
Der Frühling und die ersten Sommermonate sind geprägt von Spargel und Erdbeeren. Diese Saison fiel für Jennifer Schulze Kökelsum, die in Olfen den Kökelsumer Bauernladen betreibt, jedoch eher durchwachsen aus. © dpa/Niehaus
„Schlechter als erwartet“: Regionale Anbieter ziehen Erdbeer- & Spargelbilanz
Landwirtschaft
Die Spargel- und Erdbeersaison in der Region ist für dieses Jahr vorbei. Zwei Anbieter aus Olfen und Lünen ziehen nun ihr persönliches Resümee, das teilweise unterschiedlich ausfällt.
Mit dem Johannistag am 24. Juni ist die Spargelsaison vor gut einem Monat offiziell zum Ende gekommen. Und auch die Erdbeerfelder haben ausgedient und warten auf den nächsten Ansturm im Jahr 2023. Zeit also für eine Bilanz der vergangenen Monate. Und die fällt für die Region eher durchwachsen aus.
Hierzulande sind die Erträge laut einer aktuellen Erhebung von IT.NRW im Vergleich zu 2021 gesunken. Besonders bei den süßen roten Früchten fällt das Resümee so schlecht aus, wie in den vergangenen zehn Jahren nicht. 18.124 Tonnen (-13,1 Prozent) wurden im Freiland und 7 692 Tonnen (-17,9 Prozent) Erdbeeren unter Abdeckungen geerntet. Für den Spargel gab es einen Rückgang von minus 3,5 Prozent. Bei den regionalen Anbietern aus Olfen und Lünen sieht die Lage nicht ganz so drastisch aus, aber auch sie erkennen einen Rückgang – aus mehreren Gründen.
Ständiger Nachfrage-Wechsel beim Spargel
Der Lüner Landwirt Vitus Schulze Wethmar will die diesjährige Ernte lieber nicht mit einer pauschalen Aussage zusammenfassen. „Gerade Spargel und Erdbeeren sind jedes Jahr anders und ganz besonders“. Jennifer Schulze Kökelsum ist da ein wenig direkter: „Schlechter als erwartet“, so fasst die junge Frau die Ernte in diesem Jahr zusammen. Im Kökelsumer Bauernladen hat sie einen deutlichen Unterschied zum Vorjahr gemerkt. Denn Spargel sei wesentlich seltener verkauft worden. „Direkt zu Anfang der Saison war die Nachfrage sehr groß, sodass man das Interesse gar nicht bedienen konnte. Während der Hauptsaison flachte es dann deutlich ab.“
Ein ähnliches Bild schildert auch Schulze Wethmar und beruft sich diesbezüglich auf einen gut 20 Jahre alten Spruch. „Wenn die Spargelsaison neun Wochen dauert, hat man als Erzeuger drei Wochen zu wenig, drei Wochen leicht zu viel und drei Wochen passt es genau.“
Von durchwachsen bis schnell weg bei Erdbeer-Ernte
Bei den Erdbeer-Verkäufen sah es in Olfen ebenfalls eher durchwachsen aus. „Natürlich kamen die Kunden, aber es ist irgendwie anders gewesen dieses Jahr.“ Einen direkten Umsatzvergleich könne Schulze Kökelsum jedoch nicht nennen. In Lünen hingegen blickt man deutlich positiver auf die Ernte zurück. „Die Erdbeeren waren immer schnell weg und dauerhaft gut gefragt.“

Im April gab es den ersten Spargel auf dem Hof von Vitus Schulze Wethmar in Lünen. Die diesjährige Saison war von Hochs und Tiefs geprägt. © Daniel Magalski
Die äußeren Umständen hatten laut den beiden Anbietern auch dieses Jahr wieder deutlichen Einfluss auf die Ernte. Allen voran das beherrschende Thema: die Inflation. „Schon im Winter haben wir uns gedacht, dass die Leute dieses Jahr mehr auf ihr Geld achten. Daher war eben auch eine gewisse Kaufzurückhaltung zu beobachten“, erklärt Vitus Schulze Wethmar.
Alltag, Anbaufläche und Wetter als Gründe für Rückgang
Jennifer Schulze Kökelsum sieht aber auch in dem veränderten Alltag der Menschen einen Grund für den zurückhaltenden Kauf. „Die Gastronomie hat wieder geöffnet und viele haben sich beispielsweise den Spargel gar nicht zu Hause gemacht, sondern sind essen gegangen. Es ist einfach wieder ein anderes Leben möglich.“
Das Wetter spielt laut Schulze Wethmar besonders beim Spargel ebenfalls eine entscheide Rolle - für die Erntemenge und die Nachfrage. „Alles über 25 Grad ist eher Grillwetter, da will niemand in der Küche stehen und kochen. Für Spargelbauern sind daher 20 Grad optimal.“
Der Rückgang bei Spargel- und Erdbeerenernten in ganz Nordrhein-Westfalen geht laut IT.NRW maßgeblich auf die reduzierte Anbaufläche zurück: Bei Freilanderdbeeren wurde gegenüber 2021 um 13,3 Prozent auf 1 795 Hektar begrenzt (2021: 2 071 Hektar). Der Spargel sei in diesem Jahr auf einer Fläche von 3 689 Hektar angebaut (- 6,8 Prozent). Auf den Feldern von Schulze Kökelsum sei jedoch nichts verkleinert worden. Erst dieses Jahr habe man neuen Spargel gepflanzt. In Lünen baue man grundsätzlich mehr Erdbeeren als Spargel an, erklärt Vitus Schulze Wethmar. Daher sei auch ein direkter Vergleich gar nicht möglich.
Seit 2016 hat mich der Lokaljournalismus gepackt. Erst bei der NRZ und WAZ gearbeitet, dann in Hessen bei der HNA volontiert. Nun bei den Ruhr Nachrichten als Redakteurin zu Hause. Wenn ich nicht schreibe und recherchiere, bin ich in den Bergen beim Wandern und Klettern unterwegs.
