäden sind bei der Deutschen Bahn ein Schwerpunktthema. „Allein im Jahr 2021 haben wir rund 3,6 Millionen Euro in die Beseitigung von Vandalismus- und Graffitischäden an den Bahnhöfen in NRW investiert“, berichtet der Bahnsprecher. „Geld, das wir lieber für unsere Kunden einsetzen würden.“
30 Jahre haftbar
Und Geld, dass sich die Bahn zurückholen will, sollten die Straftäter geschnappt werden. „Im Klartext heißt das, wer erwischt wird, muss den angerichteten Schaden in voller Höhe ersetzen. Auch, wenn man noch minderjährig ist und gerade kein Geld auf der hohen Kante hat“, teilt die Deutsche Bahn auf ihrer Internetseite mit. Bereits ab dem siebten Lebensjahr könne bis zu 30 Jahre nach einer Verurteilung noch Schadensersatz gefordert werden. „Da ist das erste selbstverdiente Geld auf lange Zeit weg“, warnt die Bahn.
Ein Beispiel für kostspielige Reinigung: Bei Gebäuden aus Sandstein frisst sich der Lack regelrecht in das Gestein und kann nur durch eine teure Sandstrahlbehandlung entfernt werden. In anderen
Fällen müssen Graffitiflächen immer wieder überstrichen werden, was die
Luftdurchlässigkeit des Steins beeinträchtigt. „Dann drohen Feuchtigkeitsschäden und Mauerschimmel. Damit die Wände weiter atmen können, erhalten viele Gebäude zum Schutz vor Graffiti Beschichtungen aus mikroporösem Wachs“, verrät die Bahn.
Höheres Sicherheitsgefühl
Eine weitere Möglichkeit zum Schutz der Gebäude sind neben Lackanstrichen sogenannte Opferschichten. Darauf lassen sich Graffiti leichter entfernen. Allerdings müsse die Schicht nach drei bis vier Reinigungen erneuert werden, so die Bahn. „Eine stärkere Beleuchtung gefährdeter Bereiche im Zusammenhang mit
Videoüberwachung soll Sprayer zusätzlich abschrecken.“

Auch der Aufzug blieb bei der Aktion nicht verschont. © Deutsche Bahn
Beim konsequenten Entfernen von Graffiti geht es der Bahn nicht nur um das Erscheinungsbild der Bahnhöfe – auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrgäste soll gesteigert werden. „Denn Fahrgäste fühlen sich in beschmierten Zügen, Wartehallen und in Abteilen mit zerkratzten Scheiben unwohl“, weiß die Deutsche Bahn.
Noch bevor die Graffiti in Preußen entfernt werden konnten, meldete Bahnsprecher Stefan Deffner am Donnerstag (2. Juni), dass dort „mal wieder eine Glasscheibe einer Vitrine zertrümmert“ wurde. Diese sei mit Glasfolie abgeklebt worden und müsse durch den Glaser getauscht werden.
1989 im Ruhrgebiet geboren, dort aufgewachsen und immer wieder dahin zurückgekehrt. Studierte TV- und Radiojournalismus und ist seit 2019 in den Redaktionen von Lensing Media unterwegs.
