Vor dem Amtsgericht Lünen ging es um die Ausraster eines 58-Jährigen, der unter Alkoholeinfluss mehrfach ausrastete und seine Nachbarn drangsaliert hat.

© Goldstein (A)

Pöbeleien und Bedrohung: 58-Jähriger rastete betrunken mehrfach aus

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Sobald er Alkohol getrunken hatte ist ein 58-Jähriger in Lünen immer wieder aggressiv geworden. Die Nachbarn bekamen die Ausraster mehrfach zu spüren. Vor Gericht gab es bitterliche Tränen.

Lünen

, 05.09.2021, 19:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

An sich ist er ein Zeitgenosse angenehmer Art. Doch, wenn Alkohol im Spiel ist, wendet sich das Blatt und er wird in jeder Hinsicht aggressiv. Das bekamen Nachbarn des 58-Jährigen in Lünen böse zu spüren. Vor Gericht leistete er jetzt Abbitte.

Nahezu sechs Jahrzehnte ließ sich der Mann, der nunmehr in Bergkamen lebt, nichts zu Schulden kommen. Er hatte für jeden ein freundliches Wort und half, wenn er gebraucht wurde. Der Griff zur Flasche änderte das allerdings schlagartig. Im September 2020 pöbelte er von seinem Balkon in Lünen aus spielende Kinder an, beleidigte sie und drohte sogar damit, sie zu töten.

Beleidigung, Bedrohung und versuchte Körperverletzung

Im Februar 2021 der nächste Vorfall – diesmal im Hausflur. Bei der Gelegenheit titulierte er zwei Nachbarinnen innerhalb kürzester Zeit als Schlampe und versuchte dann offenbar, den Ehemann einer von ihnen zu schlagen, als der ihn zur Rede stellen wollte. Der konnte aber ausweichen.

Beleidigung, Bedrohung und versuchte Körperverletzung wurden dem 58-Jährigen nun in einem Prozess vor dem Amtsgericht zur Last gelegt. Er, der es noch nie mit der Justiz zu tun gehabt hatte, überließ zumindest zunächst seinem Verteidiger das Reden. Der räumte die Vorwürfe im Namen seines Mandanten im Wesentlichen ein und betonte: „Mein Mandant schämt sich sehr für das, was vorgefallen ist.“ Er verwies auf das leere Strafregister des Angeklagten, den Umzug nach Bergkamen und den Umstand, dass er dem Alkohol zwischenzeitlich abgeschworen habe.

Angeklagter entschuldigt sich unter Tränen

Das Gericht hörte eine Nachbarin, die Zeugin wurde, als er die Kinder bedrohte und beleidigte – alles auf Video gebannt. Ihre Aussage nutzte der 58-Jährige, um sein Schweigen zu brechen. „Ich wollte mich bei Euch entschuldigen“, hob er an und brach dann in Tränen aus. Sein Schluchzen ging offenbar selbst der Zeugin unter die Haut. „Ist ja alles gut“, beruhigte sie den weinenden Mann.

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Und auch bei den Eheleuten, mit denen er sich im Februar anlegte und die nicht mehr gehört werden mussten, äußerte er Bedauern. „Es tut mir von ganzem Herzen leid.“ Das sei der Alkohol gewesen, erklärte er und schob direkt hinterher, dass das natürlich keine Entschuldigung sei. „Ich habe mein ganzes Leben nicht so eine Scheiße gemacht.“ So etwas werde auch nie wieder passieren. Sie müssten also keine Angst haben, falls sie sich zufällig noch einmal über den Weg laufen würden. Und: „Ich war selbst schockiert, als ich das Video gesehen habe.“

Das Gericht letztlich hatte ein Einsehen mit dem Mann, der sich selbst die größten Vorwürfe machte, verwarnte ihn und behielt sich die Verurteilung zu 1200 Euro Geldstrafe für zwei Jahre vor, setzte sie also quasi zur Bewährung aus. Als Auflage soll er 300 Euro Geldbuße zahlen.