Die Kinder der Klassen 4a und 4b an der Overberg-Grundschule in Lünen möchten, dass Eltern sich rücksichtsvoller verhalten und zu Fuß ihre Kinder zur Schule bringen.

Die Kinder der Klassen 4a und 4b an der Overberg-Grundschule in Lünen möchten, dass Eltern sich rücksichtsvoller verhalten und zu Fuß ihre Kinder zur Schule bringen. © Laura Schulz-Gahmen

Polizei-Aktion in Lünen: Gegen Elterntaxis und für „Kiss and go“-Bereiche

rnSchulkinder

Eltern möchten ihre Kinder sicher zur Schule bringen, doch Elterntaxis sind nicht das richtige Mittel der Wahl. Die Polizei und Kinder der Overbergschule haben zusammen Eltern aufgeklärt.

Lünen

, 15.08.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Das neue Schuljahr hat in NRW vor gut einer Woche angefangen, was wiederum bedeutet, dass es wieder jede Menge Schulanfänger gibt. Kleine Kinder mit großen Tornistern, die noch unerfahren die Straßen überqueren und denen noch nicht alle Gefahren, die im Straßenverkehr auf sie lauern, bewusst sind.

Das wissen auch viele Mütter und Väter, die ihre Kinder daher mit dem Auto direkt bis vor die Schultür bringen - sogenannte Elterntaxis. Doch dieses Vorgehen ist kontraproduktiv, da es die Kleinen zwar für den Moment schützt, aber nicht im Alltag. Genau aus diesem Grund hat die Polizei Dortmund in Lünen an der Overbergschule am Montag, 15. August, eine Aktion für mehr Wachsamkeit durchgeführt.

Etwa die Hälfte der Eltern bringen Kinder mit dem Auto

Andreas Schlüter, Polizeihauptkommissar der Polizei Dortmund, ist täglich an den Schulen in Lünen unterwegs. Allein 15 davon sind Grundschulen. Mit seinen Kollegen und den Kindern der Klassen 4a und 4b hatte er vor der Grundschule in Lünen-Süd nun ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen: die Elterntaxis.

Polizeihauptkommissar Andreas Schlüter hat den Eltern zusammen mit Kindern der Klassen 4a und 4b erklärt, wie sie zu verhalten haben.

Polizeihauptkommissar Andreas Schlüter hat den Eltern zusammen mit Kindern der Klassen 4a und 4b erklärt, wie sie zu verhalten haben. © Laura Schulz-Gahmen

Schulleiterin Silke Schnelle erklärt, dass gut die Hälfte der Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. Dabei habe sie dieses Thema in der Vergangenheit schon öfter bei Schulpflegschaftstreffen und Klassenpflegschaftstreffen angesprochen. „Einige Eltern wollten bereits offensiv etwas dagegen unternehmen, aber es ziehen einfach nicht viele Eltern mit“, so Schnelle. Zu bequem sei es für sie, ihre Kinder mit dem Wagen abzusetzen.

Sticker mit Zitronen drauf für schlechtes Verhalten

Aber nicht so an diesem Montag. Denn die Polizei war schon ein paar Mal in den Klassen. Dort hatte Andreas Schlüter mit den Kindern genau besprochen, warum Elterntaxis gefährlich für sie sind. Und er erzählte auch von der geplanten Aktion. Die Eltern waren also informiert, dass am 15. August die Polizei vor Ort sein wird.

Die zuvor ausgesprochene Vorwarnung haben die Kids, die mit ihren gelben Warnwesten, selbst gemalten Schildern und Stickern vor der Overbergschule standen, deutlich gemerkt. Denn viele Zitronen für schlechtes Verhalten mussten sie nicht vergeben - ganz im Gegenteil. Sie verteilten mehr Sticker mit Blumen an die Eltern, welche ihre Kinder etwas entfernt von der Schule aus dem Auto gelassen haben, damit sie den Rest des Weges zu Fuß gehen. Einige hatten ihre Autos auch abgestellt und sind mit ihren Kindern zur Schule gelaufen.

„Kiss and go“-Bereich wird bereits gut genutzt

Viele Mütter und Väter nutzen bereits den „Kiss and go“-Bereich, der neben der Schule verortet ist. Hier kann man kurz parken, seinem Kind einen Kuss geben, es verabschieden und weiterfahren. Das ist nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht.

Es gibt sogar extra eine "Kiss and go"-Zone. Da können Eltern ihren Kids noch einen Kuss geben und aus dem Auto lassen.

Es gibt sogar extra eine "Kiss and go"-Zone. Da können Eltern ihren Kids noch einen Kuss geben und aus dem Auto lassen. © Laura Schulz-Gahmen

„Es gibt viele, die mit dem Auto kommen und sich rücksichtsvoll verhalten“, weiß Schulleiterin Silke Schnelle. Nur müsse die Zahl der Elterntaxis erheblich reduziert werden, denn vor allem beim Rückwärtsfahren würden gefährliche Situationen für die Schulkinder entstehen.

Unübersichtliche Situationen durch Elterntaxis

In einer Pressemitteilung informiert die Dortmunder Polizei über die Gefahren, die von den Elterntaxis ausgehen: „Bereits bei Tempo 30 benötigt ein Auto 14 bis 20 Meter bis zum Stillstand. Läuft ein Kind zwischen den Autos auf die Straße, besteht kaum eine Chance, einen Zusammenstoß zu vermeiden. Durch die Elterntaxis entstehen vor den Schulen unübersichtliche Situationen. Für die Kleinsten unter den Verkehrsteilnehmern lauert hier eine besondere Gefahr, denn Kinder können Abstände und Gefahren noch nicht richtig einschätzen.“

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Daher appelliert die Polizei noch einmal an alle Eltern: „Fahren Sie wachsam, passen Sie Ihre Geschwindigkeit an und üben Sie mit Ihren Kindern die aktive Teilnahme am Straßenverkehr.“ Auch Polizeihauptkommissar erklärt ausdrücklich die drastischen Folgen der Elterntaxis: „Die Kinder wissen später nicht, wie sie sich im Verkehr verhalten sollen, wenn sie es nicht von Anfang an richtig lernen.“