
© Sylvia vom Hofe
Parkhaus in Lünen: Sperre geht zu Ende, Probleme dauern an am Tobiaspark
Vandalismus in Lünen
Schreie, Schmierereien und noch Unappetitlicheres, das mit „Sch“ beginnt: Was Vandalen im Parkhaus Tobiaspark treiben, schreit und stinkt zu Himmel. Eine Maßnahme dagegen ist jetzt beendet.
Mindestens zwei Männerstimmen gellen durch die Dämmerung: immer lauter und wilder und beängstigender. Wer am Montagabend (9. 8.) gegen 21 Uhr in der Lüner Innenstadt unterwegs ist, zuckt zusammen. Mindestens zwei greifen zum Telefon. Einer ruft diese Redaktion an: „Das hört sich an, als ob da einer abgestochen wird.“ Ein andere die Polizei: „Kommen Sie schnell zum Tobiasparkhaus.“
Polizei sucht am Abend nach tobenden Männern
Die Beamten haben es nicht weit. Die Polizeiwache liegt direkt gegenüber des Parkhauses. Als sie eintreffen, ist jedoch alles ruhig. Schäden können die Polizisten auch nicht feststellen. Die aggressiven Schreihälse sind verschwunden. Dass sie es wohl gar nicht aufeinander abgesehen hatten, hatte der Anrufer bereits der Polizei gesagt. Er hatte sich nicht um das Wohlbefinden der von ihm beobachteten vier jungen Männer Sorgen gemacht, sondern vielmehr um das der dort parkenden Autos. Die Männer, so sagte er es der Polizei, würden in den Parkdecks herumspringen und klettern. Und schreien.
Als Andreas Zaremba das zwölf Stunden später erfährt, wird ihm etwas unwohl zumute. Er ist Geschäftsführer des Bauvereins zu Lünen, dem Eigentümer und Betreiber des Parkhauses mit zehn Parkdecks: einem beliebten Platz nicht nur für Pendlerinnen und Pendler, die dort tagsüber ihr Auto abstellen. Auch Menschen ohne Pkw fühlen sich von dem Gebäude direkt neben dem Tobiaspark im Herzen Lünens angezogen - insbesondere zu später Stunde. Darauf hatten Zaremba und sein Team Ende Februar 2021 mit einer Maßnahme reagiert, die der Bauverein-Geschäftsführer just am Dienstag (10. 8.) nach rund einem halben Jahr wieder revidiert hat - als er noch nichts von der nächtlichen Randale gehört hatte.
Hinterlassenschaften sind „nicht zuzumuten“
„Wir wollen es jetzt einfach mal wieder ausprobieren“, sagt Zaremba. „Es“ ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit: die durchgehende Öffnung des Treppenhauses. In den zurückliegenden sechs Monaten mussten alle, die nach 19 Uhr zu ihrem Pkw wollten oder von dort weg auf das schmale Treppenhaus ausweichen. Der Hauptaufgang direkt am Eingang des Parkhauses war in den Abend- und Nachtstunden, wenn die Pförtner Feierabend hatten, versperrt. „Es war unseren Mitarbeitern einfach nicht mehr zuzumuten zu entfernen, was sie da alles am Morgen zu Dienstbeginn fanden“, sagt Zaremba.
Pizzakartons, Dosen, Flaschen sowie Verpackungsmüll und Essensreste vom Fast-Food-Riesen auf der anderen Straßenseite waren dabei noch das kleinste Übel. Zum Himmel stinkende menschliche Hinterlassenschaften hätten regelmäßig auf den Treppenabsätzen gelegen: „Einfach widerlich.“
Videoüberwachung im Treppenhaus ausgebaut
Der Bauverein ließ absperren - auch, um in Ruhe die Videoüberwachung ausbauen zu können. Auch heute sie es nicht so, dass die Menschen im Treppenhaus auf Schritt und Tritt gefilmt würden, sagt der Chef des Bauvereins. Aber die „neuralgischen Punkte“ seien im Fokus. Wer demnächst wieder wie in der Vergangenheit Türstopper abtritt, Hamburger an die Wand klebt und sich hinhockt, müsse damit rechnen, aufgenommen zu werden, sagt er. Auch die vier randalierenden jungen Männer wären darauf zu sehen. Ob das allerdings diejenigen kümmert, die so verroht sind wie vermutet, weiß er auch nicht.
„Wir werden das jetzt erst einmal zwei Wochen ausprobieren“ kündigt Zaremba an. Anders als vor einem Jahr, als der massive Ärger mit Vandalismus begann, herrsche jetzt kein Lockdown und der Bewegungsradius der Menschen sei größer als damals.
Ruhestörung und Vandalismus ist ein Dauerproblem rund um den Tobiaspark. Die Stadt hat eigens einen privaten Sicherheitsdienst mit Kontrollen dort beauftragt, wie der damalige Stadtsprecher Spangardt im Juni 2021 mitgeteilt hatte. Auch die Polizei hatte Versprochen, verstärkt auf die kleine Grünfläche mit dem großen Problempotenzial zu schauen.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
