„Barbie“ erobert Lünen. Die Cineworld präsentierte am Mittwochabend (19. Juli) in der Ladies Night die Vorpremiere des amerikanischen Films von Greta Gerwig - zum ersten Mal agieren Barbie, Ken und die anderen Figuren als Menschen aus Fleisch und Blut. Rund 240 Zuschauerinnen kamen, um einen Tag vor der offiziellen deutschen Kino-Premiere die romantische Komödie zu sehen und zu feiern. Als Tribut für „Barbie“, mit der wohl die allermeisten in ihrer Kindheit gespielt haben, trugen viele Kinobesucherinnen Pink und Rosa. „Bestimmt 70 Prozent,“ schätzt Jordan Schwarz, Assistent der Theaterleitung des Lüner Kinos.
Auch seine Frau und seine Mutter waren in ihren Kleiderschränken entsprechend fündig geworden. Und freuten sich auf den Sektempfang und die Gespräche mit anderen Fans. „Super ist auch unsere Fotoecke angenommen worden“, so Schwarz. Das Team der Cineworld hatte rund um das „B“-Logo die passenden Accessoires aufgebaut, mit denen sich viele Besucherinnen fotografieren ließen. Am Inhalt des Films scheiden sich jedoch die Geister, auch schon bei der „Ladies Night“. „Meine Frau war von der Stimmung im Kino begeistert, fand den Film selbst aber etwas anstrengend“, so Jordan Schwarz.

Über Geschmack lässt sich aber bekanntlich streiten. Donnerstag (20. Juli) starten die Kinovorstellungen in der Cineworld. Freigegeben ist „Barbie“ ab sechs Jahren. Also ein Film für die ganze Familie. Am Donnerstag gibt es drei Vorstellungen der Komödie, am Samstag (22. Juli) flimmern „Barbie“ und „Ken“ sogar fünf Mal über die Leinwände der Cineworld. „Wir glauben schon, dass der Film ein Sommerhit werden wird“, sagt Schwarz. Auch wenn der Vorverkauf noch langsam anläuft, was vermutlich am Wetter und den Ferien liegen dürfte.
Größer ist die Nachfrage im Lüner Kino derzeit nach einem ganz anderen Film. „Oppenheimer“, ein Streifen über den Vater der Atombombe, läuft ebenfalls am 20. Juli in Deutschland an. „Zu diesem Film bekommen wir derzeit sehr viel mehr Anfragen per Mail. Kein Wunder, Regisseur Christopher Nolan steht ja für sehr gute Filme.“ Am ersten Tag läuft er zwei Mal in der Cineworld, am Samstag (22. Juli) drei Mal. Dass es nicht mehr Vorstellungen sind, liegt vor allem an der Länge, „Oppenheimer“ dauert drei Stunden, gut eine mehr als „Barbie“.

Barbie spielt schon seit Ende April eine Rolle im Museum der Stadt Lünen. Museumsleiterin Dr. Katja Stromberg hatte bereits vor eineinhalb Jahren geplant, die Ausstellung ihrer Kollegin und privaten Barbie-Sammlerin Bettina Dorfmann in die Lippestadt zu holen. „Hätte ich da schon gewusst, dass der Film rauskommt, hätte mich das vielleicht eher abgehalten“, sagt die Museumsleiterin. Es handelt sich um eine Wanderausstellung mit dem Titel „Busy Girl. Barbie macht Karriere“. Entwickelt worden war die Ausstellung schon 2004, um das Berufsbild von Barbie darzustellen - durchaus kritisch.
„Andererseits zeigt die Ausstellung auch, was Mädchen können. Barbie war schon vor dem allerersten männlichen Astronauten auf dem Mond, sie wurde als US-Präsidentin gezeigt, sie kämpft und forscht. Und das alles auf hohen Hacken und mit Wespentaille.“ Als Dr. Katja Stromberg das Angebot bekam, die Ausstellung zu zeigen, sagte sie zu. Aus verschiedenen Gründen. Einerseits passe Barbie gut in den Rahmen der großen Puppen- und Spielzeugsammlung des Lüner Museums. Andererseits wird das Museum ab Spätherbst für Besucherinnen und Besucher schließen. „Und da ist es praktisch, dass wir die Ausstellung wieder zurück geben und nicht noch Exponate einpacken müssen.“
In Lüner Kinderzimmern
Flankiert wird die Barbie-Ausstellung von Kommentaren und Statements - positiv wie negativ. Die Musemsleiterin hat die Ausstellung, die bis zum 29. Oktober zu sehen ist, ergänzt mit der Ausstellung „Barbie & Co. in Lüner Kinderzimmern“. Da ist Lernspielzeug von früher zu sehen, aber auch Puppen, die vor, nach und parallel zu Barbie auf den Markt kamen. Und eine Schreibmaschine, die für das Frauenbild steht, als die ersten Barbies verkauft wurden. „Die Exponate unterhalten sich quasi mit Barbie.“
Zum Frauenbild, das Barbie geprägt hat, gehört auch die Wespentaille. Deshalb zeigt die Museumsleiterin auch einige Kleider und Korsetts. Zum Anfassen kommt ein Maßband dazu, mit dessen Hilfe man erfährt, welchem Schönheitsideal sich Frauen unterwerfen sollten. In früheren Jahrhunderten waren Taillenumfänge von nur 46 Zentimetern gefragt, die niemals natürlich, sondern nur dank schmerzhafter Quälerei und gesundheitlicher Probleme möglich waren. „Die Ausstellung kommt gut an, bei Besucherinnen und Besuchern aller Altersgruppen.“ Vom Barbie-Film will sich Stromberg selbst ein Bild machen: „Ich werde wahrscheinlich mit meiner Tochter reingehen.“

Zu Barbie steht die Lüner Gleichstellungsbeauftragte Heike Tatsch kritisch. „Vom Film habe ich nur den Trailer gesehen. Wenn es eine Persiflage wäre, dann fände ich das gut. Aber wenn ich in Spielzeugläden das ganze Rosa und Pink sehe, finde ich das nicht so toll.“ Dass es auch um die Karriere von Frauen in der Barbie-Ausstellung geht, sieht sie positiv: „Aber leider beschränkt sich das bei Barbie ja meistens nur auf Äußerlichkeiten.“
Der Spielzeugladen von Ralf Blomenkemper in der Lüner Innenstadt hat die Barbie-Abteilung wegen des Films nicht extra erweitert. Man sei da ohnehin gut aufgestellt. Besonders gut kommen immer noch die Disney-Barbiefiguren „Elsa“ und „Anna“ aus dem Film „Die Eiskönigin“ an und eine Barbie, der man selbst Strähnen in die Haare machen kann.
Ein echter Hollywoodstar in Lünen?: Cineworld plant einen besonderen Kinostart
Abkühlung an heißen Sommertagen: Sieben (überraschend) coole Orte in Lünen
Lüner Cineworld sauer auf große Kino-Ketten: Mehrweg-Pflicht wird immer noch oft umgangen