Schlechte Zeiten für Hofläden? Warum es bei Lüner Hofläden ganz unterschiedlich läuft

Schlechte Zeiten für Hofläden? - Warum es bei Schulze Wethmar dennoch läuft
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Es ist noch gar nicht so lange her: Als während der Corona-Pandemie vieles stillstand, flüchteten sich viele ins Kochen und Brotbacken. Und in regionale Lebensmittel. Viele Menschen waren bereit, statt im Supermarkt auch mal beim Hofladen in der Nähe einzukaufen und für Eier, Fleisch und Gemüse tiefer in die Tasche zu greifen. Diese Zeiten scheinen nun vorbei zu sein.

Die Inflation hat vieles teurer gemacht, viele Leute müssen den sprichwörtlichen Gürtel enger schnallen. Das gilt auch für den Selmer Landwirt Richard Balster-Spinne. Gemeinsam mit seiner Familie kümmert er sich um etwa 1500 Hühner, die in Mobilställen in Freilandhaltung leben. Kosten für ein Ei: 40 Cent. Viele Kunden seien nicht mehr bereit, das zu zahlen. Die Arbeit rentiere sich für ihn kaum noch, wie er sagt.

Bio-Produkte als Inflationsbremse

Im Hofladen von Vitus Schulze Wethmar in Lünen ist diese Entwicklung nicht zu beobachten, wie er im Gespräch mit der Redaktion erzählt. In den Bio-Laden seines Hofes kommen seinen Worten nach neben den Stammkunden auch immer wieder neue Kunden. Sie seien besonders auf der Suche nach frischen Produkten, die der Landwirt selbst anbaut.

„Man muss natürlich sagen, dass die Zeit der Pandemie für alle in der Lebensmittelbranche eine Hochphase war. Die mit dem vergangenen Jahr zu vergleichen, ist natürlich schwierig“, sagt Vitus Schule Wethmar. Bei seinem Laden merke er aber bereits wieder ein Plus an Kunden und Umsatz, nachdem auch seine Verkaufszahlen nach der Pandemie einen Einbruch erlitten hatten. „Der war aber nicht dramatisch“, erklärt er. Die Kunden kämen nach wie vor zu ihm, weil sie auf der Suche nach frischen Produkten seien.

Dünger lässt Preise steigen

Vieles von dem, was im Hofladen verkauft wird, baut Vitus Schulze Wethmar selbst an. Dadurch kann er gezielt auch Einfluss auf den Preis nehmen, beispielsweise andere Anbauverfahren anwenden, um die Preise gering zu halten. „Viele denken, dass es im Bio-Laden immer teuer ist. Das ist aber nicht so. Einige Produkte waren sogar Inflationsbremsen“, sagt er. Bio-Möhren sind zwischen Herbst 2021 und Herbst 2022 um zwei Prozent teurer geworden, während im Supermarkt 45 Prozent mehr für Möhren gezahlt werden musste. Der Grund für den höheren Preisanstieg seien chemisch-synthetische Dünger, die durch gestiegene Energiepreise teurer wurden. In der Bio-Landwirtschaft kommen solche Dünger aber nicht zum Einsatz.

Vitus Schulze Wethmar hat sich, anders als Richard Balster-Spinne, mit seinen Hühnern auf einen Verkaufszweig festgelegt. „Wir versuchen immer, unseren Kunden ein möglichst breites Angebot zu bieten, sodass sie eigentlich nirgendwo anders mehr einkaufen müssten“, sagt der Lüner Landwirt. So gibt es bei Schulze Wethmar nicht nur Spargel, Erdbeeren oder Äpfel, sondern auch Fleisch aus eigener Produktion. Viele Standbeine wirken sich also positiv auf die Umsätze des Landwirtes aus.

Trotz der schwierigen Lage wird es auf dem Gahmener Hof bald einen neuen Hofladen geben. Auch das Angebot wird erweitert.
Trotz der schwierigen Lage wird es auf dem Gahmener Hof bald einen neuen Hofladen geben. Auch das Angebot wird erweitert. © Goldstein

Kein Aufgeben

Auf dem Gahmener Hof von Familie Goertz hingegen läuft es anders als in Wethmar. 30 bis 40 Prozent weniger Umsatz mache der Hofladen aktuell, sagt Junior-Chef Fabian Goertz auf Anfrage der Redaktion. Verkauft werden im Hofladen neben einer großen Auswahl selbstgemachter Marmeladen auch fertige Gerichte im Glas. Der Fokus des Hofladens liegt aber bei Fleisch- und Wurstwaren. Mittlerweile sei es den Menschen wieder egal, woher das Schnitzel komme, ärgert sich Fabian Goertz, wenngleich er versteht, dass aktuell viele Menschen sparen müssen. Zwar kommen noch immer die Stammkunden, diese kaufen aber oft weniger ein. Viele Neukunden blieben indes weg.

Trotz der schwierigen Zeiten soll es auf jeden Fall weitergehen. „Aufgeben kann jeder“, sagt Fabian Goertz. Gerade wird ein neuer Hofladen mit 100 Quadratmetern Verkaufsfläche gebaut. Auch um einen Biergarten soll das jetzige Angebot erweitert werden, wie der Landwirt verrät.

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