Im RB50-Ersatzverkehr von Münster nach Lünen Doppelte Fahrzeit, dafür Ziegen am Morgen

Im RB50-Ersatzverkehr: Doppelte Fahrzeit, dafür Ziegen am Morgen
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Müde Gesichter sind es, in die ich am frühen Morgen schaue. Bei manch einem fallen die Augen zu, viele haben Musik in den Ohren, einer schaut sich ein Video zur Fußball-Champions-League an. Es ist 7.10 Uhr am Morgen, ich steige in den Bus zum Hauptbahnhof Münster und ich trete den Weg zur Arbeit in der Redaktion in Lünen an. Normalerweise schlafe ich um diese Uhrzeit noch, aber der Ersatzverkehr auf der Strecke zwischen Davensberg und Lünen zwingt mich zu dieser Maßnahme.

Zur Erklärung: Von Ende März bis Mitte Mai ist die Strecke der Eurobahn-Linie RB 50 in Folge von Baumaßnahmen am Lüner Hauptbahnhof vollgesperrt. Damit die Fahrgäste trotzdem nach von A nach B kommen, hat die Eurobahn einen Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen eingerichtet.

Im Zug, der von Münster nach Davensberg fährt, saß ich fast alleine.
Im Zug, der von Münster nach Davensberg fährt, saß ich fast alleine. © Maximilian Konrad

Eigentlich schwinge ich mich gemütlich gegen 8.15 Uhr aufs Rad, düse zum Bahnhof und bin kurz nach 9 in Lünen. Eine Stunde als Arbeitsweg finde ich verkraftbar, an diesem Morgen werden es allerdings zwei – und das auch gleich zweimal, zurück will ich schließlich auch noch.

Am Hauptbahnhof Münster angekommen wundere ich mich über einen langen Zug mit drei Waggons. Damit hätte ich nicht gerechnet. Schienenersatzverkehr erweist sich im Öffentlichen Nahverkehr oft als Liebestöter: Statt in den Bus zu steigen, setzen sich die Bahnkundinnen und -kunden dann dich lieber ins eigene Auto.

Aber wie fast schon zu erwarten war, ist der Zug fast leer. In meinem großen Abteil, in dem locker drei Dutzend Menschen Platz haben, sitzen nur zwei andere Fahrgäste. Der Schaffner, der sich über den Gang schiebt, erzählt. „Die leeren Züge sind in den vergangenen Wochen normal. Viele wollen nicht den Bus nehmen. Etwas voller ist der Zug nur eine Stunde früher, wenn die Schülerinnen und Schüler unterwegs sind.“

Das Highlight am frühen Morgen: eine Gans und viele Ziegen am Bahnhof Davensberg.
Das Highlight am frühen Morgen: eine Gans und viele Ziegen am Bahnhof Davensberg. © Maximilian Konrad

Angekommen in Davensberg - bis dahin fährt der Zug immerhin noch - erwartet mich eine freudige Überraschung. Direkt gegenüber der Busstation des Bahnhofs treffe ich auf Ziegen und eine Gans, die umhertollen. Ein „Mähen“ ist zu hören, die Gans scheint sich zwischen ihren Nicht-Artgenossen pudelwohl zu fühlen.

Die Tiere gehören zur Deipe Wiese, eine kleine Natur-Oase, die zusammen mit dem Emmerbach ein ideales Ziel für einen kleinen Spaziergang bietet, wenn man nicht auf den Weg zur Arbeit ist und Freizeit hat.

Das kommt schon der Bus: Zischend öffnen sich die Türen vorne und hinten. Meine Schlussfolgerung: Am Morgen scheint der Weg nach Münster gefragter zu sein als andersherum. Denn: Auf den Bus Richtung Lünen warten nur neun Menschen. Ich wundere mich. Normalerweise, wenn die Züge fahren, sind es viel mehr: Die beiden Waggons sind dann gefüllt - mit weit mehr als neun Menschen.

In Davensberg stiegen viele Menschen aus dem Schienenersatzverkehr aus, aber nur wenige gen Lünen wieder ein.
In Davensberg stiegen viele Menschen aus dem Schienenersatzverkehr aus, aber nur wenige gen Lünen wieder ein. © Maximilian Konrad

Auf dem Weg halten wir an einigen Stationen, die zusätzlich zu den Haltestellen an den jeweiligen Bahnhöfen eingerichtet wurden: Ascheberg Altenwohnheim, Capelle Dorf und Werne Stadthaus. Einige Leute steigen während der Fahrt noch zu, aber so wirklich voll wird er Bus nicht. Am Ende kommen 18 Menschen mit dem Bus am Lüner Hauptbahnhof an. Genau ein Fahrgast hat zusammen mit mir den gesamten Weg von Davensberg nach Lünen auf sich genommen.

Während der Fahrt fällt auf, dass die Route des Buses eigentlich nicht für solch ein Fahrzeug ausgelegt ist. Gerade von Ascheberg in Richtung Nordkirchen wird es häufiger sehr eng - gerade als uns ein Trecker entgegenkommt. Nach knapp einer Stunde Fahrzeit - von Davensberg nach Lünen - erreichen wir den Zentralen Omnibusbahnhof Lünen. Insgesamt kostete mich der Weg zur Arbeit damit zwei Stunden statt der üblichen einen Stunde. Aber ohne diese Fahrt, hätte ich nicht das unerwartete Schauspiel mit Ziegen und Gänsen erlebt: eine tierische Einstimmung auf den Arbeitstag, die gute Laune schafft.

Der Bus gen Lünen war sehr leer.
Der Bus gen Lünen war sehr leer. © Maximilian Konrad

Übrigens: Für den Fahrpreis auf dieser Strecke spielt es keine Rolle, ob man mit dem Ersatzverkehr unterwegs ist oder nicht. Eine einfache Fahrt - also ein Weg in eine Richtung kostet 14,50 Euro. Für ein 9-Uhr-Tagesticket muss man 25,10 Euro zahlen.

Nach dem Feierabend entschied ich mich für den Rückweg eher für den Zug. Zwar musste ich mit der Fahrt über Dortmund und Hamm einen großen Umweg in Kauf nehmen, aber die Reise im Zug ist doch deutlich angenehmer als im Bus.

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