Schließung von „Lädchen Neuland“ in Lünen Vorstand: Manche Spenden waren grenzwertig

Schließung von „Lädchen Neuland“: Manche Spenden waren grenzwertig
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Auf Putins Bomben in der Ukraine hat der Verein Neuland mit einem Hilfsangebot reagiert. Die in der Flüchtlingsarbeit engagierten Ehrenamtlichen eröffneten im April an der Persiluhr das „Lädchen Neuland“. Dort gab es vom Teller bis zum Kochtopf, von Bettwäsche bis Kinderspielzeug eine Grundausstattung für Geflüchtete. Menschen, deren Heimat beschossen wurde und die auf ihrer Flucht nur mit einem Köfferchen in Lünen ankamen, konnten sich das Wichtigste für ihren Alltag kostenlos abholen. Das Angebot wurde dankbar angenommen.

Zum Jahresende hat das Lädchen geschlossen. Wo vorher Ständer mit Kleidung und Regale mit Haushaltswaren standen, ist jetzt alles leergeräumt. Nach neun Monaten kommt das Aus. Dabei blieb das Lädchen länger als vorgesehen. Zweimal habe man den Mietvertrag um drei Monate verlängert, berichtet Neuland-Vorstand Johannes Bergmeyer über eine Maßnahme, die ursprünglich nur für ein Vierteljahr geplant war.

Rund 300 neu ankommende Familien aus der Ukraine habe man in dieser Zeit versorgen können. „Der Laden war ein Erfolg. Es kamen nicht nur ukrainische Geflüchtete aus Lünen, sondern aus der ganzen Umgebung bis nach Bochum“, sagt Bergmeyer. Doch damit ist jetzt Schluss.

Verdreckte Spenden und Müll

Die Gründe, die Bergmeyer nennt, sind vielfältig. Sie haben auch damit zu tun, dass der Bedarf zurückgegangen sei. Es kämen weniger Geflüchtete aus der Ukraine nach Lünen. Zudem seien die Ehrenamtlichen, die sich bei Neuland ja auch allgemein um Flüchtlinge kümmern, durch den Laden zusätzlich gefordert gewesen. Dabei hätten sie nicht nur viele schöne, sondern auch unliebsame Erfahrungen gemacht.

„Was sie beim Aussortieren erlebten, war teilweise grenzwertig“, sagt Bergmeyer. Er spricht von schmutziger Wäsche, die dort für die Geflüchteten abgegeben worden und von Kleidung, die nicht mehr tragbar gewesen sei. „Wir haben drei große Lieferwagen nur Müll aussortiert“, schildert er. Dass Menschen ihre Spende dazu nutzen, Unliebsames einfach zu entsorgen, hinterlässt angesichts der Not der Neuankömmlinge einen bitteren Nachgeschmack.

Wärmequellen aus Kerzenresten

Unterstützt wurden die Ehrenamtlichen in dem Lädchen auch von Menschen aus der Ukraine, die vor allen bei Sprachproblemen helfen konnten. „Die sind jetzt alle in Deutschkursen“, weiß Bergmeyer. Von den ukrainischen Geflüchteten, die sich an Neuland wandten, habe man 80 in Kurse vermitteln können.

Mit der Schließung des Lädchens hört die Hilfe für das kriegsgeschüttelte Land nicht auf. In Kursen von Neuland, die inzwischen sogar samstags und sonntags angeboten werden, werden Wärmequellen für die Ukraine aus Dosen und Wachsresten hergestellt. Sie helfen den Menschen, wenn es mal wieder keinen Strom gibt. „Dazu wollen wir einen Aufruf starten, bei uns Konservendosen und Wachsreste abzugeben“, so Bergmeyer. Das kann wochentags ab 16 Uhr im Treffpunkt Neuland an der Münsterstraße 20a geschehen.

Wenn Geflüchtete jetzt Kleidung brauchen, weist Neuland auf die Caritas-Boutique an der Jägerstraße 50a in Lünen-Süd, den DRK-Kleiderlanden Lieblingsstücke an der Marktstraße oder das Seconhand-Kaufhaus der AWO an der Arndtstraße 29 hin.

150 Menschen in Arbeit gebracht

Das "Lädchen Neuland" hat nach neun Monaten zum Jahresende geschlossen.
Das „Lädchen Neuland" hat nach neun Monaten zum Jahresende geschlossen. © Görlich (A)

Derweil läuft im Treffpunkt Neuland die übliche Arbeit mit Geflüchteten weiter. In der vergangenen Woche seien 40 Neuankömmlinge nach Lünen gekommen, allerdings nicht aus der Ukraine. „Bei uns ist jeder willkommen“, sagt Bergmeyer. In den sechs Jahren des Bestehens konnten die Ehrenamtlichen alle, die sich an Neuland gewandt haben, in Arbeit bringen. Das waren bisher 150 Geflüchtete.

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