Kinofest Lünen 2023: Schauspielerin Hannah Herzsprung kehrt zurück „Lüdia“ für neuen Fillm

Schauspielerin Hannah Herzsprung: Rückkehr nach Lünen mit neuem Film
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Hannah Herzsprung gehört zu den aktuell beliebtesten und vielbeschäftigsten deutschen Schauspielerinnen. Die Tochter von Schauspieler Bernd Herzsprung war nun beim Lüner Kinofest zu Gast - zum zweiten Mal. Vor 17 Jahren stellte die damals 25-Jährige zusammen mit Regisseur Chris Kraus und ihrer Kollegin Monica Bleibtreu den beeindruckenden Film „Vier Minuten“ vor. Darin spielte Hannah Herzsprung eine begabte junge Pianistin, die allerdings zugleich eine zur Brutalität neigende Strafgefangene ist. Nun hat Chris Kraus nach einigen Jahren eine Fortsetzung der Geschichte gedreht. Hannah Herzsprung spielt wieder die Rolle der „Jenny“.

Nach 15 Jahren Haft ist von Jennys Talent nur Wut und Erinnerung geblieben. Als sie aus dem Gefängnis entlassen wird, erfährt sie, dass ihre Jugendliebe, einst verantwortlich für ihr Martyrium, ein international gefeierter Star geworden ist. Das Bedürfnis nach Rache gefährdet bald ihre fragile Übereinkunft mit Gott und ihre Beziehung zu einem syrischen Musiker, der Jenny ehrliche Zuwendung und Vertrauen entgegenbringt. Auch diesmal hat Chris Kraus das Drehbuch geschrieben. Hannah Herzsprung schaffte mit „Vier Minuten“ den Durchbruch als Filmschauspielerin. In Lünen überzeugte der Film 2023 das Publikum so sehr, dass „15 Jahre“ den mit 15.000 Euro dotierten Filmpreis „Lüdia“ gewann.

Mittlerweile ist Hannah Herzsprung (42), die in Berlin lebt, eine der gefragtesten und vielseitigsten Darstellerinnen. Im Kino brillierte sie als Terroristin Susanne Albrecht in „Der Baader Meinhof Komplex“. Im Fernsehen war sie in der Serie „Weißensee“ und als Liesl Karlstadt in dem Film über die Komödiantin und Karl Valentin zu sehen. Seit 2017 spielt sie die Helga Rath in der Erfolgsserie „Babylon Berlin“.

Vor 17 Jahren waren Sie mit Regisseur Chris Kraus und Schauspielerin Monica Bleibtreu beim Kinofest, mit Ihrem Film „Vier Minuten“. Erinnern Sie sich noch an Ihren Besuch in Lünen?

Es war ein unvergesslicher Abend, eine ganz tolle Filmvorführung. Wir sind so toll vom Publikum aufgenommen worden. Danach saßen wir noch ganz erfüllt im Hotel an der Bar und haben uns alle drei ein Geheimnis verraten. Wir sollten nämlich alle drei den Bayerischen Filmpreis für „Vier Minuten“ bekommen - Chris Kraus als Regisseur, Monica Bleibtreu als Hauptdarstellerin und ich als bestes Nachwuchstalent.

Wie wichtig ist es für Sie, die Reaktionen des Publikums direkt zu erleben?

Man ist natürlich sehr gespannt, wie das Publikum reagiert. Die Publikumsnähe auf Festivals ist immer ein Geschenk für mich. Diese direkte Reaktion auf den Film, die Auseinandersetzung damit und es ist spannend, welche Fragen das Publikum nach dem Film hat.

Nun präsentieren Sie die Fortsetzung von „Vier Minuten“, den Film „15 Jahre“ in Lünen. Wie kam es dazu, dass sie wieder als „Jenny“ vor der Kamera standen?

Ich nehme gerne Rollen an, die eine große Herausforderung für mich bedeuten. Das war schon bei „Vier Minuten“ so. Als Chris Kraus auf mich zukam, ob ich Interesse hätte, die Jenny noch einmal zu spielen, hab ich sofort Ja gesagt. Es hat dann allerdings noch vier Jahre gedauert, bis die Finanzierung stand. Alle haben so viel gegeben, damit dieser Film gedreht werden konnte. Die Arbeit war anstrengend, aber es war wunderbar, als Schauspielerin so etwas erlebt zu haben.

Zwischen der Geschichte in „Vier Minuten“ und der in „15 Jahre“ ist viel Zeit vergangen. Was bedeutet das für die Rolle der „Jenny“?

Jeder Mensch wird reifer, verändert sich. Es war wichtig, dass Chris Kraus das in seinem Drehbuch herausgearbeitet hat. Er zeigt die Weichheit, die Jenny schon als junges Mädchen hatte. Nun ist sie in „15 Jahre“ auf der Suche nach Rache, aber auch nach Vergebung für sich selbst. Es gibt kein Happy-End, nur diesen Moment, diese Frage, wo kommt sie an.

Hatten Sie Einfluss auf das Drehbuch? Und wann wurde gedreht?

Nein, das war auch nicht nötig. Chris Kraus ist ein brillanter Autor. Gedreht haben wir vier Monate lang, von Februar bis Mai 2022. Da haben wir noch die letzten Auswirkungen der Pandemie gemerkt.

Im mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Kinofilm „Vier Minuten" bekommt die 21-jährige Jenny (Hannah Herzsprung) von der 80-jährigen Pianistin Traude (Monica Bleibtreu) Klavierunterricht.
Im mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Kinofilm „Vier Minuten" bekommt die 21-jährige Jenny (Hannah Herzsprung) von der 80-jährigen Pianistin Traude (Monica Bleibtreu) Klavierunterricht. © picture-alliance/ dpa

Wie sehr Ihnen der Film am Herzen liegt, zeigt sich auch darin, dass Sie ihn derzeit auf vielen Festivals vorstellen.

Wir waren mit „15 Jahre“ schon in Hof, Ludwigsburg, in Braunschweig und Mainz und jetzt sind wir bei Ihnen in Lünen. Ich finde es schön, dass wir auch „15 Jahre“ auf diesen Festivals zeigen dürfen. Es fühlt sich ein wenig wie nach Hause kommen an. Am 8. Januar 2024 ist die Premiere in Berlin, bevor der Film dann am 11. Januar in die Kinos kommt.

Spätestens seit der Corona-Pandemie haben immer mehr Menschen die Streamingdienste für sich entdeckt. Wie schätzen Sie die Zukunft des Kinos ein?

Ich bin froh darüber, dass sich die Kinos längst wieder füllen. Das sah man vor allem in diesem Sommer, als so unterschiedliche Filme wie „Barbie“ und „Oppenheimer“ so viele Menschen in die Kinos brachten. Über diese hohen Zuschauerzahlen habe ich mich persönlich sehr gefreut. Kino ist ein einzigartiges Erlebnis, ganz anders als Filme zuhause zu sehen. Es ist etwas Besonderes, mit dem übrigen Publikum mitzugehen.

Mit Regisseur Chris Kraus war Hannah Herzsprung bei der Präsentation von „Vier Minuten“ in Madrid dabei.
Mit Regisseur Chris Kraus war Hannah Herzsprung bei der Präsentation von „Vier Minuten“ in Madrid dabei. © picture-alliance/ dpa

Können Sie etwas über Ihre beruflichen Pläne verraten?

Es gibt schon Pläne und seit den Dreharbeiten zu „15 Jahre“ wurde schon einiges gedreht. Aber leider darf ich zu den anstehenden Projekten noch nichts sagen. Aber ich freue mich jetzt, erstmals „15 Jahre“ auf die große Leinwand zu bringen. Und nicht vergessen - ab dem 11. Januar läuft er im Kino.

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