Schauspielerin Anke Sevenich präsentiert in Lünen ihre Regie-Arbeit "Klabautermann" im Rahmen des Kurzfilm-Wettbewerbs. © Jeanne Degraa

Kurzfilm-Wettbewerb beim Kinofest

Schauspielerin Anke Sevenich kommt als Regisseurin nach Lünen

Bekannt ist Anke Sevenich aus vielen Rollen im Film und Fernsehen. Beim 31. Kinofest stellt sich die Schauspielerin nun als Regisseurin vor und präsentiert einen besonderen Kurzfilm.

Lünen

, 08.11.2021 / Lesedauer: 4 min

Anke Sevenich freut sich auf Lünen und aufs Kinofest. Vor zwei Jahren war die bekannte Schauspielerin mit ihren beiden Kollegen Dietrich Hollinderbäumer und Waldemar Kobus in einer Jury, vergab selbst einen Preis. Diesmal ist sie als Regisseurin an der Lippe zu Gast, konkurriert mit ihrem Kurzfilm „Klabautermann“ am Freitag (26.11.) um 21.45 Uhr in der Cineworld um einen Publikumspreis. Denn die Zuschauer entscheiden, welcher der insgesamt sieben Filme den mit 3000 Euro dotierten und vom City Ring Lünen gestiftete Preis gewinnt.

Schon beim Filmfest in Hof hatte Anke Sevenich ihren Film präsentiert. „Die haben bereits vor Ende der Einreichungsfrist zugesagt, darüber habe ich mich sehr gefreut“, sagt die Frankfurterin. In Hof stellte sie ihren Film ebenso vor, wie sie es jetzt in Lünen tun wird. „Ich komme immer gerne nach Lünen“, so Anke Sevenich. Und weil es Waldemar Kobus ebenso geht, wird sie ihm auch eine SMS schicken, dass ihr gemeinsamer Film in der Cineworld läuft.

Anke Sevenich mit ihren beiden Jury-Partnern aus dem Jahr 2019 - Dietrich Hollinderbäumer (neben ihr) und Waldemar Kobus (r.) beim Empfang im Rathaus. Kobus spielt im Kurzfilm "Klabautermann" von Anke Sevenich mit. © Günter Blaszczyk

Kobus spielt nämlich eine kleine Rolle in „Klabautermann“, neben Emma Bading, einer jungen, bereits preisgekrönten Nachwuchs-Schauspielerein, die die Hauptfigur der Miranda spielt. Wer nun denkt, es geht in „Klabautermann“ um die Seefahrt, der irrt sich. Der 17 Minuten lange Film, für den Anke Sevenich auch, unterstützt von Scriptconsult Stephan Falk das Buch schrieb, spielt in einem Altenheim. Eine Auszeichnung gab es bereits, denn der Film war für den renommierten Hessischen Filmpreis nominiert.

Gedreht wurde vom 6. bis 10. Juli 2020 an einem bewusst „lichten und leichten Ort“. „Wir hatten insofern Glück, als dass Jugendherbergen oder Ferienheime wegen der Pandemie geschlossen waren und wir so diese großartige Location für den Dreh nutzen konnten.“ Vor Beginn der Dreharbeiten wurde das gesamte Team getestet und dann zogen sich Technik und Schauspieler in eine eigene Blase am Drehort zurück. „Alle haben bei dieser kleinen Produktion Mindestlohn bekommen, das konnten wir vor allem Dank der Unterstützung der HessenFilm garantieren“, sagt Anke Sevenich.

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Dass sie ihren Film nach dem Schiffsgeist benannt hat, hat seinen Grund: „Der Klabautermann geht erst dann von Bord, wenn die letzte Seele das Schiff verlassen hat. In unserem Film geht es ums Sterben und die Tatsache, dass keiner von uns lebend rauskommt.“ Wer jetzt allerdings einen tieftraurigen Film erwartet, der wird überrascht sein.

Denn Anke Sevenichs Geschichte ist nicht „so erdenschwer, sondern eher komplex“. Dass der Film in einem Altenheim spielt, hat etwas mit der Familiengeschichte der Regisseurin zu tun. „Meine Mutter wurde in den 70-er-Jahren Leiterin eines großen Alten- und Pflegeheims. Als ich 16 Jahre alt war, hab ich begonnen, dort zu jobben. Für uns war das Heim wie familiärer Alltag. Es war ganz selbstverständlich, dass wir Kinder zu Weihnachten mit unseren Blockflöten ins Heim gegangen sind und dort ,Stille Nacht` gespielt haben.“

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Sich mit der eigenen Endlichkeit zu beschäftigen, mit einem möglichst natürlichen Tod, sei für sie eine „schöne komtemplative Aufgabe“ gewesen. Denn noch sei es ein Tabuthema für viele Menschen. Anke Sevenich erzählt die Geschichte des alten Eugen Vettermann. Das Pflegeheim, in dem er lebt, soll nicht das letzte sein, was seine Augen sehen, wenn er stirbt. Verständnis und Unterstützung findet er bei der jungen rebellischen Pflegehelferin Miranda.

Anke Sevenich freut sich auf Gespräche mit dem Publikum und ist froh, dass es nach der Corona-Zwangspause wieder weiter geht. „Wir haben alle darunter gelitten, vor allem die Theater.“ Als der zweite Lockdown kam, stand für sie eine Theaterpremiere am Schauspiel Frankfurt an: „Ein 65-minütiger Monolog, alleine auf der Bühne. Und dann kam die Absage.“ Aber inzwischen hat der Theaterbetrieb glücklicherweise wieder Fahrt aufgenommen.

Die Wettbewerbsfilme

Mit „Klabautermann“ konkurrieren noch sechs weitere Kurzfilme um den Preis. In „Anatomie eines Weltverständnisses“ (Regie Alexander Fischer) geht es um Herrn Wamperl, der die Orchidee von Herrn Bäuchle nicht gegossen hat. Dann spinnt er ein immer breiteres und wirreres Netz aus Lügen und Verschwörungstheorien.

In Marleen Valiens Film „Ein kleiner Schnitt“ lernen die Zuschauer den verklemmten jüdischen Finanzdirektor eines prächtigen Barock-Hofes kennen.

Szene aus dem Kurzfilm "Klabautermann" von Anke Sevenich, der um den Publikumspreis in Lünen konkurriert. Die Kurzfilme werden am Freitag, 26.11., um 21.45 Uhr gezeigt. © Daniel Dornhöfer

„In Deutschland“ heißt der Kurzfilm von Christoph Mushayija Rath. Das ist die Geschichte: Die Freunde Ouakam und Semah spielen am Strand Fußball. Nach dem Spiel lockt der Swimmingpool der deutschen Nachbarn.

Einer der Kurzfilme im Wettbewerb heißt „Lydia“, fast wie die Trophäe des Lüner Kinofestes. Christian Becker hat nicht nur das Buch geschrieben und Regie geführt, sondern auch den Schnitt übernommen. Lydia und Wolfgang B., sie Übersetzerin französischer Literatur, er Romanistikprofessor: Aus Schmal-Filmaufnahmen aus den 1970-ern und Tagebuchskizzen von 1992 entsteht das Porträt einer Ehe zwischen Lebenskrise und Lebensfreude.

Michael Fetter Nathansky stellt seinen Kurzfilm „Salidas“ vor: Die Geschichte von Giralda, die als Bestatterin Menschen ins nächste Leben begleitet, als experimenteller Tanzfilm mit Flamencomusik, gedreht in einem alten Schiffshebewerk – intensiv und mitreißend.

„Trübes Wasser“ von Elena Wiener ist eine ungewöhnliche, atmosphärisch dichte und vielfach preisgekrönte Animation über Autoimmunkrankheiten und innere Dämonen.

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