
© Sylvia vom Hofe
Treppenhaus im Lüner Parkhaus gesperrt: Problem stinkt zum Himmel
Ärgernis
Wegen Vandalismus sei das Treppenhaus abends und am Wochenende gesperrt, steht an der Glastür des Tobiasparkhauses. Das ist nur die halbe Wahrheit. Der eigentliche Grund ist viel fieser.
Das Tobiasparkhaus liegt mitten in der Lüner City, gleich neben dem Park, dem es seinen Namen verdankt. Nach der Lektüre dieses Textes könnte man aber auch leicht glauben, es liege am Allerwertesten der Welt, um die höflichere Variante des A-Worts zu nutzen. Doch Höflichkeit und Etikette sind offenbar unter die Räder gekommen - zumindest bei manchen Nutzern des Parkhauses.

Die Information für die Nutzerinnen und Nutzer ist nur die halbe Wahrheit. © Sylvia vom Hofe
An den Glastüren zu den vier Parkdecks kleben seit kurzem Zettel. „Aufgrund von Vandalismus wird das Treppenhaus in den Abendstunden und an den Wochenenden geschlossen bleiben“, ist dort zu lesen. „Wir bitten Sie, die Auf- und Abfahrten zu benutzen.“ Und dahinter noch ein „Danke für Ihr Verständnis.“ Das mag vielen abhandenkommen, sobald sie erfahren, was der wirkliche Grund ist für die Sperrung des hellen Treppenbereichs mit den bunten Türen.
Bauverein-Chef: „Das ist nicht mehr zumutbar“
Andreas Zaremba, der Geschäftsführer des Bauvereins zu Lünen, druckst etwas herum. Das angesprochene Thema ist eben einfach fies. Dann sagt er es klar heraus: „Unser Treppenhaus wurde zuletzt sehr sehr häufig als öffentliche Toilette benutzt“, sagt er. „Eine ohne Spülung.“ Mit anderen Worten: Menschen pinkelten im Flur oder - und das sei zunehmend der Fall - machten auch hockend ihr Geschäft zwischen den Parkdecks. „Aufgabe unserer Mitarbeiter ist es, das Parkhaus und damit das Treppenhaus zu reinigen“, sagt Zaremba: „Aber das ist inzwischen nicht mehr zumutbar.“ Derart verschlechtert habe sich die Situation im zurückliegenden Halbjahr.
Wer des Abends mal muss, hat tatsächlich ein Problem in Lünen. Seitdem sich zum November alle Kneipen und Restaurants in den Lockdown verabschieden mussten, blieben auch dort die Türen zu den WC-Anlagen geschlossen. Und die einzige öffentliche Toilette an der Marktstraße macht bereits um 16.30 Uhr dicht, samstags sogar schon um 14.30 Uhr. Sonntags ist sie nie geöffnet. Die unbefriedigende Situation für alle, die mal dringend müssen in der City, beschäftigt aktuell die Politik.
Videoüberwachung in den Treppenhäusern geplant
Dennoch: Dass Menschen ernsthaft auf die Idee kommen, ein hell beleuchtetes Parkhaus mit einem stillen Örtchen zu verwechseln und sich in ein Treppenhaus schlagen statt in die Büsche, will Zaremba nicht in den Kopf. Die jetzt beschlossene abendliche Schließung des Treppenhauses - bis 19 Uhr ist ein Pförtner vor Ort und kontrolliert - ist keine Kapitulation, sondern lediglich ein Zwischenschritt.
Die Lösung: Videoüberwachung auch in den Treppenhäusern. Grundsätzlich wäre ihm wohler, wenn nicht überall Kameras hingen, sagt der Geschäftsführer des Bauvereins. Aber in diesem Fall hoffe er auf abschreckende Wirkung. Wer entdeckt wird, muss sich nicht nur schämen. Er oder sie begeht auch eine Ordnungswidrigkeit, die teuer werden kann.
Ordnungswidrigkeit kann Folgen haben
„Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig seine Notdurft auf Verkehrsflächen oder in Anlagen außerhalb der dafür vorgesehenen Toilettenanlagen verrichtet“, heißt es unter Paragraf 16, Absatz 9 der ordnungsbehördlichen Verordnung der Stadt Lünen. Wildpinkeln - und das andere dann auch - zieht in der Regel ein Verwarn- oder Bußgeld nach sich von mindestens 35 Euro. Dazu könnten auch noch zivilrechtliche Ansprüche kommen für die Reinigungskosten. Wenn der Übeltäter beziehungsweise -macher auch noch die Aufmerksamkeit von Dritten auf sich zieht und damit öffentliches Ärgernis provoziert, kann das im Extremfall auf eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr hinauslaufen.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
