Es ist lange her, dass die Städte Bergkamen und Lünen mit politischer Mehrheit entschieden, einen gemeinsamen, beleuchteten und asphaltierten Alltagsradweg zwischen beiden Städten zu bauen. Bergkamener Berufspendler können dann bequem mit dem Rad die Bahnhöfe Lünen oder Preußen erreichen. Lünen setzt auf ihn als Zubringer zum IGA-Gelände in beiden Städten. Der Radweg bekam daher schnell den Beinamen IGA-Radweg, obwohl er mit der IGA selbst nichts zu tun hat.
Das betonte auch Bergkamens Baudezernent Jens Toschläger am Mittwoch im Ausschuss für Bauen und Verkehr. „Ich empfehle dringend, die Umsetzung des Radweges weiter zu verfolgen“, appellierte er vor dem Hintergrund, dass hinter der IGA aufgrund von Finanzierungsproblemen gerade ein großes Fragezeichen steht.
Doch ein Finanzierungsproblem gibt es auch beim Radweg, der auf Bergkamener Gebiet von Rünthe am Kanal entlang bis zur Stadtgrenze führen soll. Die Fördersumme liegt bei 1,194 Millionen Euro. Daran lässt sich nichts rütteln. Doch die Kosten für den Bau sind aufgrund der Preisentwicklungen auf aktuell 4,4 Millionen Euro gestiegen. Somit läge der Eigenanteil, den die Stadt Bergkamen tragen müsste, bei 3,2 Millionen und nicht wie ursprünglich gedacht bei 398.000 Euro.

„Wir könnten auf Beleuchtung und Ampel verzichten, um Kosten zu sparen“, erklärte Simone Warckentin, das würde 1,1 Millionen Euro Baukosten einsparen. Aber: Die Fördergelder sind an eben diese beiden Aspekte gebunden. Fielen die weg, wäre auch die Fördersumme niedriger. Die Stadt hätte auch dann noch einen Eigenanteil von 2,9 Millionen Euro zu tragen – für einen Weg, der im Vergleich zum Ist-Zustand nur eine Asphaltdecke hätte.
„Ganz schön teuer“, urteilte Kevin Derichs (SPD) am Rande der Sprachlosigkeit. „Mir fliegen nur noch die Millionen um die Ohren“, zeigte sich Thomas Eder (CDU) erbost. Die CDU halte den Radweg zwar für begrüßenswert, „aber da würden Millionen bewegt, die wir nicht haben.“
Die Grünen wollen abwarten, wie sich Lünen hinsichtlich der dortigen Mehrkosten entscheide, bevor man in Bergkamen zustimme. „Der Radweg ist uns durchaus sehr wichtig“, erklärte Harald Brückner. „Aber er erfüllt seine Funktion ja nur, wenn er nicht an der Kreuzstraße endet.“
Das brachte Werner Engelhardt (BergAuf) auf: „Was ist das denn für ein Signal nach Lünen? Das gleicht doch einer Torpedierung des Radwegs“, ärgerte er sich. „Und wenn Lünen dann sagt, man warte auf Bergkamen, dann haben wir Spiele, die wir noch aus dem Sandkasten kennen.“ Der Klimaschutz erfordere Investitionen in alternative Verkehrswege.
Doch über eine Summe dieser Größenordnung, so Eder, könne die CDU nicht ohne die Kenntnis des kommenden Doppelhaushalts entscheiden. Auch Derichs hielt die Entscheidung für einen politischen Beschluss, den er zunächst mit der SPD-Fraktion beraten wolle. Sein Antrag, die Abstimmung über die Zukunft des IGA-Radwegs zu vertagen, wurde daher bei einer Enthaltung von Werner Engelhardt angenommen.
Kostenexplosion bei Lüner Brücken für den IGA-Radweg: Lünen hofft „auf ein Quasi-Wunder“