
© Klose
Remondis-Mitarbeiter aus sechs Ländern geben Einblick in Corona-Alltag
Corona-Krise
Das Coronavirus hält die Welt seit Wochen in Atem. Das bekommen auch die Mitarbeiter der in Lünen beheimateten und weltweit agierenden Remondis-Gruppe tagtäglich hautnah zu spüren.
Die in Lünen ansässige Remondis-Gruppe ist einer der weltweit größten Dienstleister für Recycling, Service und Wasser. An rund 800 Standorten auf 4 Kontinenten arbeiten über 30.000 Mitarbeiter für die Gruppe. Unsere Redaktion hat mit Hilfe der Remondis-Pressestelle einige Mitarbeiter kontaktiert und ihnen drei Fragen zur Corona-Krise gestellt. Das sind die Antworten:

Herwart Wilms (58) ist Geschäftsführer der Remondis Assets & Services GmbH & Co. KG am Firmensitz in Lünen. © Remondis
Herwart Wilms, wie laufen die Geschäfte in Deutschland?
Die Daseinsvorsorge gilt als systemrelevanter Bereich, das heißt, die Erfassung von haushaltsnahen Wertstoffen und Abfällen - auch den gefährlichen - muss unter allen Umständen sichergestellt werden (...). Kreislaufwirtschaft ist jetzt wichtiger denn je. Um es deutlich zu machen: ohne Altpapier kein Toilettenpapier.
Wie beeinflusst das Virus den privaten Alltag?
Man hält sich wie alle anderen Menschen an die gebotenen Abstands- und Hygieneregeln und beschränkt außerhäusliche Aktivitäten weitestgehend auf die Arbeit und Besorgungen. Unsere IT leistet gerade einen sehr guten Job und ermöglicht optimal im Home-Office zu arbeiten. So sitzt nie mehr als eine Person in einem Büro. Im Betrieb sorgen ganz pragmatische Maßnahmen, wie die räumliche und zeitliche Trennung von Schichten in Anlagen oder bei Fahrern für eine Risikominimierung.
Wie empfinden Sie die Stimmung in der Bevölkerung?
Generell erhalten unsere Kolleginnen und Kollegen draußen gerade viel Zuspruch und Anerkennung für die tägliche Arbeit. Das tut allen gut. Wenn es überhaupt etwas Positives an der Situation gibt, dann vielleicht die gestiegene Wertschätzung für Menschen, die täglich Dienstleistungen für die Allgemeinheit erbringen, die man sonst kaum zur Kenntnis nimmt.

Clement Chauvin (27) ist Remondis-Projektmanager an verschiedenen Orten in Frankreich. © Remondis
Clement Chauvin, wie läuft der Geschäftsbetrieb in Frankreich?
Ähnlich wie in Deutschland werden kommunale Abfälle weiter gesammelt und behandelt, die Mengen der Gewerbeabfälle werden jedoch aufgrund des Wirtschafts-Abschwungs deutlich weniger.
Wie beeinflusst das Virus den privaten Alltag?
Dank unserer guten IT-Infrastruktur arbeiten wir trotzdem weiterhin gut mit den Kollegen vor Ort an der Projektplanung mit Hilfe von Video-Konferenzen.
Wie ist die Stimmung vor Ort?
Eine Entfernung von mehr als einem Kilometer von der Wohnung ist nur für einen Arztbesuch oder zum Einkaufen erlaubt. Die Mehrheit der Franzosen hat diese Regel bisher respektiert.

Natalia Mrożek (29) ist Fachfrau für Recycling-Angelegenheiten bei der polnischen Remondis Tarnowskie Góry Sp. z o.o. © Remondis
Natalia Mrożek , wie sieht der Arbeitsalltag in Polen aus?
Seit dem 16. März sind unsere Büros für die Kundenbesuche geschlossen. Alle Angelegenheiten kann man jetzt nur per E-Mail oder auf andere Weise elektronisch erledigen. Ein Teil der Arbeitskollegen nutzt den Kinderbetreuungsurlaub und bleibt mit den Kindern zu Hause.
Wir beeinflusst das Virus das Privatleben?
Seit Mitte April sind die gesamten Kulturanstalten als auch Sportanlagen geschlossen - das verursachte viele Veränderungen im Alltagsprogramm. Man musste auch streng die Kontakte mit der Familie und Bekannten beschränken. Dementsprechend mehr Zeit verbringt man jetzt zu Hause.
Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung?
Die meisten Bürger, mit wenigen Ausnahmen, benehmen sich sehr vorsichtig und vernünftig. Die meisten Widerstände beobachtet man leider bei älteren Leuten, denen es sehr schwer fällt, die neuen Regeln und Beschränkungen zu akzeptieren.

Swetlana Bigesse (53) ist Generaldirektorin von Remondis in Russland in der Region Mordovien. © Remondis
Swetlana Bigesse, wie laufen die Geschäfte in Russland?
In Russland ist Remondis für eine hoheitliche Entsorgung von Siedlungsabfällen in der Region Mordovien mit 800.000 Einwohnern zuständig. In allen russischen Städten ist zwar bis Ende April eine strenge Ausgangssperre verordnet, aber gerade in dieser Situation, wenn die Leute zum großen Teil zu Hause bleiben, erzeugen sie mehr Abfall als zu normalen Zeiten. Unsere Mitarbeiter sind jeden Tag, also auch am Sonnabend und Sonntag, im Einsatz.
Wie beeinflusst das Virus den privaten Alltag?
Die strengen Ausgangssperren wurden in Russland ab dem 27. März eingeführt und per Präsidenten-Beschluss wurde sie bis zum 30. April verlängert. Man darf ausschließlich zum Einkaufen von Lebensmitteln oder zur Arbeit das Haus verlassen und auch das nur, wenn man so wie wir in „systemrelevanten“ Unternehmen arbeitet. Besonders schwierig ist es für Familien mit Kindern, die über vier Wochen gar nicht aus dem Haus können.
Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung?
Die meisten russischen Bürger haben Verständnis für die Notwendigkeit der strengen Maßnahmen in dieser Situation und bleiben optimistisch. Viele Unternehmen fürchten allerdings auch hier um ihre Existenz, da es in Russland keine derart umfangreichen staatlichen Hilfen für Unternehmen gibt, wie dieses gerade jetzt in Deutschland stattfindet.

Assumció Ferrer i Matas (46) ist in Spanien Leiterin der Remondis-Abwasseranlage in Banyoles. © Remondis
Assumció Ferrer i Matas, wie läuft das Geschäft in Spanien?
Es läuft, wie gewohnt. Wir achten jedoch ganz besonders auf die Verteilung der Arbeitspläne, um sicherzustellen, dass nicht zwei verschiedene Mitarbeiter gleichzeitig am selben Ort arbeiten. Wenn dies aus irgendeinem Grund nicht möglich ist, müssen sie die im Notfallplan beschriebenen Arbeitsschutzmaßnahmen ergreifen. Dies gilt für alle von uns verwalteten Anlagen und Einrichtungen in Spanien.
Wie wirkt sich das Virus aufs Private aus?
Ich gehe einmal in der Woche zu ungewöhnlichen Zeiten Lebensmittel kaufen, um anderen Menschen auszuweichen. Außerhalb der Arbeit beschränke ich mich zu Hause auf die üblichen Hobbys, wie Lesen und Home-Workouts.
Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung?
Die Menschen hier haben im Allgemeinen eine sehr positive Stimmung. Sie haben den Wunsch, Dinge für die Gemeinschaft zu tun und anderen zu helfen, wie Schutzmasken für das Gesundheitspersonal zu nähen, da sie in Apotheken selten erhältlich sind. Die Leute wissen, dass dieser Verzicht gemacht wird, um andere Menschen zu schützen.

Barry Sisson (63 Jahre) ist Truck-Driver für Remondis-Weipa in Australien (Queensland). © Remondis
Barry Sisson, wie laufen die Geschäfte in Australien?
Optisch macht es den Eindruck, dass eine größere Menge an allgemeinem Abfall und grünem Abfall von der Öffentlichkeit auf die Deponie gebracht wird. Wir kommen damit allerdings durch unser gutes Management sehr gut zurecht.
Wie wirkt sich das Virus auf den privaten Alltag aus?
Es wirkt sich auf mein soziales Leben als begeisterter Naturliebhaber aus. Auf der anderen Seite ermöglicht diese Situation meiner Frau und mir mehr Zeit miteinander zu verbringen.
Wie ist die Stimmung in der Gesellschaft?
Es scheint viel Verwirrung und Unzufriedenheit bei einigen Menschen zu geben, da es in unserem Teil des Landes keine Fälle des Virus gibt. Während unser aktuelles Szenario ein Segen ist, führt dies zu einem allgemeinen Gefühl, dass sich der Staat ins soziale Leben der Menschen einmischt. Positiv zu vermerken ist, dass die aktuelle Situation die Familien näher zusammenbringt.
Jahrgang 1968, in Dortmund geboren, Diplom-Ökonom. Seit 1997 für Lensing Media unterwegs. Er mag es, den Dingen auf den Grund zu gehen.
