Restaurants in Lünen: Nicht alle können die neuen Corona-Maßnahmen tragen

© Greif

Restaurants in Lünen: Nicht alle können die neuen Corona-Maßnahmen tragen

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Restaurants dürfen in Nordrhein-Westfalen ab Montag, 11. Mai, wieder öffnen. Kostenschwere Hygienemaßnahmen müssen eingehalten werden - die nicht alle Lüner Restaurants tragen können.

Lünen

, 10.05.2020, 11:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ab Montag dürfen Restaurants in Nordrhein-Westfalen unter strengen Hygienemaßnahmen wieder öffnen. Unter anderem muss ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden, Kellner brauchen Schutzmasken und vor jedem Besuch tragen sich die Gäste in eine Liste ein. Am selben Tisch dürfen gemeinsam nur Personen sitzen, die zu einer Familie gehören bzw. zu zwei häuslichen Gemeinschaften. Wir haben nachgefragt, wie verschiedene Restaurants mit der Situation umgehen.

Das Greif

Eigentlich dachte der Inhaber Bob Michaels, die Maßnahmen umsetzen zu können. Denn jeder Gastronom ist auf Hygiene geschult. Doch die Maßnahmen lassen ihn eine folgenschwere Entscheidung treffen: Erstmal kann er das Greif nicht öffnen. Michaels würde zu starke Verluste durch den vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Tischen machen.

Dann könnten nicht einmal 20 Leute Platz finden, obwohl es in dem Landgasthof fünf Bereiche gibt. Das bedeute, dass er nur noch einen Fünftel des normalen Umsatzes machen würde - trotz gleicher Betriebskosten. Michaels kann außerdem nicht nachvollziehen, dass sein Personal Schutzmasken tragen müsse, aber die Gäste nicht.

Genauso würden sich sicherlich viele eingeengt fühlen, wenn sie bei jedem Besuch private Daten ausfüllen müssen. „Die Seele wird aus dem Restaurant genommen“, so Michaels. Das Lokal solle eigentlich ein Platz zum Wohlfühlen sein. Doch bei einer Bedienung mit Mundschutz und fehlendem Datenschutz könne sich niemand zu 100 Prozent wohlfühlen.

Wirtschaftlich gesehen ist die Corona-Krise für Bob Michaels ein Desaster. Die meisten Verluste seien jedoch aufgrund der 32 abgesagten Veranstaltungen mit bis zu 200 Leuten entstanden. In den vergangenen beiden Monaten habe Bob Michaels den Betrieb fast komplett eingestellt. Bis auf den Abholservice, der seit zwei Wochen angeboten wird. Bis zu 80 Bestellungen habe der Gastronom pro Tag entgegengenommen. Trotzdem sei der Umsatz durch allein die Abholungen zu gering gewesen, um weiterhin die 13 Mitarbeiter inklusive Aushilfen zu beschäftigen. Für Festangestellte habe Michaels Kurzarbeit angemeldet.

La Piccola

Die Pizzeria La Piccola öffnet bereits am Montag wieder. Um den Mindestabstand einhalten zu können, habe der Inhaber Aldo Rizzo einige Tische in den Keller gestellt. Denn er hat besonders mit Platzmangel zu kämpfen: Inklusive Küche biete das Restaurant gerade 55 Quadratmeter. Trotzdem würden laut Angaben von Rizzo noch maximal 16 Besucher drinnen sowie etwa 12 draußen Platz finden.

Um möglichst vielen Gästen am Tag den Zutritt zu ermöglichen, dürfe sich jeder nicht länger als zwei Stunden in der Pizzeria aufhalten. „Ich hoffe sehr, dass die Leute sich nicht fürchten und kommen“, sagt der 57-Jährige.

Denn auch er habe bisher mit starken Umsatzverlusten infolge der Corona-Krise zu kämpfen gehabt. Den Koch konnte Rizzo behalten, die Aushilfen nicht. In den letzten zwei Monaten habe er einen Abholservice angeboten. Dieser sei anfangs gut gelaufen, dann jedoch immer schlechter. Um die Zeit trotzdem sinnvoll zu nutzen, habe der Inhaber die Küche renoviert.

Brauhaus Drei Linden

Das Brauhaus hat für Besucher ab Dienstag wieder geöffnet, da Montag wie üblich der Ruhetag ist. Insgesamt biete das Restaurant laut Inhaber Frank Teschler üblicherweise insgesamt 140 Plätze auf etwa 200 Quadratmetern – jetzt noch die Hälfte.

Der 58-Jährige habe schon jetzt sieben Reservierungen für Dienstag entgegengenommen. Anders als die anderen Lüner Restaurantbesitzer sei keiner seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit gegangen. Auch wenn er starke Verluste macht, möchte er seinem Personal 100 Prozent Gehalt statt 60 Prozent bei Kurzarbeit bieten.

„Wir sind schon seit vielen Jahren wie eine Familie die auch in schlechten Zeiten zusammenhält“, sagt er. Deshalb nehme er ihnen auch keinen Lohn weg. Auch Teschler lebe überwiegend von den Umsätzen von unter anderem Hochzeiten und Kommunionen, die bei ihm gefeiert werden. Deshalb könne der Inhaber ohne seine Haupteinnahmequelle auf Dauer nicht mehr über die Runden kommen.

Poseidon

Das griechische Restaurant Poseidon kann ab Dienstag besucht werden. Montag ist Ruhetag. Der Inhaber Vaseläos Ntoufas habe schon jetzt etwa 25 Anfragen erhalten. Doch auch er kann deutlich weniger Plätze anbieten. Statt 200 Gäste finden nun noch knapp mehr als die Hälfte Platz. „Die Öffnung ist zwar riskant, aber besser als gar nichts“, sagt der 42-Jährige.

Denn in den letzten zwei Monaten habe er wie viele andere Lüner Restaurantbesitzer auch mit starken Umsatzverlusten durch fehlende Veranstaltungen zu kämpfen. Zwar laufe der Abholservice – der seit einer Woche angeboten wird – mit bis zu 60 Kunden pro Tag überraschend gut, aber könne der die Kosten nicht annähernd decken.