Tagespflege – ein Begriff, unter dem sich viele Menschen in Lünen nicht wirklich etwas vorstellen können. Dabei gibt es in der Lippestadt inzwischen sieben Tagespflege-Einrichtungen für Senioren – mit insgesamt 127 Plätzen und über das ganze Stadtgebiet verteilt. Seit einiger Zeit haben sich alle Tagespflegen in einer Arbeitsgemeinschaft unter dem Dach des Netzwerks Altenarbeit zusammengeschlossen. Nun wollen sie mithilfe einer gemeinsamen Info-Veranstaltung über ihre Arbeit informieren – und darüber, wie sinnvoll und wichtig der Besuch einer Tagespflege sein kann. Für Senioren ebenso wie für pflegende Angehörige. Denn für sie bedeutet die Betreuung des zu Pflegenden in der Tagespflege Entlastung. Zeit für sich zu haben, für eigene Aktivitäten oder Termine, die durch die Pflege der Eltern, des Partners oder der Partnerin zu kurz kommen.
Am Freitag, 15. November, sind alle Interessentinnen und Interessenten von 15 bis 17 Uhr in den großen Sitzungssaal des Lüner Rathauses eingeladen. Dort stellen alle sieben Tagespflegen gemeinsam an einem Infostand ihre Arbeit vor. „Sie stellen bewusst den Werbeaspekt für einzelne Einrichtungen in den Hintergrund, wollen gemeinsam die Menschen vom Konzept Tagespflege überzeugen“, so Annette Goebel, Koordinatorin für Altenarbeit der Stadt Lünen.

„Viele pflegende Angehörige können mit dem Begriff Tagespflege nichts anfangen. Deshalb möchten wir unsere Arbeit transparent machen und zeigen, welchen Nutzen Gäste und pflegende Angehörige von der Tagespflege haben“, so Britta Gehse, zusammen mit Carmen Conrad, Sprecherin der AG Tagespflege. Laut Annette Goebel ist die Tagespflege „einer der wichtigsten Bausteine in der Entlastung von pflegenden Angehörigen.“ Sie ist froh, dass es in Lünen 127 Plätze gibt – wobei jeder Gast ja nicht jeden Tag die Tagespflege besucht. Einige kommen nur einmal die Woche, andere zwei, drei oder auch bis zu fünf Tagen. „Wie oft jemand in die Tagespflege kommt, liegt natürlich auch an den Kosten“, so Britta Gehse.
Das teilstationäre Angebot wird für die Inhaber der Pflegegrade 2 bis 5 von der Pflegekasse unterstützt. Bei Pflegegrad 2 stehen monatlich 689 Euro – neben Pflegegeld oder Pflegesachleistung – für die Tagespflege zur Verfügung. „In der Regel kommen Senioren mit Pflegegrad 2 einmal die Woche und dann im Monat noch zwei Tage zusätzlich in die Tagespflege“, so Britta Gehse. Bei Pflegegrad 5 stehen monatlich 1995 Euro für den Besuch in der Tagespflege zur Verfügung. Zum Thema Finanzierung informiert am 15. November Kerstin Schymiczek von der Pflege- und Wohnberatung des Kreises Unna die Interessenten.
Bedarf wächst weiter
Anschließend stellt Annette Goebel die sieben Tagespflege-Einrichtungen in Lünen vor. Die Diakonie Ruhr betreibt die Tagespflegen am Evangelischen Altenzentrum Lünen, Bebelstraße 200, und am Seniorenladen, Bebelstraße 67a. Das Deutsche Rote Kreuz ist Träger der Tagespflege „In der Geist“, Friedrichstr. 64a, die AWO die Tagespflege an der Marie-Juchacz-Str. 1a und die Caritas die Senioren-Tagesstätte am Christinentor. Der Pflegedienst Birgit Rückert betreibt die Tagespflege an der Lippe, Merschstraße 20, und der Pflegedienst Wopker die Tagespflege Wopker am Waldemar-Elsoffer-Weg 1. Annette Goebel: „Wir haben ein gutes Angebot mit 127 Plätzen. Allerdings sagt der Kreis Unna, dass Lünen sogar noch mehr Plätze braucht. Rein rechnerisch ist noch Bedarf vorhanden.“ Sie ist deshalb davon überzeugt, dass es künftig weitere Ausschreibungen für neue Tagespflege-Plätze in der Lippestadt geben wird. Zumal auch die Zahl der Senioren weiter steigen wird.
Um auch die „nachwachsenden“ pflegenden Angehörigen über die Möglichkeiten und Chancen der Tagespflege zu informieren, findet zum ersten Mal eine gemeinsame Infoveranstaltung statt. An dem Nachmittag gibt es natürlich auch Zeit, um mit den Mitarbeitenden der Tagespflegen ins Gespräch zu kommen. Zum Abschluss ist dann ein Gespräch geplant, in dem Angehörige ihre Erfahrungen mit der Tagespflege schildern, moderiert von Annette Goebel. „Ich finde es immer am besten, wenn Angehörige aus dem eigenen Alltag berichten, welche Erfahrungen sie gemacht haben und warum sie die Tagespflege nutzen“, so die Koordinatorin für Altenarbeit.

Für pflegende Angehörige, so Britta Gehse, ist es wichtig, dass ihre Eltern oder Partner gut versorgt sind, dass deren Mobilität und kognitive Fähigkeiten gefördert werden. „Wenn Gäste alleine zu Hause leben, haben sie niemanden zum Reden, sie vereinsamen. Kommen sie zu uns, dann merke ich immer wieder, wie sie aufblühen, wie sie Kontakte knüpfen. Das ist so schön. Einige haben auch Kontakt über die Besuche der Tagespflege hinaus“, so die Tagespflege-Leiterin. Natürlich kommt auch der pflegerische Aspekt nicht zu kurz. Aber gerade die Möglichkeit, Kontakte zu pflegen, sieht auch Annette Goebel als großen Vorteil der Tagespflege an. Als Beispiel nennt sie ein inzwischen verstorbenes Ehepaar aus Lünen. Zunächst besuchte der Ehemann eine Tagespflege: „Er ist richtig aufgeblüht bei den Gesprächen mit den anderen Gästen. Und solange er konnte, hat er in der Tagespflege auch seine Back- und Kochleidenschaft ausgelebt.“ Nach seinem Tod nutzte dann auch seine Frau die Tagespflege für sich: „Sie war immer kommunikativ und schätzte es sehr, dass sie dort Kontakt mit so vielen Menschen hatte.“