Trauer um Rüdiger Haag (†62) Lüner Lokalpolitiker plötzlich gestorben

Trauer um Rüdiger Haag (62) : Lüner Lokalpolitiker plötzlich gestorben
Lesezeit

Rüdiger Haag, langjähriges Mitglied des Rates der Stadt Lünen und des SPD-Ortsvereins Lünen-Stadt, ist im Alter von nur 62 Jahren plötzlich und unerwartet gestorben. Das vermeldet der SPD-Stadtverband Lünen in einer Pressemitteilung. Er hinterlässt seine Ehefrau Bärbel.

Rüdiger Billeb, Fraktionsvorsitzender der SPD, stellt erschüttert fest: „Noch in der letzten Woche haben wir intensiv telefoniert, wie immer war er mit aktuellen Sachthemen beschäftigt. Seine politische Expertise und sein stets besonnenes Auftreten werden uns fehlen.“

Haag arbeitete als Kriminalhauptkommissar und engagierte sich politisch in seiner Heimatstadt sehr. In die SPD trat er 1988 ein und beschäftigte sich vor allem mit dem Geistviertel und der Stadtplanung. Vor allem zentrale Themen der Gewerbe- und Umweltpolitik gehörten zu seinem Aufgaben- und auch Interessenbereich. Projekte für die Innenstadt wie etwa die Neugestaltung der südlichen Innenstadt oder des Marktplatzes hatte er dabei im Fokus.

Rüdiger Haag, hier mit seiner Schwester Barbara Kuball, engagierte sich 35 Jahre lang in der SPD.
Rüdiger Haag, hier mit seiner Schwester Barbara Kuball, engagierte sich 35 Jahre lang in der SPD. © Archiv/Blandowski

Sein langjähriger politischer Weggefährte aus der Geist, Armin Ott (GfL), sagt: „Sein Tod macht mich sehr traurig und geht mir sehr nahe - gerade mit Blick auf die Pläne, die er jetzt noch hatte, nachdem er seit einem Jahr in Rente war. Er war ein angenehmer Mensch. Bei Veranstaltungen in der Geist haben wir uns oft gut unterhalten.“

Als Lokalpolitiker schätzte Ott vor allem seine Korrektheit. „Rüdiger Haag war nahe bei den Menschen, agierte dabei aber zurückhaltend und rückte sich selbst nicht in den Vordergrund.“

„Ohne ihn wäre nicht im Bundestag“

Für den Bundestagsabgeordneten Michael Thews stellt der überraschende Tod seines langjährigen Weggefährten einen „Schock“ dar. „Mir ging es schlecht an dem Tag, als ich es erfuhr. Er war ein echt guter Freund, ich war sehr traurig. Wir haben lange Zeit sehr gut zusammengearbeitet. Ohne ihn wäre ich 2013 vermutlich nicht in den Bundestag gekommen“, sagt Thews.

Haag war zu diesem Zeitpunkt so etwas wie die rechte Hand des jetzigen Bundestagsmitglieds. „Rüdiger kannte sich in vielen Themen aus und war immer bereit, mit den Leuten zu reden. Er hat nie ‚Nein‘ gesagt und suchte immer das Gespräch“, hebt der 58-Jährige die Stärken des Gestorbenen hervor. „Rüdiger war stets ein guter Ratgeber.“

Michael Thews ist Bundestagsmitglied aus Lünen und arbeitete lange mit Rüdiger Haag zusammen.
Michael Thews ist Bundestagsmitglied aus Lünen und arbeitete lange mit Rüdiger Haag zusammen. © AWO Lünen-Nord

Darüber hinaus schätzte Thews die ruhige, aber bestimmte Art des ehemaligen Kriminalhauptkommissars. „Er war ein Fels in der Brandung. Er hatte das besondere Talent, immer die Ruhe zu bewahren – auch bei aufregenden Themen.“

Besonders schön findet der Politiker die Geschichte der Beziehung zwischen Bärbel und Rüdiger Haag. Die beiden lernten sich über die Gremienarbeit in der SPD kennen und wurden später ein Paar. Das sei toll gewesen, dass solch engagierte Menschen zusammenfinden würden. Haag sei zudem ein „Vorbild für die Gesellschaft gewesen“, da er sich sehr für Geflüchtete einsetzte und das Ehepaar Haag auch Einwanderer bei sich aufnahm.

Wahlkämpfe organisiert

Seit 2014 leitete er den Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt, seit 2020 war Haag Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und -planung. Dementsprechend rückten auch die Pläne für die Gewerbegebiete „Klöters Feld“ und „Derner Straße“ in seinen Fokus. Dort sprach er sich im April des vergangenen Jahres für die Bebauung der Flächen aus.

Bereits 2004 zog Rüdiger Haag als Direktkandidat der Geist in den Lüner Rat ein. Seit über 20 Jahren gestaltete er die Arbeit des SPD-Ortsvereins als stellvertretender Vorsitzender. „Er war sehr vertraut mit den Problemen seines Wohnbezirks und in der Nachbarschaft angesehen. Wo er konnte, half er gerne“, heißt es in der Stellungnahme der SPD zu seinem Tod.

Zudem war er neun Jahre lang stellvertretender Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes Lünen. In dieser Funktion organisierte er Wahlkämpfe und beeinflusste die Kommunalwahlprogramme der Lüner SPD.

„Konnte mich immer verlassen“

Rüdiger Haag wurde 1960 in Lünen geboren. Zu seinen Hobbys zählten Sport, Kochen und sein Garten. „Er ist Lünen stets treu geblieben und die vielfältige Entwicklung seiner Heimatstadt war ihm eine Herzensangelegenheit“, teilt die SPD mit. Seine Verbundenheit lebte er im Ortsverein vor, für den jungen Ortsvereinsvorsitzenden Kevin Przygodda war er eine wichtige Stütze. „Auf Rüdiger konnte ich mich immer verlassen. Er hat mich gerne und ohne großen Aufhebens beraten.“

Seit einigen Jahren war Rüdiger Haag ehrenamtlich intensiv in der Flüchtlingsarbeit engagiert. Er kümmerte sich um Wohnungen, begleitete Geflüchtete zu Ärzten und Behörden und motivierte sie zum Lernen in ihren Schulen. Auffallend war auch hier die Unaufdringlichkeit seiner Person, wie der SPD-Stadtverband mitteilte. Stadtverbandsvorsitzender Norbert Janßen: „Sein Tod reißt eine schmerzliche Lücke. Wir werden Rüdiger Haag in guter Erinnerung behalten. Unsere Gedanken und guten Wünsche sind aber auch bei seiner Frau Bärbel.“

Lünen lenkt gegen: Schulterschluss im Rat: Kämmerer: „Rotstift ansetzen, bevor es andere tun“

Trauer um Niederadener Wieland Althoff (†61): „Ich bin mit ihm groß geworden“