Schließung von Caterpillar: Elfjährige Tochter eines Angestellten schreibt Brief an Vorstand

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Schließung von Caterpillar: Elfjährige Tochter eines Angestellten schreibt Brief an Vorstand

rnBergbauzulieferer

Der Schock sitzt bei vielen Caterpiller-Mitarbeitern noch tief. Das Werk in Lünen wird geschlossen. Auf Facebook macht der traurige und erboste Brief einer Tochter an den Vorstand die Runde.

Lünen

, 06.03.2020, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Viele Menschen sind gestern Nachmittag nach Hause gekommen, ohne zu wissen, wie es nun weitergeht. Mehr als 1200 Arbeitsplätze fallen durch die Schließung der Caterpillar-Standorte in Lünen und Dortmund weg. Auf dem Gelände der ehemaligen Westfalia-Hütte sind 500 Angestellte beschäftigt - das hat Caterpillar mittlerweile bestätigt.

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Doch Lünen wird durch die Schließungspläne doppelt getroffen: „Viele Lünerinnen und Lüner sind auch ins Dortmunder Werk gependelt. Das sind tragische Schicksale“, schreibt Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns auf Facebook.

„Schreckliche Personen mit Herzen aus Stein“

Genau dort machte am Tag nach der Bekanntgabe der Schließungen ein Brief die Runde, der von einem elfjährigen Mädchen verfasst worden sein soll. Sie ist die Tochter eines Caterpillar-Angestellten und schreibt an die „sehr geehrten Herren von CAT“, dass ihr Vater schon lange im Lüner Werk arbeitet habe.

Der Brief des Mädchens, der auf Facebook die Runde machte.

Der Brief des Mädchens, der auf Facebook die Runde machte. © Claeßen

Während für viele Mitarbeiter die Nachricht ein Schock war, gehörte der Vater des Mädchens offenbar zu denen, die mit der Entwicklung gerechnet hatten: „Mein Vater hat mit erzählt, dass Sie schon lange darauf hingearbeiten, die Werke schließen zu können.“

Die Elfjährige nennt den CAT-Vorstand „schreckliche Personen mit einem Herzen aus Stein“ und macht aus ihrem Zorn keinen Hehl: „Ich denke, dass Sie grade stolz wie Oskar in ihrem 500-Millionen-Euro-Sessel sitzen, während Ihre Mitarbeiter nicht wissen, was kommen soll.“

Bemerkenswerte Worte von einem jungen Mädchen - weshalb einige Facebook-Nutzer die Authentizität des Briefes anzweifeln. Unserer Redaktion gegenüber beteuert die Familie jedoch, dass der Brief aus der Feder des Mädchens stammt. Es sei ihre Idee gewesen, nachdem der Vater zuhause die schlechten Nachrichten verkündet hatte.

Caterpillar blockt Anfragen ab

Für ihn wie für viele andere auch kam es damit gestern Nachmittag zu einem zweiten schweren Moment: Nachdem das Aus für die eigene Arbeit Gewissheit war, ging es nun darum, der eigenen Familie die Angst zu nehmen - ohne selbst zu wissen, wie es weitergeht.

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Denn von Caterpillar, soviel ist gewiss, wird es erstmal keine Neuigkeiten geben. Das Unternehmen blockte gestern sämtliche Anfragen unserer Redaktion zu seinen Plänen ab.

Schon die offizielle Pressemitteilung war bemerkenswert: Kein Wort zu den Mitarbeitern und deren Anteil an den Versuchen, das Werk zu retten; kein Wort über deren Zukunft oder einen möglichen Sozialplan; nicht mal ein Dank für die geleistete Arbeit.

Dazu passte der kaum zehnminütige Auftritt von nicht näher benannten Vorstandsmitgliedern, mit dem in beiden Werken die berufliche Zukunft von mehr als 1200 Menschen weggewischt wurde. Einfach so.

Caterpillar schweigt beharrlich

  • Die Stadt Lünen hat nach eigener Aussage in der Vergangenheit Gespräche mit der Geschäftsleitung von Caterpillar geführt, den Rückzug aus Lünen jedoch nicht verhindern können. Caterpillar äußerte sich auch dazu nicht.
  • Das Gelände der ehemaligen Westfaliahütte und die dazugehörigen Gebäude sind Eigentum der Caterpillar Global Mining Europe GmbH. Wie es damit weitergehen soll, teilte das Unternehmen nicht mit.
  • Stattdessen verwies Caterpillar auf Verhandlungen mit dem Betriebsrat - ohne dabei einen konkreten zeitlichen Rahmen zu nennen.
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