
© Peter Fiedler
„Parkgebühr Abzocke“: Auf privatem Parkplatz in der Lüner City lauert die Kostenfalle
Ärger in der Innenstadt
„Ich hätte stutzig werden müssen“, räumt Eva Wietermann ein. Schon die Parkgebühr auf den Plätzen unter dem Kino-Gebäude kam ihr merkwürdig vor. Doch richtig teuer wurde es erst später.
Als die Rentnerin (74) zu ihrem Auto auf einem Parkplatz unter dem Kino-Gebäude zurückkehrte, fand sie ein Knöllchen über 30 Euro vor. Wobei Knöllchen, sprich Verwarnungsgeld, hier das falsche Wort ist. Formell handelt es sich nicht um ein behördliches Verwarnungsgeld sondern um eine privatrechtliche Vertragsstrafe, die die Firma Contipark eintreibt.
Das Unternehmen mit Sitz in Berlin bewirtschaftet das Parkhaus „Am Markt“ - und seit Februar 2018 auch neun Parkplätze außerhalb. Sie sind nur ein paar Schritte entfernt, unter dem Gebäudekomplex mit Kino, Radstation, Saturn und Parkhaus.
24 Stunden statt bis 19 Uhr
Eva Wietermann war wütend. „Parkgebühr Abzocke“, schrieb sie auf den Überweisungsträger, als sie die Vertragsstrafe bezahlte. Es waren gleich zwei Kostenfallen, in die sie hineintappte.
Falle 1: Die Rentnerin ging davon aus, dass nur werktags bis 19 Uhr bezahlt werden muss, so wie auf den städtischen Parkplätzen mit Parkscheinautomaten. Ihr Parkschein lief nach ihren Angaben bis 18.54 Uhr; sie hatte allenfalls mit einem „kleinen Knöllchen“ gerechnet für den unwahrscheinlichen Fall, dass zwischen 18.54 und 19 Uhr noch kontrolliert wird. Ein Irrtum, wie sich zeigte: Contipark verlangt Gebühren rund um die Uhr, an sieben Tagen der Woche.

Dass Verstöße auf den Privatparkplätzen teuer sind, darauf weist dieses Schild hin. © Peter Fiedler
Falle 2: Contipark ahndet Überschreitungen sofort mit 30 Euro. Die Stadt hingegen, so ihr Sprecher Benedikt Spangardt, wendet den „bundeseinheitlichen Tatbestandskatalog für Verkehrsordnungswidrigkeiten“ an. Da sind die Knöllchen gestaffelt: 10 Euro für die erste halbe Stunde Parkzeitüberschreitung, 5 Euro für jede weitere halbe Stunde. 30 Euro werden erst fällig, wenn die Parkzeit drei Stunden überzogen wird. Über 30 Euro geht es laut Spangardt bei Parksündern nicht hinaus.
Tarife unterschiedlich getaktet
Die Tarife unterscheiden sich auch: Die Stadt rechnet im 30-Minuten-Takt ab, Contipark im Stundentakt. Bei Contipark geht es also mit einem Euro los (Höchstparkdauer drei Stunden), während man auf städtischen Parkplätzen auch für 50 Cent sein Auto abstellen kann (verschiedene Höchstparkdauern).
Die Spielregeln stehen natürlich am Contipark-Parkautomaten und auf Hinweisschildern. Aber die Macht der Gewohnheit - Eva Wietermann parkte bisher auf städtischen Parkflächen - ließ die Rentnerin in die Kostenfalle tappen. Rechtlich scheint also alles sauber zu sein. Um Parkplätze auf Privatflächen zu bewirtschaften, braucht es laut Stadt eine Gewerbeanmeldung. Die sei bei Contipark bereits vorhanden - das Unternehmen bewirtschaftet ja das Parkhaus nebenan.
„Individuell für jede Parkeinrichtung“
Contipark selbst erklärt auf Anfrage, man lege Tarife für jede Parkeinrichtung individuell fest, auf Basis von Zielgruppen- und Marktanalysen. Kurios: Während das Parken auf einem der neun Plätze draußen für drei Stunden - das Maximum - 3 Euro kostet, kann man im Parkhaus nebenan für nur einen Euro mehr den ganzen Tag parken.
Nach Angaben der Stadt sind die neun Parkplätze die einzigen außerhalb von Parkhäusern und Tiefgaragen, die in Lünen privat bewirtschaftet werden. Contipark teilt mit, das Unternehmen habe aktuell keine Pläne, noch weitere Parkplätze in Lünen zu bewirtschaften.
Berichtet aus Lünen über Lünen für Lünen. Jahrgang 1958, Urgestein bei Lensing Media, seit über 40 Jahren im Geschäft. Vieles hat sich in dieser Zeit verändert, eines nie: Die Leidenschaft für Lokaljournalismus.
