Nele und Linus Wopker setzen auf Pflege in der Firma der Eltern

© Beate Rottgardt

Nele und Linus Wopker setzen auf Pflege in der Firma der Eltern

rnSerie Familiensache

In die beruflichen Fußstapfen der Eltern treten - das ist heute nicht mehr selbstverständlich. Doch in Lünen gibt es erfolgreiche Beispiele der Firmenübernahme. Wie Nele und Linus Wopker.

Lünen

, 19.06.2019, 15:05 Uhr / Lesedauer: 3 min

Als Michael Wopker und seine Frau Marion 1993 ihr Pflegebüro an der Christian-Morgenstern-Straße mit zwei Mitarbeitern eröffneten, waren ihre Kinder Nele und Linus noch gar nicht geboren. 26 Jahre später sind die Geschwister auf dem besten Wege, in die beruflichen Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. Und das, ohne dass die Eltern darauf gedrungen hätten.

„Wir hatten schon andere Lösungen überlegt, wie es mit dem Pflegebüro weitergehen könnte, wenn wir mal in Rente gehen. Aber natürlich freuen wir uns und sind auch sehr stolz, dass unsere Kinder eingestiegen sind“, so Michael Wopker.

Gute Auszubildende finden und übernehmen

Der 52-Jährige ist Chef von mehr als 100 Mitarbeitern, die überwiegend in Vollzeit tätig sind. Und er bildet auch bewusst aus und versucht, gute Auszubildende zu übernehmen. Denn der Pflegekräftemangel ist ein Thema, das natürlich auch so erfolgreiche Unternehmen wie das Pflegebüro Wopker beschäftigt.

Nele (22) und Linus (21) sind daheim geboren, als die Familie in Wethmar lebte. Und auch schon als Kinder haben sie die Mitarbeiter kennen gelernt, mit denen sie jetzt selbst zusammen arbeiten.

Auch Linus Wopker (hier auf dem Arm seiner Mutter) kennt die Arbeit seiner Eltern schon von klein auf.

Auch Linus Wopker (hier auf dem Arm seiner Mutter) kennt die Arbeit seiner Eltern schon von klein auf. © Wopker

Denn die Geschwister absolvieren derzeit beide eine Ausbildung im elterlichen Pflegebüro, das sich seit über drei Jahren im neuen Gebäude an der Viktoriastraße 64 befindet. In den ersten Jahren war es Wopker wichtig, Arbeit und Familie unter einem Dach zu haben. Das hat sich im Laufe der Jahre relativiert. Inzwischen ist er ganz froh, Privates und Berufliches räumlich getrennt zu haben.

Praktika im sozialen Bereich

Dass die Kinder ihren eigenen Weg gehen, war Michael und Marion Wopker wichtig, Und auch Nele und Linus sehen das so. „Für mich stand immer fest, dass ich im sozialen Bereich bleiben möchte“, so die 22-Jährige. In der Schulzeit an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule hat sie Praktika in einer Grundschule, im Münsteraner Zoo und auch im elterlichen Pflegebüro absolviert. „Sowohl im Büro als auch bei der ambulanten Pflege.“

Über Studiengänge wie Pflegewissenschaften oder internationales Pflegemanagement hatte sie sich schon vor dem Abi informiert. „Aber ich hab mich dann entschlossen, doch erst eine Ausbildung zu machen.“

Inzwischen ist Nele im dritten Ausbildungsjahr als angehende examinierte Altenpflegerin. „Ich möchte auch Weiterbildungen absolvieren, zur Palliativ-Pflege, zum Thema geronto-psychiatrische Pflege, die man gut bei der Tagespflege einsetzen kann. Langweilig wird es sicher nicht“, so Nele Wopker.

Ihr ein Jahr jüngerer Bruder hat im selben Jahr wie sie sein Abitur bestanden, am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium nach acht Jahren. „Ich wollte erst in Richtung Film gehen, hab Praktika in Berlin gemacht, aber schnell gemerkt, dass das Ganze doch nicht so meins ist.“ Dann schrieb er sich für den Studiengang Ressourcenmanagement und Umwelttechnik ein, arbeitete in den Semesterferien in der elterlichen Firma und hatte das Gefühl - vielleicht wäre das ja doch was für mich. „Ich dachte immer, Nele ist empathischer als ich, ich wäre zu verschlossen für die Pflege, aber inzwischen hab ich mich weiter entwickelt, der Umgang mit den Menschen fällt mir heute viel leichter.“

Sein berufliches Vorbild ist Mutter Marion, die ihm gerade im Hinblick auf die umfangreiche Verwaltung viel beibringt. Die Geschwister ergänzen sich - genau wie ihre Eltern. Linus wird wohl in Richtung Verwaltung des Pflegebüros gehen, Nele mehr ins Nursering, also in die Pflege.

Multikulturelles Team im Pflegebüro Wopker

Nele: „Diese Harmonie im Team gefällt mir. Wir sind multikulturell, haben Mitarbeiter, die aus der Türkei, aus Bosnien, Polen, Griechenland und Russland stammen. Jeder bringt was aus seiner Heimat mit.“ Übrigens auch ganz wörtlich, wenn das Team zusammen feiert und das Mitbring-Buffet international daher kommt.

Informationen

Werdegang und Angebote

  • Das Pflegebüro startete 1993 an der Christian-Morgenstern-Str. 1. Danach zogen Firma und Familie nach Wethmar um.
  • Nächste Stationen waren in Lünen-Süd und an der Friedrichstraße. Vor über drei Jahren zog das Pflegebüro dann in das eigene Gebäude an der Viktoriastraße 64.
  • Zu den heutigen Pflege-Angeboten gehören eine Tagespflege am Waldemar-Elsoffer-Weg. Außerdem bietet das Pflegebüro u.a. Demenzbetreuung, Wundmanagement und Palliative Care.

Nele und Linus Wopker haben gleich zu Beginn ihrer Ausbildung den Kollegen klar gemacht: „Wir sind zwar die Kinder der Chefs, aber in erster Linie sind wir Azubis und so wollen wir auch behandelt werden.“

Die beiden jungen Lüner schätzen ihren Beruf auch, weil sie von den Kunden „ganz viel Geschichtliches über Lünen erfahren“ (Linus) und es „schön zu sehen ist, wenn man jemanden eine Freude macht“ (Nele). Die meisten aktuellen Patienten sind in den 1930er Jahren geboren, freuen sich, wenn sie den jungen Leuten etwas aus ihrer eigenen Jugend erzählen können.

Noch weitere Erfahrungen sammeln

Michael Wopker: „Als wir angefangen haben, haben wir Menschen gepflegt, die vor dem Ersten Weltkrieg geboren wurden, Zeitzeugen, die zwei Kriege miterlebt haben.“

Durch vorgeschriebene Praktika hat Nele Wopker in einem Altenheim in München mit Menschen gearbeitet, die an Demenz erkrankt sind und will auch noch in einem der niederländischen Demenzdörfer Erfahrungen sammeln. Ihr Vater findet das gut: „So sieht sie, was man von anderen Konzepten in die eigene Arbeit mitnehmen kann.“

Nele Wopker war schon als kleines Kind mit bei Veranstaltungen des Pflegebüros dabei.

Nele Wopker war schon als kleines Kind mit bei Veranstaltungen des Pflegebüros dabei. © Familie Wopker

Linus plant nach der Ausbildung ein duales Studium, auch um nicht zu lange weg vom Betrieb zu sein. Und Schwester Nele ist sich bewusst, „dass wir in große Fußstapfen treten werden.“ Bis es dann soweit ist, werden ihre Eltern ihnen noch einiges beibringen. Eins ist aber schon klar - darauf, dass ihre Kinder einmal das Pflegebüro übernehmen werden, sind Marion und Michael Wopker schon jetzt sehr stolz.