
Rainer Strehl (links) und Andreas Schlüter sind Polizeibeamte in Lünen. Sie haben die Straße gegen das Hilpert-Theater eingetauscht und das Stück "Rosenmorde" angeschaut. © GUENTHER GOLDSTEIN
Polizisten aus Lünen im Jugendtheater: Wie gefielen ihnen die Rosenmorde?
Festival Junges Theater
Mord und Totschlag sind nicht ihr Geschäft. Rainer Strehl und Andreas Schlüter kümmern sich als Hauptkommissare um Straßenverkehr. Für uns schauten sie sich aber „Rosenmorde“ im Hilpert-Theater an.
Den einen oder anderen Schauspieler haben sie vermutlich bereits kennengelernt - nicht auf der Bühne, sondern auf der Straße. So genau wissen das Rainer Strehl und Andreas Schlüter nicht. Denn bei den vielen Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern, die sie in ihrem Berufsleben schon kontrolliert haben, fällt es schwer, sich an jedes Gesicht zu erinnern. Zumal das Gegenüber dann selten im Rampenlicht steht so wie jetzt auf der Bühne im Hilpert-Theater. Im Gegenteil: Meistens geht es um unbeleuchtete Fahrräder, wenn die Hauptkommissare einschreiten. Draußen bei den Kontrollen geht es um Verkehrssicherheit, drinnen im Theatersaal um Mord.
„Rosenmorde“ heißt das Theaterstück, das der Literaturkurs des Gymnasiums Altlünen beigesteuert hat zum 14. Festival Junges Theater, das vom 8. bis zum 14. Juni lief: ein klassischer Krimi. „Das war der Stoff für einen Fernsehkrimi, wie er immer sonntagabends im Fernsehen läuft“; sagt Schlüter. Er selbst gehört zu denen, die dann regelmäßig zuschauen - vorausgesetzt, es sind nicht die Dortmunder Tatort-Ermittler am Werk. „Da tritt leider die Handlung völlig in den Hintergrund, und es geht mir zu viel um die Probleme der Ermittler.“ Das sei nicht sein Geschmack - anders als die Handlung in dem von Reiner Hohl inszenierten Stück „Rosenmorde“.
Polizeibeamte: „Das war ein richtiges Vergnügen“
Leichen liegen mehrfach auf der Bühne. Ein Serienmörder ist am Week. Aber um was geht es ihm eigentlich? Andreas Schlüter lächelt, wenn er von der mehr als einstündigen Aufführung berichtet. Diese Redaktion hatte ihn gebeten, sich das Stück anzuschauen - sozusagen aus professioneller Sicht: eigentlich eine Dienstveranstaltung für ihn und seinen Kollegen Strehl. Tatsächlich sei es aber „ein richtiges Vergnügen“ gewesen, gibt er zu. Das hatte zwei Gründe.
„Die Handlung war richtig spannend.“ Falsche Fährten, undurchschaubare Motive, witzige Dialoge. „Einfach klasse“, sagt Schlüter. Nach wenigen Minuten habe das Theater seinen einzigartigen Zauber entwickelt: Das Drumherum sei vergessen gewesen und seine volle Konzentration habe dem Fortgang der Handlung gegolten. Das habe nur funktionieren können, weil die jugendlichen Schauspieler so präsent waren in ihren Rollen. Und selbst kleine Pannen wie Texthänger seien kein Problem gewesen. „Dann konnten alle mal lachen“ - bei einem bitterbösen Stück über Mord und Vergeltung durchaus eine willkommene Abwechslung.
Ermittlung „im wahren Leben“ läuft anders
Die Hauptkommissare haben auch einen professionellen Blick auf die Vorführung geworfen - aus Polizei-Sicht. „Da ist es aber genauso wie beim Tatort im Fernsehen“, sagt Schlüter großzügig. Um Dramatik in der Szene herzustellen, würden Sicherheitsbedenken beiseitegelassen. „Natürlich darf niemand, auch kein Ermittler, ohne Weiteres einen Tatort betreten.“ So würden Spuren verwischt. Und der Eigenschutz lasse keine Alleingänge zu. Im Theater gehe es aber schließlich nicht darum, den auch bei der Polizeiarbeit mitunter grauen Alltag abzubilden, sondern zu unterhalten. „Das hat super geklappt.“
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
